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Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Titel: Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Hasselbusch
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Leibwächtern auf Mallorca gekauft?« Daniels Organ war so laut, dass es auch ein Schwerhöriger mit Kopfhörern auf den Ohren mitbekommen hätte.
    »Nein, Daniel. Und wenn ich tatsächlich Geld hätte, dann würde ich mir auch keine Villa an der Elbchaussee kaufen. Ich hätte zu viel Angst vor dir.« Ich hatte sehr leise gesprochen. Dass Daniel jedes Wort verstanden hatte, sah ich an seinen Augen. Zum ersten Mal sprühten sie Unsicherheit aus, die dreckige Arroganz war kurz verloschen.
    »Haha. Lustig, Jule.« Flink verkrümelte er sich in seine Ecke, was für mich ein halbes Schuldeingeständnis war. Das hatte ich auch noch vor mir. Ich wollte Markus anrufen und mich entschuldigen für meinen blöden Auftritt. Ich versuchte es über den offiziellen Weg, über die Lottozentrale. Schließlich waren wir ja Berufspartner! Oder so ähnlich.
    »Nein, Herr Röck ist nicht da«, gab mir die junge Frau an der Zentrale Auskunft.
    »Wann kommt er denn wieder?«, fragte ich.
    Sie kramte in irgendwelchen Papieren und schickte ein langes »Ähhhh« durch die Leitung. »Ist der nicht schon länger im Urlaub?« Sie fragte es mehr in den leeren Raum hinein als an mich gewandt.
    »Das kann eigentlich nicht sein«, erwiderte ich. »Ich hatte gerade erst einen, nun ja, Geschäftstermin mit ihm.«
    »Ach so!« Das klang erstaunt. »Jedenfalls ist er momentan nicht da. Soll ich ihm etwas ausrichten?«
    »Nein, nein, ich melde mich wieder«, murmelte ich. Schade. Ich hätte meinen Fauxpas zu gerne sofort wiedergutgemacht.
    Einen Fehler zu bemerken konnte gerne mal ein wenig länger dauern bei mir, einen Fehler einzugestehen noch ein wenig, aber einen Fehler verziehen zu bekommen konnte von mir aus zügig vonstattengehen.
    Ob Markus so deprimiert war, dass er Hals über Kopf sechs Monate Urlaub eingereicht hatte? Konnte ich mir nicht vorstellen. Auf seinem Handy anzurufen traute ich mich nicht. Das wäre zu privat gewesen. Eine WhatsApp war der goldene Mittelweg, beschloss ich. Während ich über einen passenden Text nachgrübelte, loggte ich mich bei Facebook ein. Ich hatte zwölf neue Freundschaftsanfragen.
    Hey, ein Freund aus dem Studium, den ich ewig lange nicht mehr gesehen hatte, hatte mich bei Facebook gefunden. Zwei Kommilitoninnen ebenfalls. Wenn man sich die Zeit nahm und lange stöberte, konnte man auf längst im Gedächtnis vergrabene Menschenschätze stoßen. Oder auf Menschen, die man gehofft hatte, nie wiedersehen zu müssen. Ich nahm alle Anfragen an, bis auf eine eines Schulkameraden, der mich mal ins Kino eingeladen hatte und dann an der Kasse wollte, dass ich meine Karte selbst zahle. Der hatte es komplett vermasselt mit dieser Tour. Ich sollte mich doch lieber mit meinen eigenen aktuellen Verfehlungen befassen. Minutenlang formulierte ich an einer Entschuldigung für Markus herum.
    »Mit mir haben Sie keine sechs Richtigen, nur eine Falsche gezogen!« Ich löschte den Satz wieder. »Machen Sie sechs, äh, drei Kreuze, dass Sie mich los sind.« Auch diesen Mist schickte ich nicht ab. Eine innere Stimme sagte mir, dass es ausnahmsweise einmal an der Zeit sei, nicht mit knackigen, dreimal um die Ecke gedachten Wortwitzen aufzutrumpfen, sondern mit etwas Schlichtem.
    »Wie konnte ich nur so blöd sein? Es tut mir wirklich leid. Dürfte ich dich zum Sushi-Essen einladen, ganz privat unter vier Augen?« Diese WhatsApp schickte ich ohne langes Überlegenab. Mit dem Formulieren der Messages an Markus hatte ich kostbare Zeit verplempert, das Worddokument für mein Round-up-Gespräch war unterdessen leer geblieben.
    »Jule, du bist gleich dran, wo ist denn dein Skript? Ich kann es im System nicht finden.« Melanie scrollte durch die unterschiedlichsten Ordner.
    »Komisch, muss da irgendwo sein. Seit die das System umgestellt haben, findet man gar nichts mehr!« Dies war meine zweite Lüge heute. Ausgerechnet Melanie schwindelte ich an, die mir im Sender noch am meisten den Rücken stärkte.
    »Na ja, wird schon okay sein. Geh mal rein.« Ich schnappte mir zwei leere Zettel und ging zu André ins Studio.
    »Na, Glücksfee, zeig mal her, soll ich dich fragen, ob du schon dein Geld nach Liechtenstein geschafft hast?«
    »Wage es nicht!«, drohte ich ihm. »Frag mich, wer bisher den Glücksaufkleber gefunden hat. Ob man weiß, wer der Samariter ist, und ob das derselbe ist, der den Lottojackpot geknackt hat.« Ich gab André so zackige Anweisungen, dass er gar nicht auf die Idee kam, nach einem Skript zu fragen.
    Als wir auf

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