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Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi

Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi

Titel: Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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Liebe, aber auch Macht und Geld. Würde ein Ehemann den Konzern beeinträchtigen? Stellte er eine potenzielle Gefahr dar?
    Lisa musste morgen unbedingt mit Fitz reden. Und sie musste sich dieses ominöse Wellness-Schloss-Hotel endlich einmal persönlich ansehen.
    Sie war schon fast eingeschlafen, als ihr eine weitere Frage durch den Kopf schoss. Woher stammte der Finger? Sie musste Ralf morgen unbedingt fragen, ob er von einem jungen oder einem alten Menschen stammte. Ob es möglich war, dass jemand im Altenheim verstarb und Robert Schwartz ihm einen Finger abschnitt, ohne dass es auffiel?

12
    Abbensen, Dienstag, der 6.9.2011
    Gabriel Sola rollte sich aus dem Bett, in dem Janka Baric leise vor sich hin schnorchelte. Normalerweise konnte er unter einer Eisenbahnbrücke schlafen, doch heute Morgen klang das sanfte Zischen beim Ausatmen in seinen Ohren lauter als eine Dampflokomotive.
    Eine gute Stunde hatte er bereits wach im Bett gelegen und an die Decke gestarrt. Jetzt würde er eine Runde laufen, und nach dem Duschen würde er klarer sehen.
    Er war in seinen üblichen Rhythmus gefallen, sein Kopf leerte sich mit jedem weiteren Schritt. Das Gelände des Schlosses lag längst hinter ihm. Er lief den Abbenser Berg hinauf und hatte soeben den Waldrand erreicht. Rechts und links von ihm erstreckte sich ein lichter Buchenwald. Mittlerweile war ihm das Gelände so vertraut, dass er kaum darauf achten musste, wohin er trat, obwohl der Waldweg ausgewaschen und ausgefahren war und nach jedem Unwetter in noch schlechterem Zustand zu sein schien als vorher. Trotzdem bevorzugte er die Wege aus Schotter. Auf geteerten Straßen lief man zwar sicherer, doch fühlte es sich gleichzeitig härter an und viel weniger nach Natur.
    Es war nicht so, dass er die Schritte zählte. Er dachte auch nicht absichtlich rechts, links, rechts, links. Dennoch füllte dieser Wechsel ihn aus, seinen Körper, seine Gedanken.
    Normalerweise.
    Rechts, links, einatmen, rechts, links, ausatmen, rechts … Er bemerkte die Wildschweine erst, als die vorderen den Weg bereits überquert hatten und im Unterholz verschwanden. Ein großes Tier blieb stehen, wandte ihm den Kopf zu. Es senkte den riesigen Schädel.
    Sola hörte auf zu atmen, spannte alle Muskeln an. Würde es angreifen? Konnte er schneller sprinten? Das Wildschwein kam einen Schritt auf ihn zu, während hinter ihm zwei weitere über den Weg liefen.
    ‚Los, dreh um‘, dachte er. ‚Lauf mit deinen Freunden in den Wald.‘
    Doch das Tier schien andere Pläne zu haben. Es kam direkt auf ihn zu. Vorsichtig wich Sola zurück. ‚Anschauen oder nicht?‘ Er wusste es nicht. Mit Hunden kannte er sich aus. Notfalls auch noch mit Pferden, aber mit einem Wildschwein?
    Er schrak zusammen, als es grunzte. Schritt für Schritt kam es auf ihn zu. Dabei schwankte es von rechts nach links. Erst jetzt bemerkte Sola den Geruch, der von dem Tier ausging.
    Der Wind. Er wehte vom Schwein zu ihm. Das Tier senkte seinen Rüssel auf den Boden, schob ein paar Steine zur Seite.
    Ob es ihn überhaupt bemerkt hatte? Sola kramte in seinem Hirn nach Informationen. Konnten Wildschweine gut hören oder gut sehen? Oder nur riechen?
    Riechen konnte nicht sein. Sola nahm seinen eigenen Angstschweiß wahr. Wieder grunzte das Vieh. Er bückte sich, hob einen Stein auf. Besser als nichts. War es näher an ihn herangekommen? Was hatte es vor?
    Sola wich noch ein Stück zurück. Er spürte den losen Stein unter seiner rechten Schuhsohle, doch er konnte nichts dagegen machen. Sein Fuß rutschte ab, der Stein kullerte den Weg entlang. Er sah nach dem Schwein, ihre Blicke trafen sich. Sola wirbelte herum und lief den Waldweg hinunter. Er hörte das Schnaufen des Tieres hinter sich und beschleunigte. Seine Muskeln schmerzten, er rutschte weg, fing sich ab, rannte weiter.
    Erst nachdem er den Waldrand hinter sich gelassen hatte, wagte er es, sich umzuschauen. Nichts. Er war wieder allein. Der Wald lag friedlich vor ihm. Ein paar Vögel zwitscherten.
    Er bemerkte, dass er den Stein, den er aufgehoben hatte, noch immer umklammert hielt. Er warf ihn im hohen Bogen ins Feld neben dem Weg, drehte sich um und joggte den Berg hinunter.
    Die letzten Meter vom hinteren Tor bis zu den Gebäuden ging er im Schritttempo. Kaum hatte er die Tür geöffnet, stürzte Janka in den Flur.
    „Wagner sucht dich. Die Schwartz hat angerufen. Sie ist in einer Stunde da.“
    Sola fluchte. Nicht dass er es nicht geahnt hätte. Schließlich wusste er, im Gegensatz

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