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Sechs Brüder wie wir

Sechs Brüder wie wir

Titel: Sechs Brüder wie wir
Autoren: Ravensburger
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sagte Jean Eins.
    „Und wer von euch hatte die geniale Idee, das mitten im Umzug zu spielen?“, fragte Mama.
    „Jean Eins“, sagte Jean Vier. „Wir wollten erst gar nicht, aber er hat uns dazu gezwungen.“
    „Das ist nicht wahr!“, rief Jean Eins.
    „Doch!“, krächzte Jean Drei, der noch immer, von Papas Faust an seinem Hosenbund gehalten, in der Luft baumelte. „Und wenn Jean Zwei nicht gemogelt hätte, dann hättet ihr mich nie entdeckt!“
    „Ist dir klar, dass du um ein Haar mutterseelenallein in einer Lagerhalle in Toulon gelandet wärst?“, brüllte Papa ihn mit hochrotem Kopf an.
    „Wo die Ratten dir die Ohren angeknabbert hätten“, feixte Jean Eins.
    „Jetzt reicht’s, Jungs“, sagte Papa. „Ich schicke euch alle miteinander ins Erziehungsheim!“
    „Na, jetzt wollen wir uns alle mal wieder beruhigen“, sagte Mama, die spürte, dass die Stimmung zu kippen begann. „Die Hauptsache ist doch, dass Jean Drei glücklich und wohlbehalten wiederaufgetaucht ist, alles andere …“
    „Hast du mal auf die Uhr geschaut?“, erwiderte Papa. „Wegen dieses kleinen Dummerchens kommen wir jetzt erst in der Dunkelheit bei deinen Eltern an!“
    „Weil Sie grade dabei sind“, sagte der Boss der Umzugsleute, „ich will mich ja nicht in Dinge einmischen, die mich nichts angehen, aber wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Wenn wir später als vorgesehen ankommen, kostet Sie das extra.“
    „Wie, dann kostet mich das extra?“ Papa war so wütend, dass er Jean Drei losließ.
    „Vorschrift von der Gewerkschaft“, sagte der Boss. „Überstunden.“
    „Jungs“, sagte Mama sehr ruhig und gefasst, „ich glaub, wir steigen jetzt besser schon mal alle ein.“
    Als Papa seinen Disput mit dem Boss der Umzugsleute beendet hatte, setzte er sich ohne ein Wort zu sagen hinters Lenkrad. Er legte den ersten Gang ein, umkurvte die Absperrung hinter der Tankstelle und bog dann in Gegenrichtung auf die Straße ein.
    Im Auto hätte man eine Stecknadel fallen hören können.
    „Na dann“, meinte Mama nach einiger Zeit. „Ende gut, alles gut. Findest du nicht auch, Liebling?“
    Da drehte sich Papa zu ihr und sagte: „Erinner mich dran, bevor wir das nächste Mal umziehen und gleichzeitig in Urlaub zu deinen Eltern fahren, häng ich mich lieber gleich selbst auf!“

Unsere Familie hat nicht besonders viel Fantasie. Mein Großvater heißt Opa Jean und meine Großmutter Oma Jeannette.
    Jean Eins, der sich heimlich mit seinem Taschengeld Comics kauft, hat für Opa einen Spitznamen erfunden, und zwar Jean Supermann. Das klingt fast so wie die Namen der Helden in seiner Lieblingsserie. Wir bekommen nicht viel Taschengeld, deshalb kauft sich Jean Eins nur Hefte, in denen jede zweite Seite farbig ist. Er sagt, dass das Wort „super“ aus dem Lateinischen kommt und dass es „der Größte“ bedeutet. Comics zu lesen, behauptet er, hilft ihm in der Schule weiter. Wie bescheuert kann man bloß sein?
    In Wahrheit hält sich Jean Eins selbst für Supermann, bloß weil er eine riesengroße Streberbrille hat, genau wie Clark Kent. Um ihn zu ärgern, nenne ich ihn immer Jean Blödmann, und er sagt dann jedes Mal, der eigentliche Jean Blödmann sei ich, und dann fangen wir zu raufen an, aber das ist eine andere Geschichte …
    „Das kannst du noch nicht verstehen“, feixte Jean Eins, „weil du noch in der Grundschule bist. ‚Jean Supermann‘ bedeutet, ‚der Ahnherr von allen Familienmitgliedern namens Jean‘, deswegen muss Opa doch nicht mit wehendem Mantel von Hochhäusern springen …“
    Letztes Jahr hatten Opa Jean und Oma Jeannette eine geniale Idee: Sie haben ein großes Haus auf dem Land gekauft, wo wir sie alle besuchen können.
    „Nichts ist besser für Kinder als die gute, frische Landluft“, verkündete Oma Jeannette, die große Angst vor Bazillen hat und mindestens zehnmal am Tag will, dass man sich die Hände wäscht. „Und außerdem hat eure kleine Sippe dann einen Ort, wo ihr immer eure Sommerferien verbringen könnt.“
    Mama hasst Urlaub auf dem Land. Papa auch, aber nur, weil er da die Eltern von Mama ertragen muss. Vor allem Oma Jeannette …
    „Und dass du ihr bloß nicht den Zwischenfall mit Jean Drei erzählst!“, sagte Papa kurz vor der Ankunft. „Das würde deine Mutter noch jahrelang zum Besten geben.“
    Mama drehte sich zu uns um, um uns letzte Anweisungen zu geben. „Erstens, keinen Rabatz während der Mittagsruhe. Zweitens, absolutes Verbot, auf den Betten herumzuhüpfen.
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