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Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Titel: Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Hasselbusch
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interessiert und mit Herzrasen das Gespräch.
    »Drücken? Ich? Vor der Verantwortung? Nein, niemals!« Kaschi hob langsam seinen Blick und schaute mich entgeistert an, wie einen Menschen, den er zum allerersten Mal sah. Seine Augen waren verschwommen, und sie waren karibikblau. Er war nicht bleich, er war weiß wie eine Wand. Und zitterte. Fast so doll wie ich.
    Ich nahm nicht wahr, dass einer nach dem anderen leise den Raum verließ, bis Kaschi und ich alleine zurückblieben. Nacheiner Ewigkeit brach er das Schweigen: »Gestatten. Telgmann mein Name. Du kannst aber auch Kaschi zu mir sagen. Und wenn du irgendwann mal willst, Papa.«
    Das Einzige, was mir dazu einfiel, war: »Wehe, du hast mir die dicken Knie vererbt!«
    »Jahrelang hat man keinen Vater und dann an einem Tag plötzlich zwei.« Einen Ziehvater (Carl) und einen biologischen (Kaschi). Mit diesem Spruch versuchte ich, meine Rührung zu überspielen.
    Die kleine Gesellschaft war wieder zusammengekommen. Kaschi und ich hatten nicht sonderlich viele Worte gewechselt, sondern einfach nur gestarrt (er) und geheult (ich). Immer und immer wieder riss ich komplett überdreht kleine Vater-Morgana-Witze und hielt mich die ganze Zeit bei Markus fest. Mein Vater war ein Würstchenbudenbesitzer, der einmal Millionär war. Und der die Frau geliebt hatte, deren Hund ich gehasst hatte. Wenn Frau Resche Kaschi nicht hätte abblitzen lassen, hätte der sich nicht mit meiner Mutter getröstet, und ich wäre nicht auf der Welt. So weit war ich gerade mit meiner Analyse gekommen. Im Grunde hatte ich also meiner nervigen Nachbarin meine Existenz zu verdanken. Das war mir vorerst zu viel.
    Bei dem Notar waren solche Familienzusammenführungen offenbar an der Tagesordnung, denn er hatte ganz ungerührt noch einen Punkt abzuhaken: »In der Liste der Investitionen steht, dass Frau Resche noch etwas für Sie hat, Frau Claussen. Sie bekommen Zugang zu ihrer Wohnung und sollen bitte im Schlafzimmerkleiderschrank nach einer Tüte suchen. Sie würden schon wissen, was gemeint ist.«
    Damit war die Sitzung geschlossen, und ich war froh, dass ich mich etwas ablenken konnte. Von meinem neuen Vater und anderen Nebensächlichkeiten.
    Da war er ja. Mein verloren geglaubter Angebeteter. Zuerst war ich mir nicht sicher, ob er es wirklich war. Dann jedoch, bei genauerem Hinsehen, erkannte ich ihn. Keiner war wie er. Ich streichelte ihn und flüsterte ihm leise Kosenamen zu. Nein, so schlimm war es nicht. Aber ich freute mich wie Bolle, als ich Maria Resches Kleiderschrank im Schlafzimmer öffnete. Bis ins Allerheiligste war ich bei ihr noch nie vorgedrungen.
    Erst suchte ich vorsichtig mit Blicken die Regalfächer ab. Überall lagen sauber und ordentlich gestapelt beige Blusen und hautfarbene Miederhöschen. Das konnte sie ja wohl hoffentlich nicht gemeint haben. Um auch an die hintersten Ecken zu gelangen, kniete ich mich hin und tastete die Schrankböden ab. Da, etwas aus Papier. Ich schob einige alte Mäntel zur Seite und hatte freien Blick auf eine Tüte, die farblich so gar nicht hierher passen wollte. Lila war sie und trug das Label des Schuhladens gegenüber. In der Papiertüte befand sich ein Schatz, von dem ich gedacht hatte, ich würde ihn nie wiedersehen. Die Stiefel!
    Eines Morgens hatten sie nicht mehr im Schaufenster gestanden, was mich in tiefe Verzweiflung gestürzt hatte. Maria Resche hatte sie gekauft. Was hatte die Verkäuferin noch gesagt: »Irgendeine Frau mit dünnen Beinen und dickem Portemonnaie.« Vielleicht hatte Frau Resche einen Strohmann, oder besser eine Strohfrau, geschickt.
    »Und die Dinger wolltest du unbedingt haben?« Carl betrachtete verständnislos die Lederstiefel, die jetzt im Frühling viel zu warm waren, die aber meine Lieblingsteile bleiben würden, selbst wenn die Haute Couture sie längst aussortiert hätte. »Und was haben die noch einmal gekostet?« Dass Carl es immer so genau wissen wollte. Frau Resche hatte mitgehört, als ich mit Carl im »Würz« über die Stiefel gesprochen hatte. Daher wusste sie, dass ich sie unbedingt haben wollte. Die Frage hatte er mir damals auch schon gestellt, an dem Morgen, als Ulf aus meinem Bett, aus meiner Wohnung, aus meinem Leben verschwunden war, weiler sich angeblich um seinen kränkelnden Vater hatte kümmern müssen.
    »Hab ich doch gesagt, irgendwas um die fünfzig Euro!«, antwortete ich vage.
    Carl schluckte das, Markus kniff kurz die Augen zusammen, Verena hätte sich weggeschmissen vor Lachen.
    »Jule

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