Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi
dauern.“
„Schicksal“, erwiderte Fitz. „Deshalb wird von den Ownern Sorgfalt erwartet.“
„Wozu dienen die Münzen oder was ist da noch drin?“, fragte Lisa.
„In jeden Cache gehört mindestens ein Logbuch. Bei den kleineren handelt es sich meistens um Filmdosen mit einem schmalen Papierstreifen. Das Logbuch ist dann ein um einen Bleistift aufgerolltes Stück Papier. In größeren Behältern findet man Kleinigkeiten zum Tauschen. Man nimmt einen Gegenstand heraus und legt etwas Gleichwertiges hinein. Auch das trägt man ein. Die Münzen sind registriert und sollen möglichst weit reisen.“
„Wie registriert?“, wollte Lisa wissen.
„Im Internet. Dort trägt man als Owner oder Gründer die gelegten Caches ein. Jeder User hat eine Seite, auf der er alle gefundenen Caches eingibt, sich bedankt und eventuell darauf hinweist, wenn zum Beispiel das Logbuch fast voll ist oder sich ständig zu viele Muggel in der Nähe herumtreiben.“
„Und die Münze?“
„Die nimmt der Cacher mit zu seinem nächsten Ziel, legt sie hinein, dort findet sie ein anderer, der sie seinerseits mitnimmt und so weiter. Im Internet kann man verfolgen, welche Stationen die Münze passiert und wie weit sie reist.“
„Okay, du hast keine Münzen in deinen Caches?“
„Nein, ich lege meistens Multicaches. Entweder gebe ich alle Koordinaten von vornherein bekannt. Dann findet der Suchende in jeder Box einen Teil einer Sage oder einer spannenden Story, und nur wenn er alle zu dieser Serie gehörenden Verstecke findet, erfährt er die komplette Geschichte oder die Koordinaten für einen Bonuscache. Eine andere Möglichkeit ist es, nur die erste Koordinate anzugeben und in der Box ein Rätsel zu hinterlegen, das zum nächsten Cache führt, wenn man es richtig löst und so weiter.“
„Jetzt verstehe ich, warum ein Owner die Verstecke regelmäßig überprüfen muss“, sagte Corinna.
„Genau, es ist ja ärgerlich, wenn man bis zum zweiten oder dritten Cache gekommen ist und nicht zum letzten Ziel gelangen kann, weil ein Witzbold den Zettel mit dem Rätsel gestohlen hat.“
„Wie oft überprüfst du deine Caches?“, fragte Lisa.
„Solange ich keine Nachricht bekomme, dass etwas nicht in Ordnung ist, höchstens einmal im Monat.“
Lisa sah ihn überrascht an. „Das bedeutet, dass man sicher sein kann, dass die Box überprüft wird, wenn man sagt, dass jemand den Stift geklaut hat?“
Fitz schien zu verstehen, was sie andeuten wollte. „Genau. So könnte man den Gründer dazu bringen nachzuschauen.“
Corinna rief: „Herr Fitz, wir sollten bei Gelegenheit gemeinsam zum Geocachen gehen. Ich finde, es klingt aufregend, fast wie eine Schnitzeljagd. Die gab’s bei uns regelmäßig zum Kindergeburtstag. Mein Vater hat die Hinweise versteckt und meine Mutter hat dafür gesorgt, dass wir uns nicht verlaufen oder an einem Rätsel verzweifeln.“
Fitz wackelte mit dem Kopf. „Ich weiß nicht, ob das im Moment eine so gute Idee ist.“
„Wieso? Das Wetter soll doch schön bleiben.“
Lisa beschloss, sich zurückzuziehen. Sie hatte einiges erfahren, worüber es sich lohnte, nachzudenken. „Fitz, würdest du mir morgen eine Liste aller Caches schicken, die du gelegt hast?“, fragte sie. Nachdem er genickt hatte, setzte sie fort: „Ich wünsche euch einen schönen Abend. Genießt die Aussicht und das Essen.“
Lisa reichte ihnen die Hand, drehte sich um und ging davon. Als sie die Gartenpforte hinter sich zuzog, standen die beiden noch vor der Haustür. Sie winkte ihnen und eilte zu ihrem Wagen.
Als sie den Motor anließ, begannen die Nachrichten im Radio. Sie hörte auf dem Weg zu ihrer Wohnung aufmerksam zu. Von ihrem neuesten Fall war noch nichts durchgesickert.
10
Alfeld, Montag, der 5.9.2011
Sola fuhr im Schritttempo um den Sappi-Kreisel herum. Dieser Fitz hatte ihn abgehängt. Fitz, der ihn immer an eine Kakerlake erinnerte, die überraschend aus einem dunklen Winkel auftauchte und aus undurchsichtigen Gründen pausenlos dort herumrannte, wo man am allerwenigsten mit ihm rechnete.
Er wusste, dass Corinna Schwartz ihm vor rund drei Monaten auf dem Markt in Alfeld begegnet war und sich seither jedes Mal mit ihm getroffen hatte, sobald sie nach Abbensen gekommen war.
Dass sie sich allerdings hatte von Fitz abholen lassen und nicht von ihm oder Wagner, war eine Premiere. Hätte Voigt sie nicht gewarnt, sie hätten nicht einmal geahnt, dass sie ganz in ihrer Nähe war und jederzeit unverhofft hereinplatzen
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