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Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Titel: Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Hasselbusch
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Lottotypen essen? Hat er dir verraten, wer den Lottojackpot geknackt hat?« Ich schüttelte den Kopf.
    »Vermischen wir da nicht Berufliches und Privates, Frau Claussen?«, ermahnte sie mich mit gespielt ernster Stimme.
    »Ach, das ist doch nur so eine Art Meeting.« Wir waren auf dem Weg zum Parkplatz. Verena nahm mich in ihrem Auto mit, um mich zu Hause abzusetzen.
    »So, so, ein Meeting. Na, dann pass mal auf, dass dir nicht schummrig vor Augen wird.«

Das Gerücht ist wie Falschgeld:
Rechtschaffene Menschen würden es nie anfertigen,
aber sie geben es bedenkenlos aus.
    Clare B. Luce
    Dotz knallte mir eine. Nicht ins Gesicht, er knallte mir eine Zeitung auf den Tisch. Zwei Tage nachdem Helens Kinogutscheine aufgetaucht waren, und einen Tag vor dem Treffen mit Markus Röck feuerte mein Chef eine ›Hamburger Morgenpost‹ auf meinen Schreibtisch.
    »Können Sie mir das vielleicht erklären?« Sein Gesicht war feuermelderrot. Noch nie hatte ich intensiver das Bedürfnis verspürt, einen Krankenwagen zu rufen, so kurz stand Dotz meiner medizinischen Einschätzung nach vor einem Herzinfarkt. Die sollten ihn meinetwegen gleich abtransportieren, noch eine Minute länger mit ihm allein im Raum, und ich würde in der Notaufnahme landen.
    »Was meinen Sie denn?« Der Versuch, meiner Stimme Gleichgültigkeit und Stärke zu verleihen, misslang kläglich.
    »Haben Sie auch schon das Lesen verlernt?« Nein, hatte ich nicht. Die Buchstaben auf der ›Morgenpost‹ verschwammen vor meinen Augen, weil ich so sehr zitterte. Warum nur brachte der Mann mich so aus der Fassung? Langsam schärfte sich mein Blick und wanderte über die Titelseite. Ich erkannte einen modernen Wohnwagen. Davor hing ein Schild, das mir bekannt vorkam. Die Buchstaben auf Seite 1 setzten sich zu einer Schlagzeile zusammen.
    »›Kaschis heiße Kiste‹ aufgemöbelt.« Ich traute meinen Augenkaum. Karsten Kaschi Telgmann, mit dem ich vor wenigen Tagen noch in seinem verwarzten Wohnwagen gesessen hatte, thronte vor einem nigelnagelneuen Wagen, der ein Vermögen gekostet haben musste.
    »Wieso haben wir das nicht? Wieso lese ich eine Geschichte, die ursprünglich von uns kommt, in der Zeitung?« Dotz spuckte jedes seiner Worte unerbittlich aus und zielte dabei genau auf mein empfindliches Hörorgan.
    »Das wüsste ich auch gern«, antwortete ich wahrheitsgemäß.
    »Machen Sie sich lustig über mich?« Ich gewann allmählich meine Sicherheit wieder, weil ich die Frage wirklich nicht beantworten konnte. Es war mir ein Rätsel, wie Kaschi innerhalb kürzester Zeit wieder Würstchen verkaufen konnte.
    »Versteh ich auch nicht.«
    »Wieso haben Sie ihn denn nicht angerufen und nachgehakt?«
    Ein kehliges Lachen drang aus meiner Kehle. »Der hat gar kein Handy.«
    »Ach nein, und was hat er da in der Hand?« Ich zog die Zeitung näher an mich heran. In der rechten Hand hielt er eine Currywurst, in der linken tatsächlich ein iPhone.
    »Das hatte er neulich noch nicht!« Meine Ausrede klang kläglich.
    »Meine Mutter war letztes Jahr auch noch nicht tot. Die Dinge ändern sich Claussen, täglich!« Mochte ja sein, dafür hatte ich Kaschi überhaupt ausgegraben. »Klären Sie auf, was da passiert ist. Lesen Sie den Artikel.« Das tat ich gerade und suchte vergeblich nach einem grünen Glückskleeaufkleber. Der war entweder nicht da, oder der ›Mopo‹-Reporter hatte ihn übersehen. Dotz fabulierte unterdessen weiter: »Auf einmal stand der Wagen vor seiner Tür. Sehr, sehr dubios. Und wissen Sie, was merkwürdig ist?«
    »Was denn?« Keine Ahnung, was er noch in petto hatte, sein Tonfall verhieß jedenfalls, dass es keine Gehaltserhöhung war.
    »Der Kindergarten, Ihre Freundin im Fitnessstudio …« Ich bereute zutiefst, dass ich auf der gestrigen Morgenkonferenz von den Babysitter- und Kinogutscheinen erzählt hatte. »… und jetzt der Wohnwagen. Ich finde es irre, dass sich alles zum Guten wendet, über das Sie berichten.« Dotz lächelte vor sich hin. »Claussen, finden Sie heraus, was genau hinter der ›heißen Kiste‹ steckt. Schließlich haben Sie das Ganze an Land gezogen.« Eben! Sagte ich doch. »Man soll mir nicht nachsagen, ich sei nicht fair.« Genau. Fies, aber fair. »Das ist wirklich toll!« So schnell konnte es bei Dotz gehen. Eben war er noch kurz davor, einen in der Luft zu zerreißen, und kurz darauf war er voll des Lobes. Das war mir zu viel Achterbahnfahrt. Obwohl ich das Lob schon noch gerne mitnahm. Das ist wirklich toll, hatte Dotz

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