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Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Titel: Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Hasselbusch
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sonst wohin beißen können, weil ich mir mit einem dahingesagten Satz vermutlich einen Riesenärger eingebrockt hatte.
    »Ist doch egal, jetzt ist es raus. Wahrscheinlich wolltest du es nicht erzählen, damit dich nicht alle anbetteln. Wie viele Millionen hast du gewonnen?« Ein Schwall Hitze durchzog meinen Körper, mir wurde ähnlich schwindelig wie Verena neulich beim Zumba. Was passierte hier gerade?
    »Ich habe noch nie was im Lotto gewonnen«, spie ich André nahezu hysterisch entgegen.
    »Ja, ja, alles klar, aber mach dir keine Sorgen, ich sag’s keinem weiter!« André lachte sich scheckig. »Was stellst du denn jetzt an mit dem Geld?«
    »Gar nichts!«, schrie ich.
    »Typisch Frau. Millionen gewinnen, aber schön weiter bei Penny an der Kasse sitzen und sich nichts trauen.« Hatte ich André eben noch für seine aufmerksame Gesprächsführung gelobt? Ich nahm alles zurück.
    Gerade überlegte ich, wie lange ich unentdeckt bliebe, wenn ich André sein Mikro ins Auge rammen oder ihn mit der Schnur des Kopfhörers erwürgen würde, als die Studiotür von Dotz aufgestoßen wurde.
    »Also, das ist ja wohl die Höhe!« Er schrie noch ein paar Oktaven lauter als ich eben. »Wie haben Sie uns denn bitte an der Nase herumgeführt, Claussen. Den Lottojackpot knacken und dann noch Berichte darüber vorschlagen.« Er scannte mich abschätzend mit einem bohrenden Blick.
    » Ich habe das doch nicht vorgeschlagen. Sie haben mir den Auftrag gegeben.«
    »Du hast es zugegeben!«, feixte André.
    »Papperlapapp«, unterbrach uns Dotz.
    Er und André hatten sich so in die Jackpotgeschichte reingesteigert, dass sie keine rationalen Gedankengänge mehr anstellten. Denn dann wäre ihnen vielleicht aufgegangen, dass es noch unwahrscheinlicher war, im Lotto zu gewinnen, als mit einem Flugzeug abzustürzen. Und eine Radioreporterin zu sein, die einen Lottogewinner suchte und dann selbst den Jackpot geknackt haben sollte, ging rein rechnerisch in den ganz unteren Minusmöglichkeitsbereich.
    Aber Dotz hatte sich festgebissen. Unterstrichen wurde diese fatale Fehlinformation noch durch eine launige Moderation von André. Ohne dass ich eine Möglichkeit gehabt hätte, mich zu wehren, sagte er, dass die Lottojackpotgewinnerin gefunden sei, seine Kollegin Jule Claussen nämlich. (Herzlichen Dank auch für die erneute Namensnennung!) Und dass er die Hörer selbstverständlich in den kommenden Tagen auf dem Laufenden haltenwürde, was ich mit dem Geld anstelle, ob ich so eine spießige Anlagemaus sei oder doch eher auch mal was raushaue, zum Beispiel eine Runde schmeiße für den ganzen Sender.
    »Ich wäre froh, wenn ich mir meine Traumstiefel leisten könnte!«, sagte ich den Tränen nahe, als Dotz mich wieder feindselig ansah. Aus der Nummer würde ich so schnell nicht mehr rauskommen. Schließlich wusste man doch, dass alles, was in der Zeitung stand oder im Radio gesagt wurde, stimmte.
    Mich erinnerte das Ganze an einen schlechten Krimi: Nach Tagen der Jagd auf den Serienkiller konnte man ihn noch immer nicht dingfest machen. Da musste ein Kleinkrimineller herhalten, den man in U-Haft stecken konnte, um die Bürgerinnen und Bürger wieder einigermaßen zu beruhigen. Nach der glücklosen Suche nach dem richtigen Lottomillionär waren meine Kollegen offenbar ungeduldig geworden. Der Gewinner musste endlich her! Sonst sprangen die Hörer ab. Und deshalb steckten sie jetzt einfach mich gewissermaßen auch in U-Haft. Adieu, freies Leben! Aber wer konnte es meinen Kollegen auch verdenken. Äh, ja doch: Iiiiich!
    Warum hatte ich nicht die Klappe gehalten? Ich hätte die Intelligenz meiner Gegner nicht überschätzen sollen. Die glaubten noch, was man sagte.
    Ich wagte nicht, mir auszumalen, wer eben alles zugehört hatte. Mein alter Mathelehrer vielleicht, der fand, ich konnte noch nie mit Zahlen umgehen. Mein erster Freund Niklas, der mir in der zweiten Klasse versprochen hatte, uns als Erwachsene eine Traumvilla mit Murmelbahn zu kaufen. Oder aber die Frau im Eisladen, der ich immer noch dreißig Cent schuldete, weil ich neulich nicht genügend Kleingeld zur Hand hatte, aber unbedingt drei Kugeln haben wollte.
    Ich bekam prompt ein schlechtes Gewissen, weil all diese Menschen jetzt dachten, ich sei stinkreich und megageizig, obwohl mein Kontostand in Wahrheit schon am Dispo kratzte. Vonwegen, lass die Leute reden. Vielleicht sollte ich meine Bankberaterin in die Sendung einladen? Besser nicht. Mit der wollte ich so schnell keinen Kontakt

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