Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi
bekommen. Glücklicherweise.
„Okay!“, sagte Sina. „Artjom, du bleibst an der Gartenpforte und wimmelst alle ab.“
Als sie Lisas fragenden Blick bemerkte, erklärte sie: „Scheinbar hat die Presse Wind von unserer aktuellen Ermittlung bekommen. Heute Morgen standen schon zwei VW-Busse mit Senderlogos vor der Dienststelle. Ich glaube, die beobachten uns. Deshalb sind wir gleich losgefahren und haben nicht auf die anderen gewartet. Ein Auto allein, das ausrückt, fällt nicht so auf.“
„Gut gemacht. Hoffentlich funktioniert es.“
Die Fachleute von der Spurensicherung waren gerade erst durch die Tür gegangen, da tauchte einer von ihnen bereits wieder auf und signalisierte, dass sie etwas gefunden hätten. Markus und Lisa warteten nebeneinander vor der Haustür.
„Dein Blumentrick war klasse. Werd ich mir merken.“
„Blumentrick?“ Markus schien sie nicht zu verstehen.
„Dahlien! Blattläuse!“
„Ach das, ich musste irgendetwas sagen, das sie entspannte. Sie war so furchtbar misstrauisch.“
„Ralf winkt uns“, sagte Lisa und nahm alle Stufen mit einem großen Schritt.
„Was habt ihr?“
„Zuerst war es nur der eindeutige Geruch, recht schwach, aber nicht zu leugnen.“ Er wies die Treppe hinauf. „Je höher wir kamen, umso stärker wurde er.“
Lisa lief eilig voran, blieb allerdings am Eingang zum Schlafzimmer stehen. „Was ist das?“ Sie erkannte einen durchsichtigen Plastikbehälter, in dem sich augenscheinlich Leichenteile befanden. Oder eine ganze Leiche?
„Deswegen habe ich euch jetzt schon heraufgeholt.“ Er ging in das Zimmer hinein und zeigte mit dem Finger auf die Gegenstände, die er erwähnte. „Dieses Paket lag unter dem Bett, die Tagesdecke bedeckte die gesamte Oberfläche und hing auf allen Seiten bis zum Boden herunter.“
„Das Ding, was ist das?“
„Es handelt sich um eine Unterbettkommode.“
„Noch nie gehört.“ Markus drängte sich dicht an Lisa heran, um besser sehen zu können. „Sieht eher aus wie ein Plastiksack.“
„Das ist es im Prinzip auch, ein stabiler Kunststoffbeutel, etwa so groß wie eine Matratze. Es gibt sie mit einer Kammer oder mit zweien. Dieser hier hat nur eine.“
„Kammer?“
„Man legt im Sommer die Winterkleidung hinein und umgekehrt. Anschließend setzt man einen Staubsauger an und saugt die überschüssige Luft heraus. Das erzeugt eine milde Form eines Vakuums. Normalerweise nimmt das ganze Ding so weniger Platz ein. Gleichzeitig wird Insektenbefall verhindert.“
„Insekten!“ Lisa flüsterte das Wort. Sie begann zu begreifen, was sie da sah. „Ist das Tolberg?“
„Davon können wir ausgehen. Sofern Tolberg nicht der Täter ist.“
„Die Koordinaten haben uns zu diesem Haus geführt.“
„Lass nur, wir werden es bald wissen. Was man jedoch jetzt schon sehen kann, ist, dass einige Körperteile fehlen. Ich kann von hier, wo ich stehe, die Beine sehen. Na ja, oder das, was davon übrig ist. Jedenfalls ist eindeutig zu erkennen, dass ein Fuß fehlt. Außerdem eine Hand.“
„Wirst du den Sack …“
„Die Kommode.“
„… hier öffnen?“
„Besser nicht. Das würde ich lieber unter Laborbedingungen tun. Aber ihr solltet euch noch im Wohnzimmer umschauen. Ich denke, das war der eigentliche Tatort.“
Lisa und Markus blieben noch einen Moment stehen und beobachteten, wie Ralf und sein Team den Behälter aus jedem möglichen Blickwinkel fotografierten. Sie hatten unzählige weiße Fähnchen im ganzen Raum verteilt. Lisa konnte an den wenigsten Stellen erkennen, was es hier Interessantes zu markieren gab.
Markus stupste sie an.
„Lass uns unten nachsehen.“
Gemeinsam stiegen sie die Treppe hinunter. Erst jetzt nahm Lisa das Haus bewusst wahr. Die einzigen Farben, die es gab, waren helles Holz und Weiß. Eine Kiefernholztreppe, weiß verputzte Wände. Im Wohnzimmer sah es nicht anders aus. Weiß glänzende Regale, hölzerne Sitzmöbel mit weißen Bezügen. Nur unter dem Tisch rostbraune Flecken.
„Jemand hat den Tisch vom Teppich heruntergezogen, um die Flecken zu verbergen, nicht effektiv, aber immerhin.“
„Hast du den Fleck durch das Fenster gesehen, als du hereingeschaut hast?“, fragte Lisa ihn.
„Nein“, er zeigte auf ein umgestürztes Regal an der Längswand. „Dies hat mich stutzig gemacht.“
„Verstehe, sieht so aus, als hätte hier ein Kampf stattgefunden.“
„Kein Kampf im Klitschko-Stil, aber doch eine handgreifliche Auseinandersetzung.“
„Gehen wir für den
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