Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sechs Richtige (German Edition)

Sechs Richtige (German Edition)

Titel: Sechs Richtige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
Vom Netzwerk:
man auf einen Wal drauffahren?»
    «Glaubst du im Ernst, die machen das freiwillig?», wurde sie von Antonia angeherrscht, während Hanno weiter ins Telefon brüllte. Der Leiter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger war dran. Die hatte es sich, wie der Name schon sagt, zur Lebensaufgabe gemacht, Menschen, die in Seenot geraten waren, zu helfen. Er versuchte, sich zu rechtfertigen. Man sei ja dabei, den Wal, der im Übrigen von den Medien Finni getauft worden war, was angesichts der Größe einfach nur lächerlich klang, zu überwältigen, aber das sei ein schwieriges Unterfangen, weil Wale ganz schön schnell seien.
    «Es ist mir egal!», brüllte Hanno. «Was würden Sie denn tun, wenn Sie im Fernsehen Ihren Sohn sehen, der an einem Wal festhängt, der die Nordsee durchpflügt?»
    «Ich habe nur eine Tochter», sagte der Mann, und Hanno regte sich noch mehr auf.
    Alle Anwesenden hatten mittlerweile ihre iPhones in der Hand und posteten bei Facebook den Ernst der Lage. Die Telefone klingelten um die Wette, viele aus Frankfurt wollten wissen, was denn mit Jan los sei und wie es dazu kommen konnte und ob das Live-Bilder wären und überhaupt. Antonia und Vanessa erzählten, was sie wussten, saßen bei Astrid und hielten sich an den Händen, die anderen Freundinnen von der Insel waren bei ihnen.
    «Mein Gott», sagte Vanessa dauernd und wusste nicht, um wen sie sich mehr Sorgen machen sollte – um ihren Bruder oder um Fridtjof. Sie beschloss, dass beide es gleichermaßen verdient hatten, und überlegte, ob sie das Vaterunser noch zusammenbekam. Es war schon eine Weile her.
    «Und ich dachte, hier ist gar nichts los», sagte Leilani. «Da war ja dieses starke Erdbeben vor ein paar Jahren nichts dagegen. Was sind schon Erdstöße gegen einen Ausflug auf einem Wal?» Entspannt lehnte sie sich zurück.
    Sinditt sagte: «Ich finde Finni sooo süüüß! Ich mag Fische.»

    «Fridtjof!», brüllte Jan. «Ganz ehrlich, ich weiß nicht, ob ich das gut finden soll oder nicht.»
    «Ich finde es nicht gut!», schrie Fridtjof zurück. «Aber können wir es ändern?»
    «Eigentlich ist es ganz nett von dem Tier!», brüllte Jan weiter. «Ich meine, er hätte das Boot auch einfach mit seiner Schwanzflosse zertrümmern können.»
    Der Wal sprang hoch, und die beiden wurden wieder hin und her geschleudert.
    «Wer sagt denn, dass er es nicht noch tut?», rief Fridtjof.
    «Das wäre dann nicht so gut!» Jan bekam es mit der Angst zu tun.
    «Natürlich nicht. Aber wir können dann sagen, dass wir von einem sehr großen Wal getötet wurden.»
    «Wir können dann, glaube ich, gar nichts mehr sagen», rief Jan verzweifelt. «Ich glaube auch nicht, dass ich das sagen will.»
    «Ich auch nicht», musste Fridtjof zugeben, und da kam schon wieder eine Welle.

    «Ich muss mich mal kurz hinsetzen, mir ist schlecht.» Bonnie hielt sich an der glitzernden Felswand fest und schluckte. «Das glaube ich alles nicht, das glaube ich alles nicht.»
    «Ich auch nicht, uiuiui.» Lillys Augen waren untertellergroß.
    «Opa würde tot umfallen, wenn er das sehen könnte.»
    «Ich falle auch gleich tot um.» Lilly atmete schwer.
    Nachdem die beiden die funkelnden Dinge, die von der Decke hingen, begutachtet und festgestellt hatten, dass es sich nicht etwa um schöne Naturgebilde handelte, sondern um lange Ketten, an denen Edelsteine hingen, konnten sie kaum mehr atmen. Bonnie hatte Lilly auf die Schultern genommen, und Lilly hatte einige der Ketten vorsichtig von den herabhängenden Felsteilen gelöst. Sie hatten die Rubine, Smaragde, Saphire, Amethyste, Turmaline und Brillanten angeschaut und waren blass geworden.
    «Warum glänzen die eigentlich? Die müssen doch schon Ewigkeiten hier liegen?»
    «Ich glaube, das hat damit zu tun, dass es hier keinen Staub gibt. Und es ist feucht. Hier wird ja nichts aufgewirbelt.» Lilly glaubte, darüber gelesen zu haben.
    «Wenn es das hier gibt, dann gibt es noch mehr», hatte sie gesagt.
    Und recht behalten. Sie waren ein Stück geradeaus gegangen, dann um die Ecke, und da sahen sie es.

    «Bewahrt Ruhe!», blökte jemand durch ein Megaphon, und wäre die Situation nicht so unfassbar skurril gewesen, hätte Jan lachen müssen. Sie rasten mit ungefähr 50 Stundenkilometern durch die Nordsee, und aus dem Helikopter über ihnen brüllte jemand, dass sie Ruhe bewahren sollten.
    Am meisten hatte Jan davor Angst, dass der Wal auf die Idee kommen könnte, mit ihnen und dem Boot unterzutauchen und länger

Weitere Kostenlose Bücher