Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi
konnte.
Was hatte sie vor? Er wagte nicht zu hoffen, dass sie aus romantischen Gründen erschienen war und überhaupt nicht plante, sich in die Geschäfte im Schloss einzumischen.
Er umrundete den Kreisel erneut. Obwohl Fitz sie in einem uralten Motorrad mit Beiwagen abgeholt hatte, war es Sola nicht gelungen, ihnen durch die Stadt zu folgen. Zwei Omas mit Rollatoren und eine Gruppe Kinder auf dem Zebrastreifen hatten ihn aufgehalten.
Widerwillig hielt er vor der Einfahrt zur Papierfabrik und googelte Fitz’ Anschrift mit seinem Handy. Nichts. Unter Fitz gab es keinen Eintrag im Telefonbuch.
Sola schloss die Seite und suchte unter Alfeld nach ihm. Er musste drei Artikel überfliegen, bevor er erfuhr, dass Fitz eigentlich Jonas Fredriksson hieß und auf dem Sindelberg wohnte.
Sola gab Gas. Die Navi-App wies ihm den Weg. Schon als er in die Straße einbog, sah er die drei Personen, die in einem Vorgarten standen und sich unterhielten. Er fuhr im Schritttempo an ihnen vorbei. Fitz und Corinna erkannte er sofort. Die andere Frau kam ihm vage bekannt vor. Auf den ersten Blick konnte er sie jedoch nicht einordnen.
Nachdem er das Ende der Straße erreicht hatte, wendete er. Er hatte Glück. Direkt gegenüber von Fitz’ Haus stand ein grüner Kangoo, ausreichend groß, sodass er dahinter anhalten konnte, ohne dass die drei ihn sehen konnten. Gleichzeitig war der Wagen offen genug, um sie beobachten zu können.
Die Körperhaltungen verrieten ihm nichts Unerwartetes. Die beiden Frauen wirkten, als würden sie sich gegenseitig belauern, während Fitz nichts zu bemerken schien und völlig gelassen zwischen ihnen stand.
Je länger das Gespräch dauerte, umso deutlicher hatte es den Anschein, als richtete sich die Aufmerksamkeit aller drei stärker auf das Thema und weg von ihren persönlichen Befindlichkeiten.
Sola ärgerte sich. Obwohl er das Seitenfenster heruntergelassen hatte, konnte er nicht verstehen, worüber sie sprachen. Gelegentlich wehte ein Satzfragment zu ihm herüber. Doch das ergab keinen Sinn, geschweige denn einen Zusammenhang, aus dem er hätte entnehmen können, worüber sie sich unterhielten.
Vielleicht sollte er noch einmal am Haus vorbeifahren, abrupt bremsen und so tun, als hätte er Corinna Schwartz zufällig entdeckt. Er runzelte die Stirn. Eine brillante Idee. Abgesehen davon, dass man nicht zufällig durch eine Sackgasse fuhr, würde es ihn nicht weiterbringen.
Nein, das Beste war, sich mäuschenstill zu verhalten. Sie durften auf keinen Fall ihre Neugier wecken. Unsichtbar bleiben, keine Aufmerksamkeit erregen, jede Annäherung im Keim ersticken.
Bisher war alles glattgegangen.
Corinna Schwartz hatte die Versorgungsgebäude hinter dem Schloss unmittelbar nach ihrer Fertigstellung inspiziert. Ständig in Begleitung von Wagner hatte sie Wäscherei, Lager, Werkstatt und die Garage für die Nutzfahrzeuge besichtigt und für ausreichend befunden. Folgerichtig sollte sie nun keinen Gedanken mehr daran verschwenden. Sie konnte sich im Gästebereich austoben und Wagner nerven. Von ihren anschließenden privaten Umgestaltungen in den Wirtschaftsgebäuden brauchte sie nie zu erfahren.
Er bemerkte, dass sich das Gespräch vor Fitz’ Haus dem Ende zuneigte. Ziemlich plötzlich, fand er. Die Fremde reichte beiden die Hand, drehte sich um und ging davon. Sie blieb auf dem Gehweg gegenüber. Nach wenigen Metern erreichte sie einen grünen Golf und öffnete die Beifahrertür. Er konnte nicht erkennen, was sie machte. Vielleicht legte sie etwas auf den Beifahrersitz. Jedenfalls dauerte es nicht lange. Kurz darauf lief sie um den Wagen herum, stieg ein und fuhr gleich los.
Sola erschrak, als sein Handy klingelte. Er schaute auf das Display. „Steinwand“, murmelte er. „Ausgerechnet jetzt.“
Er nahm das Gespräch an, meldete sich jedoch nur mit einem leisen Ja.
„Thomas Steinwand von Fischer & Gerling, Sie wollten mich sprechen?“
„Gut, dass Sie zurückrufen. Herr Wagner und ich würden gern ein paar Kleinigkeiten mit Ihnen besprechen. Sie verstehen, so kurz vor der Eröffnung brennt uns alles, was noch nicht hundertprozentig fertiggestellt ist, unter den Nägeln.“
„Null Problemo, ich kann sofort zu Ihnen herüberkommen.“
Sola prüfte im Rückspiegel, was sich in der Straße tat.
Während die fremde Frau auf der nächsten Garageneinfahrt wendete, verließen Fitz und Corinna den Vorgarten. Sie gingen, ohne sich zu berühren, bemerkte Sola, die Straße hinunter, in Richtung
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