Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition)

Titel: Sechs Richtige und eine Falsche: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Hasselbusch
Vom Netzwerk:
so teure Edelschuhe kaufen, aber selbst hat sie immer so ausgelatschte Dinger getragen.« Carls Kommentar war sehr verächtlich, was auch Kaschi missfiel.
    »Sie war halt sehr praktisch veranlagt«, verteidigte er die Frau seines Lebens. Und sagte etwas hölzern zu der neuen Frau seines Lebens: »Dir stehen die Schuhe sehr gut.« Mit seiner neuen Vaterrolle musste er sich erst mal anfreunden. Ich wollte ihn gar nicht überfordern. Und mich erst recht nicht. Schließlich gab es ja auch noch die Carl-Kaschi-Freundschaft, die es aufzuarbeiten galt.
    »Sag mal, wollt ihr euch vielleicht mal zusammensetzen und das alles besprechen, was so passiert ist in letzter Zeit, also in den letzten Jahren, äh, Jahrzehnten?« Ich zog Markus zur Tür, um den beiden die Gelegenheit zu geben, sich auszusprechen und ihren Frieden zu finden.
    »Nö«, sagten beide gleichzeitig. »Is doch eigentlich alles gesagt!«

Wer Zahnweh hat, hält jeden,
dessen Zähne gesund sind, für glücklich.
Der an Armut Leidende begeht denselben Irrtum
den Reichen gegenüber.
    George Bernard Shaw
    Ich hatte einen Vater, und ich hatte die Story! Ich würde zum Radiopreis gehen. Meine Karriere war gerettet, ich würde kometenhaft durch die Decke gehen. Mit dieser Gewissheit betrat ich siegessicher und überpünktlich den Konferenzraum.
    »Ich weiß, wer der Samariter ist«, platzte ich auch prompt heraus.
    Dotz sprang vom Stuhl auf, rief: »Echt?« , rannte zu meinem Platz, umarmte mich, hielt meinen rechten Arm hoch und schrie Daniel an: »So sehen gute Reporter aus!«
    Diese Reaktion hatte ich mir zumindest erhofft. Stattdessen setzte Dotz eine komplett desinteressierte Miene auf und sah mich an wie jemanden, der der Masse ein großes Geheimnis mitteilen wollte, beispielsweise, dass Heiligabend am 24. Dezember war.
    »Ja, und?«, fragte Motz gleichgültig.
    »Na ja.« Ich war verunsichert. »Darum ging es doch die ganze Zeit. Ich sollte doch den suchen, der …«
    »Ja, ja«, fuhr Kotz dazwischen. »Aber was denken Sie sich eigentlich? Wir haben den Toten aus der Elbe. Darum müssen wir uns kümmern. Lotto interessiert doch keinen mehr. Und außerdem weiß man ja nie, ob Sie mit Ihren ständigen Zahnoperationen nicht ausfallen.« Schluss. Punkt. Aus.
    Vor einer Woche wäre ich an dieser Stelle noch in Tränen ausgebrochen, jetzt kratzte es mich nicht sonderlich. Viel zu viel war in der Zwischenzeit passiert. Mein Vater Karsten Telgmann, der mit den muskulösen Oberarmen, mit den irren Muckis, würde Dotz im Notfall verprügeln. Ha! Auch die überheblichen Seitenblicke von Daniel konnten mir nichts mehr anhaben. Hatte der etwa eine Wohnung, für die er keine Miete zahlen musste, weil sie ihm gehörte? Eine größere Sicherheit konnte man doch nicht besitzen, zumindest auf finanzieller Ebene. Maria Resche sei Dank.
    »Haben Sie noch einmal kurz eine Sekunde?«, fragte ich nach der Konferenz in Dotz’ Türrahmen lehnend. Der verdrehte genervt die Augen, winkte mich aber in sein Büro.
    »Was gibt’s denn noch?«
    Trau dich was, sprach ich mir Mut zu. Schließlich hat er es dir zugesagt. Frag ihn einfach.
    »Was ist denn eigentlich mit dem Radiopreis?«
    Dotz blieb ob meiner Dreistigkeit der Mund offen stehen. »Was soll damit sein?«
    »Sie haben gesagt, wenn ich den Samariter bringe, dann bin ich die Reporterin für den Radiopreis.«
    »Kann sein, aber das bringen wir ja nicht, dafür haben wir keinen Platz.«
    Er war es nicht wert, daher sprang ich ihm nicht an die Gurgel, sondern blieb ganz ruhig. Wer weiß, was Dotz so unglaublich unglücklich gemacht hatte.
    »Und wer macht nun den Radiopreis?«
    »Ja, hier, die Fernsehfrau. Wie immer!«, sagte er wie selbstverständlich.
    »Okay!« Dann ging ich.
    Ich war sogar ein wenig dankbar. Hatte ich wirklich Lust gehabt, mit dem Griesgram zu der Gala zu gehen und dann die ganze Arbeit selber zu machen, während er mich durchgehendangekeift hätte? Bei Dotz konnte ich mir nicht vorstellen, dass, so wie bei Maria Resche, hinter der ätzenden Schale ein menschenfreundlicher Kern steckte.
    Dotz wollte mich nicht, dann bot ich mich eben anderweitig an. In der Kontaktliste meines Handys suchte ich eine Nummer, wählte und hatte kurz darauf Thomas Christen von der ›Mopo‹ dran, dem ich indirekt die Gerüchte um meinen angeblichen Lottogewinn zu verdanken hatte. Aber das war vergessen. Ich gab ihm in Stichworten die Infos rund um Maria Resche, Carl, Kaschi, Wohnwagen, Jackpot, Kindergarten, Glücksklee, Karibikreise,

Weitere Kostenlose Bücher