Sebastian
Leider bestätigte es auch, dass er noch einen langen Marsch vor sich hatte, bis er nach Hause gelangen würde.
Sebastian lief weiter. Ihm war klar, dass er genauso gut von der Magie des Dämons in Bann geschlagen werden konnte wie jeder Mensch. Die Nüstern des Pferdes bebten, als ob es seinen Duft aufnehmen wollte, es sich aber nicht näher an ihn herantraute. Für einen Dämonen war das ein sehr seltsames Verhalten. Normalerweise versuchten sie, Menschen dazu zu verführen, sich auf einen verhängnisvollen Ritt auf ihrem Rücken einzulassen.
Mit einer langsamen Bewegung streckte Sebastian eine Hand aus. Das Wasserpferd streckte seinen Hals und kam mit dem Maul nahe genug an ihn heran, um ihn zu beschnuppern. Dann trat es zurück, warf seinen Kopf nach hinten und lief auf eine glitzernde Wasserfläche zu.
Als Sebastian ihm nicht folgte, kam das Wasserpferd zurück.
Sebastian schüttelte den Kopf. »Ich weiß, was du bist. Mit jemandem deiner Art gehe ich nicht in die Nähe des Wassers.«
Wieder warf das Wasserpferd den Kopf zurück. Stampfte mit einem Huf auf den Boden.
»Nein«, sagte Sebastian entschlossen.
Das Wiehern des Pferdes klang traurig. Fast flehend.
Er konnte sich das Verhalten des Dämons nicht erklären und sah zu der glitzernden Wasserfläche hinüber - und kam zu der schrecklichen Gewissheit, dass er bereits wusste, was das Wasserpferd ihm zeigen wollte.
Hastig schritt er auf das Wasser zu, ohne zu bemerken, dass seine Hand auf dem Hals des Pferdes ruhte. Am Ufer des Teiches lag etwas Dunkles, Aufgeblähtes, und sie hielten an. Sebastian versuchte, näher heranzugehen, konnte aber nicht. Das Wasserpferd hatte seine Magie eingesetzt, um Sebastians Hand an seinen Hals zu binden und hinderte ihn so daran, dem Rand des Teichs zu nahe zu kommen.
Nicht, dass er wirklich näher herangehen wollte. Wächter und Wahrer, das hier war ein Teich, gespeist von kleinen Bächen. Die Kreaturen, vor denen man sich in dieser Landschaft hüten musste, waren die Wasserpferde. Aber irgendetwas hatte nicht nur eines der Pferde getötet; es hatte riesige Stücke aus seinem Körper gerissen. Sie gefressen. Der Körper des Wasserpferdes zitterte, als es vom Teich zurückwich und Sebastian mit sich zog.
Kein Mensch würde den Tod eines Wasserpferdes bedauern. Schließlich ertränkten diese Dämonen jeden Menschen, der dumm genug war, auf ihnen reiten zu wollen.
Aber die Art, wie der tote Körper zugerichtet worden war...
Wie viele dieser Bestien hatten den Weg in die dunklen Landschaften gefunden? Und woher waren sie gekommen?
»Ich …« Sebastian räusperte sich. »Ich muss zurück in den Pfuhl. Ich muss den anderen davon erzählen.« Er versuchte, sich von dem Wasserpferd zu entfernen, aber seine Hand war noch immer von dessen Magie gebunden.
Das Pferd drehte den Kopf und betrachtete ihn. Dann löste es die Verbindung. Aber als Sebastian sich vom Teich entfernte, stellte es sich ihm in den Weg.
»Was willst du?« Er war müde, hungrig, frustriert, und er hatte Angst. Oh ja. Er fürchtete sich. Er brauchte nicht noch einen Dämon, der seine Spielchen mit ihm trieb.
Das Wasserpferd warf seinen Kopf zurück und hob dann abwechselnd die Hufe an.
Vier Beine, die nicht müde wurden. Vier Beine, die schneller rennen konnten, als seine eigenen.
»Du bietest mir an, auf dir zu reiten?«, fragte Sebastian.
Das Wasserpferd nickte mit dem Kopf.
»Keine Tricks? Kein Galopp ins tiefe Wasser um mich zu ertränken?«
Kopfschütteln.
»Warum?« Er kannte die Antwort bereits, bevor das Pferd den Kopf wandte und zum Teich blickte. Sie haben auch Angst.
Er war es nicht gewohnt, auf einem Pferd zu sitzen, und so stieg er mit wenig Geschick und noch weniger Anmut auf. Dem Wasserpferd schien es nichts auszumachen, und als er das Kitzeln der Magie in seinen Beinen spürte, erkannte er den einen Vorteil, den diese Art von Pferd zu bieten hatte - wenn das Wasserpferd sich nicht selbst dazu entschloss, seine Beute loszulassen, konnte man gar nicht herunterfallen.
Sie flogen geradezu über das Land und über die Flüsse hinweg, bis Sebastian einen Grenzstein entdeckte. Als sie an ihm vorbeizogen, verspürte er das Prickeln, das bedeutete, dass sie sich jetzt in einer anderen Landschaft befanden.
Grenzen und Grenzlinien nannte Glorianna diese Konturen. Grenzen trennten verschiedene Arten von Landschaften - oder alle Landschaften, die eine Landschafferin kontrollierte, von denen, die einer anderen gehörten - und konnten nur
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