Sechs Richtige (German Edition)
sind voll die coolen Dinger. Die hat Jérôme designt.»
«Trotzdem sehen die aus wie Lumpen.»
«Aber Jérôme hat sie designt», wiederholte Barbie. «Dann müssen sie doch toll sein. Und es muss eine Ehre für euch sein, sie zu tragen.»
«Das sind die Hafenduschen für die Gastlieger», erklärte Fiffi eine Stunde später freudig. «Also für die Leute, die mit ihren Booten herkommen. Sehr viele haben keine Dusche an Bord, aber der Mensch will sich ja waschen, hihi. Meistens jedenfalls. Deswegen gibt es an allen Häfen sanitäre Anlagen.»
«Aha», sagte Sophia. «Und was hat das mit
Face of the year
zu tun? Das ist total eklig hier. Können wir bitte wieder rausgehen?»
«Später», erklärte Fiffi. «Zuerst wird hier hübsch sauber gemacht.»
Ein Raunen machte sich breit, und die Mädchen schauten sich angewidert um.
«Aber warum denn?», fragte Leilani. «Was soll das bringen?»
«Ganz einfach. Dörte Huber, die hier arbeitet, ist schon recht alt und kann nicht mehr so viel machen. Das ist sie.»
Eine ungefähr 500 Jahre alte Frau kam zum Vorschein. Sie ging gebückt und schien aus Gicht und Rheuma zu bestehen. Antonia hatte sie zusammen mit Frauke schon ein paarmal gesehen, aber nur kurz hallo gesagt. Himmel, diese alte Frau musste hier tagaus, tagein putzen.
«Meine Güte», sagte Sophia leise.
‹Diese blöde Kuh›, dachte Antonia wütend.
«Wir haben uns gedacht, dass es schön wäre, wenn Dörte mal einen Tag freihat.» Fiffi strahlte schon wieder.
«Ja, das finde ich auch.» Sophia nickte ernst und verständnisvoll.
Das darf ja echt nicht wahr sein. Antonia wurde immer wütender. Dieses scheinheilige Biest. Am liebsten würde sie sich doch umdrehen und so schnell wegrennen, wie sie konnte.
«Ab jetzt seid ihr gefragt», sagte Fiffi. «Es geht darum, dass Duschen und Klos und Umkleidekabinen so gut wie möglich gereinigt werden. Und zwar in einer Stunde.»
«
Eine
Stunde?» Leilani war entsetzt. «Das geht nicht. Das sind doch viel zu viele Klos und Duschen.»
«Ihr müsst es eben organisieren.»
«Was soll das bringen?», fragte ein anderes Mädchen.
«Ihr sollt zusammenarbeiten. Miteinander, nicht gegeneinander.»
«Wie beknackt ist das denn?» Eine Rothaarige warf ihre Haare zurück. «Ist das hier eine Psycho-Show? Sollen wir noch unseren Namen tanzen und gemeinsam Kartoffeln anbauen oder was?»
Fiffi ging nicht darauf ein. Sie schaute auf ihre Uhr und deutete auf Eimer, Lappen, Schrubber und Reinigungsmittel, die vor ihr standen. «Es liegt an euch! Wer nicht mitmacht, ist draußen.»
«Aber …», begann Sinditt, die, wie sie erzählt hatte, nur Sinditt hieß, weil der Beamte auf der Stadtverwaltung eine Mittelohrentzündung gehabt hatte und statt Sina-Britt eben den Namen Sinditt eingetragen hatte. Man hatte das so spät gemerkt, dass man es nicht mehr ändern konnte, aus welchen Gründen auch immer.
«Geht’s denn heute auch noch mal los?», nölte einer der Kameramänner herum. «Der Tag hat keine 24 Stunden.»
Lilly und Bonnie, die auch da waren, sahen sich an.
«Nicht jeder muss gut in Mathe sein», flüsterte Bonnie dann.
Sie hatten nicht vor, länger als nötig hierzubleiben, denn sie warteten nur auf einen passenden Moment, um mit ihrer Höhlenexpedition beginnen zu können. Wenn alle beschäftigt waren, würde keiner merken, dass die beiden stundenlang unterwegs waren. Auf gar keinen Fall wollten sie, dass die Eltern etwas davon mitkriegten.
«Los geht’s!» Fiffi setzte sich auf einen der Klappstühle an der Seite und gab dem Kameramann das Zeichen.
Antonia schaute zu Sophia hinüber, die gerade leichenblass auf ihr iPhone starrte, und stellte froh fest, dass ihre Exfreundin aussah, als hätte sie auf hundert Zitronen gleichzeitig gebissen. Sophia und Klos putzen – ha!
«Ich habe hier keinen Handy-Empfang», sagte Fridtjof. «Und die bescheuerte Funkanlage geht nicht. Irgendwie muss das mit dem Aufprall zusammenhängen.»
«Scheiße!», rief Jan. «Was sollen wir denn jetzt machen?»
«Keine Ahnung. Hoffen, dass das Boot nicht sinkt. Das blöde Vieh dreht ja total durch.» Zum Glück hatte Fridtjof darauf bestanden, dass sie Rettungswesten trugen, was Jan erst nicht einsehen wollte, weil das Wetter so schön war, aber Fridtjof hatte ihn gezwungen. Jetzt war Jan dankbar dafür. Sie hatten sich mit dem Karabinerhaken an der Reling festgehakt und konnten im Prinzip nichts tun, als zu hoffen, dass dieses Drama schnell vorbeigehen würde.
Dabei hatte es so
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