Sebastian
über eine Brücke überquert werden. Grenzlinien markierten die Stellen, an denen ähnliche Landschaften einer Landschafferin miteinander verbunden waren, egal, wie groß die physikalische Distanz zwischen ihnen auch sein mochte.
So war es in Ephemera. Es konnte passieren, dass jemand nicht dazu in der Lage war, eine Brücke zu überqueren, um ins Nachbardorf zu gelangen, wenn seine Resonanz nicht mit diesem bestimmten Ort übereinstimmte, aber er konnte eine Grenzlinie überschreiten und durch ein Dorf in einem völlig anderen Teil der Welt laufen.
Ein paar Minuten später rasten sie am Rand einer Klippe entlang, die Sebastian erkannte - genauso, wie er den See erkannte. Er fühlte, wie das Wasserpferd zögerte, zweifellos führte das Wasser den Dämon in Versuchung. Aber es blieb auf dem Land, anstatt nach einem Weg zu suchen, die Klippe hinunterzuklettern. Kurz danach verlangsamte das Wasserpferd seinen Lauf und hielt vor der Tür von Sebastians Cottage an.
Noch immer konnten sie den langsamen Tanz der Wellen mit dem Sand und den Steinen am Ufer hören.
Das Wasserpferd seufzte - und ließ ihn frei.
Dankbar für die Hilfe und vorsichtig aufgrund der dämonischen Natur des Wasserpferdes, rutschte Sebastian von seinem Rücken herunter. »Vielen Dank«, sagte er, während er seine Hand auf den Türgriff seiner Haustür legte.
Das Pferd sah ihn einen Moment lang an, drehte sich dann um und trabte den Weg zurück, den es gekommen war.
Er hatte vorgehabt, nur rasch sein Bündel abzulegen und in den Pfuhl zu laufen, aber der leichte, weibliche Duft, der noch in der Luft lag, veranlasste ihn, sich auch in den anderen Räumen des Cottages umzusehen.
Er fand Gloriannas Nachricht neben der Tüte mit den Kaffeebohnen.
Sebastian,
es gibt etwas, um das ich mich in einer anderen Landschaft kümmern muss. Danach komme ich wieder. Wir müssen uns unbedingt unterhalten. Sei vorsichtig.
Keine Unterschrift. Sie unterschrieb ihre Nachrichten nie. Noch nicht einmal mit ihren Initialen. Seit er sie nur noch so unregelmäßig sah, ließen diese anonymen Nachrichten sie irgendwie weniger … real erscheinen.
Aber wenn man in Betracht zog, was die Zauberer und die anderen Landschafferinnen von ihr dachten, war das vielleicht genau ihre Absicht.
Aber - Tageslicht! - die Nachricht bedeutete, dass sie hier gewesen war. Wenn er ein paar Stunden gewartet hätte, bevor er in die Stadt der Zauberer aufgebrochen war, hätte er mit ihr sprechen können, anstatt Koltak gegenübertreten zu müssen.
Ihm schauderte. Mit dem Handrücken rieb er sich die Stirn. War er krank? Auf jeden Fall fühlte er sich nicht gut. Aber möglicherweise war es auch nichts weiter als die leichte Übelkeit, die das Wiedersehen mit der Stadt der Zauberer in ihm hervorgerufen hatte - und die Erinnerung an Dinge, die er schon so lange zu vergessen versuchte.
Auf Philos Fahrrad fuhr er zurück in den Pfuhl. Als er in den Innenhof rollte, fragte er sich, wie lange er wohl fort gewesen war - wurde es in den Landschaften des Tageslichts langsam wieder dunkel, oder brach gerade ein neuer Tag an?
Aber der Pfuhl erlebte niemals einen Sonnenauf- oder einen Sonnenuntergang, also was spielte es für eine Rolle?
Gib’s zu. Du bist enttäuscht, dass du das Tageslicht nicht gesehen hast. Das ist einer der Gründe, aus denen du bereit warst, die Stadt aufzusuchen. Um die Welt im Tageslicht zu sehen. Um die Sonne auf deinem Gesicht zu spüren. Du hast die Sonne aber nicht gesehen. Hast sie seit Jahren nicht mehr gesehen. Ein Inkubus ist schließlich die Art von Liebhaber, den die Frauen lieber im Dunkeln treffen wollen.
Er war unruhig, und als er das Fahrrad zum Lagerhaus am Ende des Innenhofes schob, versuchte er, das wachsende Verlangen nach der Jagd zu unterdrücken - ein Verlangen, das stärker war, als alles, was er in den letzten Wochen verspürt hatte.
Teaser saß an einem Tisch in der Nähe. Es waren noch viele Tische frei, was bedeutete, dass der andere Inkubus es vorgezogen hatte, den koketten Spielchen auszuweichen, die normalerweise an den Tischen stattfanden, die näher an der Straße standen.
Und das sah Teaser gar nicht ähnlich.
»Warum bist du nicht unterwegs?«, fragte Sebastian, als er einen Stuhl heranzog und sich zu ihm setzte.
Teaser schenkte ihm eine schale Version seines sonst so großspurigen Lächelns. »War nicht in der Stimmung.« Er hob seinen halb leeren Bierkrug und zeigte dann mit dem Finger auf Sebastian.
Ein paar Minuten
Weitere Kostenlose Bücher