Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi
Schwartz zu empfinden schien. Das stellte sich in ihrem Geschäft immer als Fehler heraus.
„Die Leute sollen hier genesen, an Leib und Seele. Wir bringen sie nicht um. Wolltest du unser Image ruinieren?“
Ach, es ging ihm ums Renommee und ums Geld, nicht um Corinna. Jetzt erkannte er Wagner wieder.
„Reißen Sie sich zusammen. Nicht ich trage die Verantwortung, sondern die Mitarbeiter der Firma Fischer & Gerling.“ Er trat auf Wagner zu, rammte ihm seinen Unterarm auf die Brust, dass er gegen die Wand gedrückt wurde. Die rechte Faust hielt er Wagner geballt unter die Nase. „Wagen Sie es nie wieder, mich zu beschuldigen. Sie würden es bereuen.“ Wagners Nasenflügel bebten. „Vergessen Sie nicht, dass Sie den Auftrag erteilt haben. Ich habe mich abgesichert. Sie auch?“
Er nahm seinen Arm abrupt weg, drehte sich um und verließ den Raum, ohne sich nach Wagner umzuschauen.
Als er aus dem Gebäude trat, stürmte Dennis Voigt auf ihn zu. „Es hat nicht geklappt“, zischte er Sola zu.
„Wo ist Wagner?“
„Oben im Büro!“
„Corinna zickt herum. Sie will partout hierbleiben.“
Sola ahnte es seit Längerem. Die Schnepfe wich Voigt aus. Wahrscheinlich wäre die einfachste Lösung gewesen, wenn Dennis sich ebenfalls im Schloss einquartiert hätte. Fluchtartig wäre Corinna nach Berlin zurückgekehrt. Ließ sich nicht mehr ändern.
„Wenn dir das Leben in den Arsch tritt, nutze den Schwung, um vorwärtszukommen.“
„Sieh dich vor.“
„Reg dich nicht künstlich auf. Die Schnepfe stört uns nicht. Wagner ist das Problem.“
„Pass auf, was du sagst. Corinna bleibt für dich Frau Schwartz. Was ist mit Wagner?“
„Er spielt sich als Chef auf.“
„So ist eure Rollenverteilung angelegt.“
„Weiß ich. Aber er nimmt es ernst, macht einen auf Geschäftsführer, will mit Bürgermeistern und Landrat Kanapees mampfen. Corinna bedroht seine Stellung, sein Renommee.“
„Wofür brauchten wir ihn noch mal?“
„Als Aushängeschild beziehungsweise als Sichtschutz.“
„Dafür eignet sich Corinna viel besser.“
Sola hätte ihm solche Kaltblütigkeit gar nicht zugetraut. Oder war es einfach nur Geduld? Dennis hatte erkannt, dass er zu hoch gepokert und verloren hatte und wartete nun, geduldig wie eine Zecke im Farn, auf seine nächste Chance?
„Solange sie hier die Geschäftsführerin gibt, fällt es deutlich weniger auf, wenn ich euch besuchen komme.“
„Könnte sein. Was wird aus Wagner?“
„Robert träumt von einer zweiten Filialkette. Wellness-Hotels in allen Bundesländern. Joachim könnte ein eigenes Schlösschen im Schwarzwald zum Spielen bekommen.“
„Und wir hätten ein Ausweichquartier, falls uns der Boden zu heiß werden sollte.“
„Eins? Mindestens fünfzehn.“
„Auf lange Sicht.“
„Sobald wie möglich. Robert hat es eilig. Damit uns niemand die alten Schlösser oder Güter vor der Nase wegschnappt.“
„Das mit Wagner musst du klären, auf mich ist er gerade nicht gut zu sprechen.“
„Wie weit seid ihr mit den Vorbereitungen?“
„Alles fertig. Samstag ist der Festakt. Montag reisen die ersten Gäste an. Am Mittwoch erfolgt die erste Übergabe.“
„Monkey bringt euch die Ware am Sonntag. Kriegt ihr das hin?“
„In unserem Raum könnte ein Düsenjäger starten, ohne dass draußen etwas zu hören wäre. Außerdem ist Janka perfekt vorbereitet. Es liegt ihr viel daran, keins zu verlieren.“
„Ist sie zuverlässig?“
„Hundertprozentig. Sie ist überzeugt, etwas Gutes zu tun.“
„Wenn’s schiefläuft?“
„Solange die Bilanz positiv bleibt, sehe ich keine Gefahr. Du kannst dich auf mich verlassen. Meine Leute stellen kein Problem dar.“
Dennis seufzte theatralisch. „Dann geh ich mal zu Wagner. Ich übernachte im Forte Hotel in Hildesheim und fahre morgen noch mal zu Corinna ins Krankenhaus.“
Sola beschloss, nach Janka zu suchen und mit ihr gemeinsam noch einmal zu prüfen, wie schalldicht der Raum tatsächlich war.
25
Alfeld, Donnerstag, der 8.9.2011
Erstaunlicherweise hatte Corinna Schwartz so gut geschlafen wie seit vielen Jahren nicht mehr. Sie wollte nicht darüber nachdenken, ob das auf irgendwelche Medikamente zurückzuführen war, die man ihr verabreicht hatte. Sie wollte glauben, dass sie so tief und fest geschlafen hatte, weil alles in Ordnung war, weil niemand ihr nach dem Leben getrachtet hatte, weil … verdammter Mist … weil sie tief in sich drin wusste, dass Wagner dahintersteckte, dass Wagner sie loswerden
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