Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi
zögerte sie, ob sie ihn anklicken sollte. Dann rollte sie den Mauszeiger darauf und klickte. In dem Ordner befanden sich Fotos.
Insgesamt sieben Stück.
Sie alle zeigten Lisa. An diversen Orten, bei unterschiedlichen Tätigkeiten, mit verschiedenen Menschen.
Kurz entschlossen kopierte sie die Dateien auf ihren Stick, bevor sie den Rechner herunterfuhr und die Kabel herauszog. Beobachtete der Mann, der Frank überfallen hatte, nun sie? Was wollte er von ihr?
Selten genug besuchte sie Ralf in seinem Werkstatt-Büro-Labor. Er verfügte über den größten Raum in der gesamten Dienststelle. Alle Wandflächen, die keine Fenster enthielten, waren mit Schränken vollgestellt. Lisa wusste, dass sich darin unzählige Geräte verbargen. Ralf hatte jeden Schrank akkurat beschriftet. Allerdings eher, um seinen Mitarbeitern und eventuellen Urlaubsvertretungen zu helfen. Er selbst wusste genau, wo er seine Sachen aufbewahrte. Wenn Ralf eine Arbeit begann, baute er auf, was er brauchte. Sobald er fertig war, räumte er alles wieder weg, natürlich, nachdem er es gereinigt, desinfiziert oder neu kalibriert hatte, wenn es notwendig war. Erst danach startete er die nächste Untersuchung.
Als Lisa sein Büro betrat, schaute er gerade durch ein Mikroskop. „Womit kann ich dir helfen?“
Lisa erklärte ihm, dass ein Einbrecher Veränderungen an ihrem PC vorgenommen hatte. Sie bat ihn, das zu überprüfen und festzustellen, ob der Kerl auch ihre Passwörter ausgelesen hatte.
Eigentlich wollte sie es nur wissen, um Sicherheit zu haben. Dass sie alle Passwörter ändern würde, sobald Ralf ihr den Computer wieder aushändigte, stand für sie so fest, wie die Form aus Lehm gebrannt in der Erden.
Ralf blickte auf seine Uhr und sagte dann: „Noch zwanzig Minuten bis zum Meeting. Das sollte zu schaffen sein.“
Lisa nickte und ging in ihr Büro.
Markus saß bereits an seinem Platz. Er erstellte eine Liste.
„Morgen, was machst du da?“
„Du bist spät. Ist was passiert?“
„Hm, mein PC, Ralf prüft es.“ Sie sah auf seinen Bildschirm. „Sind das unsere Toten?“
„Genau. Ich habe die Namen, die Orte, die Schlüsselwörter in den Gedichten. Jetzt fehlen mir noch die Körperteile.“
Lisa zeigte auf die rechte Seite. „Da fehlt eine zusätzliche Spalte mit den Berufen und am besten, du machst eine weitere, in die du eintragen kannst, ob etwas gestohlen wurde.“
„Gute Idee! Bisher wissen wir, dass bei Lothar Senftleben mindestens drei wertvolle Landkarten verschwunden sind. Werden bei den anderen ebenfalls Gegenstände vermisst?“
„Bei Eddi Reuter aus Lamspringe fehlen zwei Drucke von Micha Kloth. Über Fuchs und Tolberg haben wir noch nichts erfahren.“
Markus sah nachdenklich auf seinen Bildschirm.
„Was ist?“, fragte Lisa.
„Ich überlege gerade, ob die Todesarten symbolisch sein könnten?“
„Wie meinst du das?“
„Na ja, ist mir eben so aufgefallen. Reuter wurde überfahren, das Gedicht sprach davon, dass er im Weg steht und von der Straße gefegt wird. Im Cache befand sich ein Zeh.“
„Verstehe, lass uns mal gucken, ob wir einen ähnlichen Zusammenhang bei den anderen herstellen können.“
„Senftleben, Stromschlag, Ohr und die Buchen“, zählte Markus auf.
„Die Verbindung erschließt sich mir nicht.“
„Noch nicht.“ Markus lächelte sie aufmunternd an. „Überprüfen wir mal Tolberg. Da hatten wir den Körper, dem einige Teile fehlten.“
„Keine Todesursache?“
„Ralf vermutet einen Genickbruch. Aber da der Kopf gewaltsam entfernt wurde, konnte die Gerichtsmedizin das nicht mit Sicherheit feststellen.“ Er räusperte sich. „Sie warten darauf, dass wir den Kopf finden.“
„Das bedeutet, dass die Teile, die wir bisher gefunden haben, tatsächlich von Tolberg stammen.“
„Ralf will die Ergebnisse gleich in der Besprechung darstellen, aber ja. Und sie wurden nacheinander abgetrennt, vermutlich innerhalb von zwanzig Minuten oder so.“
„Heißt das, dass der Täter Tolberg mit der Absicht ermordet hat, ihn zu zerteilen und die Einzelteile für diese makabre Schnitzeljagd zu verwenden?“
„Nicht zwangsläufig. Scheinbar war Tolberg gute zwei oder drei Stunden tot, bevor die Körperteile abgetrennt wurden.“
„Okay.“ Lisa schüttelte sich. „Das macht es nicht besser. Was haben wir bei Damian Fuchs?“
„Da hatten wir den Namen im Gedicht.“
„Und das Gedicht bezog sich auf ein Gedicht.“
„Eine Ballade, von Schiller, die Bürgschaft.“
„Genau.
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