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Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi

Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi

Titel: Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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marschierte an der Orangerie vorbei bis zum hinteren Ende des Parks. Dort kletterte sie über ein paar umgestürzte Bäume, sprang über den Bach und kehrte am Teepavillon vorbei in den Teil zurück, der bereits wieder gepflegt wurde. Bei den Eiben wandte sie sich nach rechts. Als sie die Brücke erreichte, begann es stärker zu regnen. Trotzdem blieb sie stehen und betrachtete das neue Geländer und die kunstvoll gestalteten Laternen, die nun die vier Pfosten schmückten. Sie konnte sich jedoch weder dazu überwinden, das Geländer zu berühren, noch die Brücke zu überqueren.
    Sie akzeptierte den stärker werdenden Regen als Vorwand, so schnell wie möglich ins Schloss zurückzukehren.
    Als sie an den Wirtschaftsgebäuden vorbeieilte, öffnete sich eine Tür, und die blonde Frau trat heraus. Ihre Wangen waren gerötet, das Make-up verschmiert.
    Wie angewurzelt blieb Corinna stehen.
    Das durfte doch nicht wahr sein.
    Inzwischen hatte die Frau sie entdeckt, erstarrte und lief dann in entgegengesetzter Richtung davon.
    Rannte sie vor ihr weg? Oder vor ihm?
    Ausgerechnet eine Schwangere.
    War denn diesem Bastard gar nichts heilig?
    Damit würde er nicht davonkommen, so etwas gab es bei ihr nicht.
    Sie ging entschlossen zur Tür, drückte sie auf und trat ein. Im dämmerigen Licht, das in dem kleinen Raum herrschte, sah sie, wie eine Tür am anderen Ende zufiel. Sie stürzte darauf zu, erwischte sie gerade noch und wischte hindurch.
    Dann blieb sie stehen, drehte sich einmal im Kreis und versuchte zu verstehen, was sie da sah.
    In der Mitte des Raumes befand sich eine Wiege mit einem bunten Baldachin. Darin lag ein Säugling. Von der Decke hing ein Windspiel, das leise klingelte. Das Baby gluckste.
    Janka Baric stand an einem Edelstahltisch an der gegenüberliegenden Wand und zog eine Spritze auf.
    „Was tun Sie da? Ist das Ihr Kind? Wo ist Sola?“
    Hektisch zog Janka ihr Handy aus der Kitteltasche, benutzte eine Kurzwahlnummer. Offensichtlich meldete sich nur der Anrufbeantworter.
    Janka schrie: „Du musst sofort herkommen. Sofort.“
    Corinna blieb ganz ruhig.
    „Warum regen Sie sich so auf?“
    Sie trat an die Wiege, zog die Decke ein wenig herunter und betrachtete den Säugling. „Sie hätten sagen sollen, dass Sie ein Kind haben, Sie können es doch nicht die ganze Zeit in solch einem dunklen Raum verstecken.“
    Janka grunzte nur. Corinna drehte sich um, wollte schauen, was die Ärztin machte. Dann wich sie zur Wand zurück. Janka Baric kam mit hoch erhobener Spritze auf sie zu.
    Corinna prallte gegen die Wand, tastete nach der Tür, ohne Janka aus den Augen zu lassen. Da war der Türgriff, sie zog, sie ging nicht auf.
    Plötzlich spürte sie den Stich. Ihr wurde schlagartig heiß. Die Einstichstelle brannte wie Feuer.
    Sie ballte ihre Fäuste, holte aus und schlug so fest zu, wie sie konnte. Es krachte. Ihre Hand, Jankas Jochbein, egal, die andere taumelte. Corinna taumelte, stützte sich an der Wand ab. Sie musste hier heraus.
    Schnell.
    Jetzt.
    Alles verschwamm vor ihren Augen.
    Ihr wurde so heiß.
    Ihre Beine fühlten sich so wackelig an.
    Warum war die Tür so schwer?
    Sie kam nicht durch die Tür.
    Etwas behinderte sie.
    Eine Schwelle.
    So hoch.
    Gut.
    Sie hörte die Tür hinter sich zufallen, fiel auf die Knie.
    Sie kroch weiter.
     Auf das Licht zu.
    Licht.
    Warum?

55
    Alfeld, Donnerstag, der 15.9.2011
    Die Hildesheimer hielten alle Fäden in der Hand. Man hatte sie kaltgestellt, jedenfalls fühlte es sich für Lisa so an. Ihr Verstand wusste es besser, eigentlich. Das Finale würde, aller Voraussicht nach, auf dem Hildesheimer Marktplatz stattfinden. Keine Frage, hätte es sich um den Alfelder gehandelt, sie wäre eine der Ersten gewesen, die die Auswärtigen aufgefordert hätte, in die zweite Reihe zurückzutreten.
    Natürlich hatte Meckler es anders verpackt.
    „Ihr seid unsere Joker.“
    Als er Lisas mürrisches Gesicht gesehen hatte, fügte er hinzu. „Der Täter kennt euch. Wenn unsere Falle zuschnappen soll, darf er nicht über euch stolpern. Sobald wir die Identität von Astroland ermittelt haben, informieren wir euch. Ihr sollt ihn aufsuchen, warnen, aushorchen, in Sicherheit bringen, ihm den Namen des Täters entlocken.“
    „Laber Rhabarber“, murmelte Lisa.
    Meckler sah sie warnend an.
    „’Tschuldigung“, sagte sie seufzend. Warten, sie hasste es zu warten.
    Nachdem Meckler sie verlassen hatte, um - er durfte selbstverständlich dort anwesend sein - nach Hildesheim zu fahren,

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