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Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Titel: Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Hasselbusch
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Stiefel, Sanierung, Testament und Liebe des Lebens. Die Sache mit dem frischgebackenen Vater unterschlug ich. All das reichte ihm, um für den nächsten Tag eine Titelgeschichte ins Heft zu bringen. Wer weiß, vielleicht würde ich auch bald mal auf die Zeitung umschwenken als Reporterin oder mich bei anderen Radiosendern umhören.
    »Dürfte ich noch schnell einen Fotografen schicken, der Sie alle vor diesem Gewürzladen fotografiert? Und könnten Sie noch diesen Lottomillionär aus Blankenese dazuholen?«
    »Na, klar. Wieso nicht. Carl und Kaschi sind beide da. Verena sag ich Bescheid. Und Herrn Schneider ruf ich an. Der freut sich bestimmt, wenn er von zu Hause weg kann. Und ich bin in ungefähr einer Stunde da.«
    Herrn Schneider erreichte ich sofort. Er hatte mir ja damals seine Handynummer gegeben. Er war gerade auf dem Weg nach Barmbek. Welch ein Zufall. Ich rief Markus an und fragte, ob er auch mit aufs Foto wolle. Er verneinte dies, versprach aber, mich in einer halben Stunde im Sender abzuholen.
    »Ein bisschen mehr nach rechts. Das Schaufenster mit den Paprikasäcken müsste zu sehen sein. Ja, so ist gut.«
    Der Fotograf postierte uns alle vor dem »Würz«. Kaschi, Carl, Verena, mich, Herrn Schneider und auch Bonny. Die hatte nichtrichtig Lust und büchste immer wieder aus, bis wir sie an die Leine nahmen.
    »Sag mal, kennen wir uns nicht irgendwoher?« Kaschi, also mein Vater, schaute Herrn Schneider prüfend an. Auch der meinte sich zu erinnern. »Das ›Barm-Quell‹?«, fragten beide. »Ja, genau. Sie haben mir damals als junger Spund den Wohnwagen verkauft.«
    »Na, klar!« Herr Schneider freute sich ein Loch in den Bauch, als er an seine Zeit als Automechaniker in Barmbek erinnert wurde.
    »Das gibt’s doch gar nicht!«, rief Kaschi. »Was ist denn aus dir geworden?«, fragte er.
    »Nicht das, was ich eigentlich wollte!«, antwortete Herr Schneider.
    »Wer ist denn das? Der ist ja nett!«, flüsterte Verena mir zu.
    »Das stimmt!«, gab ich zurück. »Aber er ist bestimmt fünfzehn Jahre älter als du«, wisperte ich.
    »Na und?« Verena drängte sich unauffällig neben Herrn Schneider. Der hakte sich sofort bei ihr ein.
    »Wer sind Sie denn?«, fragte er. Verena wollte gerade antworten, als ich aufgekratzt dazwischenging.
    »Sie ist meine beste Freundin und sie ist eine Lendengöttin!«
    Der Fotograf musste uns mehrfach ermahnen, endlich mal still zu stehen. Ich war nur froh, dass Daniel nicht die Fotos machte. Wie wohl die Überschrift lauten würde am nächsten Tag in der Zeitung?
    »Würzige Lotto-Liebe«? »Der alte Pfeffersack und die edle Samariterin«? »Sechs Richtige und eine Falsche«? Oder, in Anlehnung an eines meiner Lieblingsbücher: »Salz auf unserem Lottoschein«? Na ja, wir würden es ja zu sehen bekommen. Bis morgen war noch etwas Zeit. Dazwischen lag eine lange Nacht.
    Als der Fotograf durch war und sich verabschiedet hatte, gingen wir ins »Würz« und bestaunten den frisch renoviertenLaden. Bis auf den Apothekerschrank war alles neu. Helle Regale, frisch gewischte Wände, tatsächlich mit Chili, Paprika und Kaffee vermischt. Von der Decke baumelten Lavendelsträuße. Für mich hätte Carl wohl auch Mangos oder Mikrofone an die Decke gehängt.
    »Es sieht so einladend hier aus. Hilfe! Ich werde geblendet, es ist so hell«, rief ich. »Nicht, dass auf einmal ganz viele Kunden den Laden stürmen.«
    »Kaschi, du könntest mir vielleicht helfen?«, fragte Carl.
    »Nee, ich habe meinen Würstchenwagen. Ich wohn zwar nicht mehr im Wohnwagen, ich geh da aber jeden Tag hin. Es sei denn, Jule möchte das nicht.«
    Verena riss einen Karton auf, holte mehrere Gewürztüten hervor und sortierte sie in den Regalen ein.
    »Vielleicht helf ich dir ein wenig häufiger«, erklärte ich lapidar.
    »Das wär ja was«, sagte Carl. Ich meinte ein glückliches Lächeln zu sehen. Kaschi mochte zwar mein biologischer Vater sein, aber Carl würde für immer die Pflegevater-Position innehaben.
    »Aber nur unter einer Bedingung!«, sagte ich streng. »Ich brauch hier eine alte Orangenkiste zum Sitzen.«
    Er nickte verschwörerisch.
    Verena hörte gar nicht mehr auf, kleine, hübsch verpackte Tütchen aus den Kisten zu sammeln. Herr Schneider half ihr.
    »Das wird der Gwürzladen, ich sag’s euch! Hört mal, was es für abgefahrene Gewürzsorten gibt: Limonenpfeffer, Mozzarella-Würze, Pesto-Sugo getrocknet. Auf so was stehen die Amateur-Sterneköche«, erklärte sie.
    Bisher hatte Carl sich mehr auf

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