Sechs Richtige (German Edition)
schick hier. Das wird bald voll abgehen, wegen
Face of the year
. Echt, Antonia, ich find das total klasse, dass du mich gefragt hast.»
«Gut, dass du angerufen hast», krächzte Antonia und mobilisierte ihre letzten Kräfte, um nicht aggressiv rüberzukommen. «Wollen wir das, was war, nicht einfach vergessen, und wir beide fangen noch mal von vorne an?»
«Ja, genau.» Wie es sich wohl anfühlte, wenn man jemandem die Halsschlagader mit den Schneidezähnen durchtrennte?
17
«Ganz ehrlich, ich hätte nie gedacht, dass ich so was gut finden würde.» Jan und Fridtjof saßen im Cockpit des Bootes
Letj Oapele
, was Helgoländisch war und übersetzt «Kleiner Apfel» hieß. Jeder hatte einen Teller vor sich, sie hatten Nudeln mit Tomatensoße auf dem kleinen Spirituskocher gekocht und sahen der Sonne zu, die gerade unterging. Es wurde etwas kälter.
«Schade, dass es schon zu kalt zum Baden ist», sagte Fridtjof. «Aber egal. Hauptsache, wir haben unsere Ruhe.»
Jan nickte. Es war herrlich hier draußen. Die Ruhe wurde nur von ein paar Vogelstimmen unterbrochen, ansonsten waren sie allein. Für Jan war das absolutes Neuland. Er war den grundsätzlichen Lärm einer Großstadt gewohnt, und ihm kam die Ruhe hier fast gespenstisch vor.
Mit Fridtjof redete er über alles, und sie schwiegen auch zusammen. Es war einfach angenehm. Die Hektik und den Lärm von früher vermisste Jan momentan gar nicht. Es wurde immer dunkler, und sie hörten das Wasser langsam wiederkommen.
«Du, Jan», sagte Fridtjof, der lange überlegt hatte, ob er den Freund deswegen ansprechen sollte.
«Ja?»
«Ich muss dich mal was fragen. Es geht um …»
«Meine Schwester Vanessa», vervollständigte Jan den Satz.
«Woher weißt du das?»
«Weil ich nicht ganz bescheuert bin. Erstens mal kenne ich meine Schwester ihr ganzes Leben lang, und zweitens habe ich beobachtet, was läuft. Du bist verknallt, und sie ist verknallt. Ihr seid beide nur leider zu blöd, das mal voranzutreiben.»
«Ich … äh, ja, ich bin verknallt, aber sie doch nicht. Da ist doch dieser Typ aus Frankfurt.»
«Marko», sagte Jan verächtlich. «Hör mir mit diesem Schwachmaten auf. Dem hätte ich von Anfang an eine reinhauen können, ein widerlicher Typ.»
«Aber Vanessa ist doch immer noch in ihn.»
«Nein, sie ist nur beleidigt. Und wenn du endlich mal was machen würdest, wäre alles anders.»
«Was soll ich denn machen? Und wie?», fragte Fridtjof.
«Hör zu.»
Eine halbe Stunde später standen sie auf.
«Alles klar so weit?», fragte Jan, und Fridtjof nickte.
«Okay. Dann können wir uns jetzt wieder wichtigeren Dingen zuwenden.»
«Danke, Jan.» Fridtjof war froh, Jan war ein echter Freund. «Ich hab ’ne Idee. Hast du Lust, mal nachts zu segeln?» Er schaute Jan erwartungsvoll an.
Der nickte. «Klar.»
«Bestens. Dann ist es jetzt so weit. Pass auf, das wird total geil.»
«Du bist also Sophia, hey, hey, super, ich bin Fiffi.»
Sophia nickte. Sie empfand es als eine Zumutung, dass sie mit anderen Mädchen in einem Mehrbettzimmer schlafen musste, die Kaffeesorte war nicht «ihre» Marke, das Möwengeschrei nervte, die Stühle im Frühstücksraum waren zu hart, die blöde Psychologin nannte eine Müslischüssel gütig Cerealienspender, und überhaupt war alles gar nicht so, wie sie es gewohnt war. Allerdings bemühte sie sich unglaublich, das nicht zu zeigen, weil sie natürlich nicht als Superzicke rüberkommen wollte. Aber Antonia merkte es schon. Sie kannte Sophia lange genug und wunderte sich ein bisschen darüber, warum sie das alles früher nie blöd gefunden hatte. Vielleicht machte Freundschaft ja blind.
Sie saßen alle gemeinsam im Frühstücksraum. Gleich sollte es losgehen.
«Ich finde es schlimm, dass ich die ganze Zeit so tun muss, als fände ich es total geil, dass Sophia hier ist», raunte Antonia ihrer Schwester zu. «Dabei würde ich ihr am allerliebsten die Haare ausreißen oder so.»
«Das kriegst du schon hin.»
Fiffi klatschte in die Hände. «Seid ihr bereit? Habt ihr alle gut geschlafen?» Sie wartete die Antwort gar nicht erst ab. «Ihr wisst ja bereits, dass euch hier andere Aufgaben als bei den herkömmlichen Topmodel-Formaten erwarten. Barbie wird euch jetzt eure Klamotten für heute geben, dann geht es los.»
Barbie, die bei Fiffi als Assistentin erfolgreich angeheuert hatte, verteilte freudestrahlend Overalls und Gummihandschuhe.
«Was sollen wir denn damit?»
«Anziehen natürlich», jubilierte Barbie. «Das
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