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Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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hat«, erwiderte er kühn, während er sich im stillen fragte, wie lange die Ladung der Pistole noch vorhalten mochte. »Gibst du nach?«
    Der große Käfer hatte am Ast nicht emporkriechen können. Brazil fürchtete plötzlich, die Schwarmkönigin könnte ins Feuer stürzen, bevor sie aufgegeben hatte.
    »Ich – ich gebe nach!« schrie sie. »Dreh dein verfluchtes Feuer ab!«
    »Du mußt sagen, ich gebe ohne Vorbehalte nach.«
    »Ich gebe ohne jeden Vorbehalt nach, verdammt!« schrie sie nervös.
    In diesem Augenblick war die Ladung der Pistole verbraucht, und die Flamme erlosch. Brazil starrte die Waffe an. Noch ein paar Sekunden, dachte er, und ich hätte verloren.
    »Hol mich herunter, bevor ich verbrenne!« kreischte die Schwarmkönigin.
    »Spring hinaus und flieg herunter«, sagte er. »Du kennst die Entfernung.«
    Das hätte sie naürlich auch vorher tun können, aber Hitze und Feuer trieben diese Wesen stets in Panik.
    Sie landete unsicher und blieb zitternd einige Minuten sitzen. Schließlich fand sie ihre Fassung wieder und schaute mit den alten, bösartig halbmenschlichen Augen zu ihm hinauf.
    »Du bist das Tier«, sagte sie entgeistert. »Wie hast du den Zauber gebrochen? Wie kannst du überhaupt reden?«
    »Deine Zaubersprüche können mich nicht lange bannen«, erwiderte er. »Was in diesem schlichten Gefäß steckt, ist dir überlegen. Aber der Zauber bindet meine Begleiter, und um ihretwillen handle ich.«
    »Sag, was du verlangst«, erklärte sie bitter. »Es wird geschehen.«
    Brazil überlegte.
    »Erstens«, begann er, »meine drei Begleiter und ich werden die Grenze nach Ghlmon überschreiten und den Weg bis dorthin ohne Behinderung zurücklegen.«
    Die Schwarmkönigin zog die Brauen hoch und sagte: »Gut.«
    »Zweitens: Der Zauber wird bei meinen drei Begleitern aufgehoben, und sie werden sein wie vorher.«
    »Gut«, sagte sie. »Und drittens?«
    »Wenn wir die Grenze nach Ghlmon überschritten haben, sprichst du einen Zauber, der alle Erinnerungen, Wirkungen und Anzeichen löscht, daß wir vier hier gewesen sind, auch bei dir selbst.«
    »Mit Vergnügen«, sagte sie. »So wird es geschehen, wenn es dunkel wird.«
    »Bis Mitternacht am Schacht der Seelen«, antwortete er.
    Und sie konnte nichts tun. Wenn irgendeine der Bedingungen nicht erfüllt wurde, mußte der Zauber sich umkehren, Brazil würde die Schwarmkönigin und sie das Tier sein.
     
     
    Nach knapp zwei Stunden brach die Dunkelheit herein. Am Baum rauchte es noch immer ein wenig, aber sonst war von der Auseinandersetzung wenig zu bemerken. Als der Schwarm aus Tausenden von Löchern in den umliegenden Bäumen schwirrte, fand er die Königin verstört vor, aber er spürte, daß ein Kampf stattgefunden hatte und die Königin unterlegen war. Da seine Macht nur durch sie ausgeübt werden konnte, mußte er sich an die Abmachung halten.
    Die drei Rehe waren vor dem Feuer davongestürzt, kehrten im Halbdunkel aber scheu zurück und wurden ohne Schwierigkeiten in den Ring getrieben.
    Die Augen der Schwarmkönigin loderten haßerfüllt, aber sie hielt sich an die Vereinbarung. Als der Schwarm sich summend versammelte, sprach sie die erste Bedingung und kam zur zweiten.
    »Die drei im Kreis sollen in Geist und Körper wieder sein wie zuvor.« Und so geschah es.
    Brazil ächzte und verfluchte sich, weil sie es so wörtlich genommen hatte.
    Im Kreis stand Vardia, aber nicht als Czillanerin, sondern so, wie sie in den ersten Tagen in seinem Raumschiff ausgesehen hatte – menschlich, ungefähr zwölf Jahre alt, an die dreißig Kilo schwer, mit glattrasiertem Kopf.
    Neben ihr stand, verwirrt, nicht Wuju aus Dillia, sondern Wu Julee, offenkundig gesund, von keiner Sucht befallen, aber ungefähr fünfundvierzig Kilo schwer, mit langen, schwarzen Haaren und ein wenig schlaffen Brüsten.
    Und da war ein Fremder, ein Junge, scheinbar so alt wie Vardia, mit kurzen Haaren und vorpubertären Genitalien, etwa 1,50 m groß, muskulös und von wohlproportioniertem Körperbau.
    »Ah, Varnett«, sagte Brazil. »Wir sind heute früh aus dem Gebälk gekommen, wie?«

Ekh’l
    Der Erahner und Der Rel und der Slelcronier in Vardias Körper betrachteten die hohen, schneebedeckten Berge, die bis zum Meer reichten. Sie entdeckten einen kleinen Strand mit schwärzlichem Sand. Draußen im Wasser sahen sie Felssäulen, Überreste früherer Vulkantätigkeit. Der Himmel war bleigrau, die Luft sehr kalt.
    »Bald kommen Wolken«, sagte Hain unter ihnen. »Regen oder Schnee am

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