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Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Titel: Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Hasselbusch
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unseren Sender zu belegen. Die Interviews hatte bislang eine extern eingekaufte Fernsehmoderatorin gemacht. Dies sorgte stets für hitzigen Gesprächsstoff in der Redaktion, hätte doch jeder von uns Teile seiner Verwandtschaft verkauft, um die Berichterstattung übernehmen zu dürfen. Dass Dotz sich fürs Radio eine Fernsehschönheit aussuchte, sprach für seine Blindheit.
    »Wenn Sie mir den Samariter liefern, der die Glückspilzaufkleber verteilt, dann sind Sie unsere Frau für den Radiopreis.« War das gerade Erpressung? Wollte er mich zwingen, etwas preiszugeben? Es war eine ganz neue Position für mich, angeblich Informationen zu besitzen, die mich karrieretechnisch nach oben befördern könnten. »Sie sind die Richtige, um ein paar Connections für uns zu knüpfen.« Damit meinte er mich.
    Ich schaute auf die vielen Fotos in Dotz’ Büro und zählte schnell nach, mit wie vielen Promis er hier an der Wand hing. Allein sechs Fotos hinter seinem Schreibtisch. Alle Stars undSternchen, die zum Interview in den Sender gekommen waren, hatten nach der Befragung im Studio die Prozedur über sich ergehen lassen müssen, von Dotz in den Würgegriff fürs Foto genommen zu werden.
    »Und die Fernsehtussi?«, fragte ich respektlos.
    »Die ist raus!«, erklärte Dotz fahrig, so als würde man ihm drei Hosen vor die Nase halten, und die mit den braunen Streifen hätte er soeben mit einem Fingerschnippen aussortiert.
    »Was genau soll ich denn da tun?« Dotz machte eine weit ausholende Armbewegung in den Raum hinein.
    »Wir ziehen das diesmal ganz groß auf. Eine Sondersendung mit André im Studio, und Sie holen die ganz großen Namen ran für Interviews, Statements, Rührung, Tränen, Liebe, Neid, Hass. Ich will das ganze Programm.« Dotz sollte vielleicht nach Hollywood umsiedeln. Wenn man ihm so zuhörte, wie er eine zugegebenermaßen sehr glamouröse Veranstaltung im Hamburger Hafen zu einer Art Oscarveranstaltung aufbauschte, konnte man vermuten, dass er in seinen schlaflosen Nächten sämtliche Dallas- und Denver-Clan-Folgen seit Bestehen durchlaufen ließ.
    »Und was machen Sie?«, fragte ich.
    Er blickte kurz irritiert auf. »Na, ich knüpfe Connections.« Ich dachte, das sei meine Aufgabe. Das Konzept für die Megashow war offenbar noch nicht bis ins Letzte ausgeklügelt.
    »Sie sollen aber auch an die dicken Fische ran. Vielleicht können Sie ein paar Werbeverträge an Land ziehen.« Der Mann brachte mich komplett aus der Fassung. Vor ein paar Tagen wollte er mich noch aus dem Sender haben, dann beschimpfte er mich als Kollegenabzockerin, weil ich angeblich den anderen die Beiträge wegnahm, dann wählte er mich als Glamour-Reporterin aus, erpresste mich, und nun sollte ich auch noch die Arbeit der Marketingabteilung übernehmen? Wie kam er darauf? Na ja, von mir aus. Die Chance, eine ganze Sendung zu bestücken, würde ich mir selbstredend nicht nehmen lassen. Vielleichtfände ich den barmherzigen Geldverteiler ja noch und könnte meine Stellung im Sender dadurch festigen? Oder das Gegenteil würde passieren. Mir reichte es eigentlich schon, die hämischen Bemerkungen der anderen zu erahnen, selbstverständlich hinter meinem Rücken, die sich das Maul darüber zerrissen, wieso ausgerechnet ich zum Radiopreis dürfe. Wie ein Lauffeuer würde sich diese Nachricht über die Gänge verbreiten, in jedes Büro huschen, dort ein paar verbale Kapriolen schlagen, hier und da würden sich ein paar Unwahrheiten hinzumischen, sich multiplizieren und weiter den Weg durch die Etagen nehmen. Was dabei herauskäme, mochte ich mir gar nicht ausmalen. Am Ende würde es so schlimm, dass ich mich mit meinen falschen Millionen ins Ausland absetzen müsste.
    Apropos. Ich fixierte meinen Chef, der wahllos in seinen Unterlagen nach der Gästeliste für den Radiopreis suchte. Wieso war ich da nicht gleich draufgekommen? Er war immer noch der Meinung, ich sei die Jackpot-Jule und könne dem Sender, so ich denn wolle, zu Reichtum verhelfen. Je absurder mir diese Vorstellung vorkam, umso realistischer wurde sie. Und ich dachte, er hätte mich ausgesucht, weil ich eine gute Reporterin war. Lächerlich.
    »Sagen Sie mal, die Sache beim Radiopreis hat aber nichts mit meinem Lottogewinn zu tun?« Schnell schickte ich noch »mit meinem angeblichen Lottogewinn« hinterher. Das hörte Dotz nicht mehr, weil er mir übereifrig ins Wort fiel, um mir zu versichern, dass das eine rein gar nichts mit dem anderen zu tun habe. Also den Geldfritzen sollte

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