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Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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Menschenverstand wird Ihnen sagen, daß man, um die Hauptgleichung zu verändern, die alte zunächst beseitigen muß. Was wird dann aus einem selbst und dem Rest des Universums? Sie wagten es nicht und stellten deshalb neue, kleinere Gleichungen für begrenzte Bereiche des existierenden Universums auf.«
    »Also keine Götter«, sagte Vardia leise. »Halbgötter.«
    » Menschen «, gab Brazil zurück. »Keine Götter, Menschen. Oh, ich weiß, daß meine Form ganz anders ist, aber sie ist nicht monströser oder ungewöhnlicher als die mancher Wesen auf dieser Welt. Die vielen Milliarden Wesen, die solche Körper trugen, waren eine stolze Rasse gewöhnlicher Leute, mit einem Finger an der Steuerung. Sie stritten, debattierten, mühten sich, bauten, entdeckten – so, wie wir alle. Wäre ihre äußere Form dem ähnlicher, womit wir vertraut sind, würdet ihr sie vielleicht sogar mögen. Vergeßt nicht, sie haben Göttlichkeit nicht durch natürliche Prozesse, sondern durch technologische Fortschritte erlangt. Es war, als entdecke eine unserer Rassen in der jetzigen Form plötzlich den Schlüssel zur Wunscherfüllung. Wären wir dafür reif?«
    »Warum sind sie gestorben, Brazil?« fragte Skander »Warum haben sie Selbstmord begangen?«
    »Weil sie nicht reif waren«, antwortete Brazil traurig. »Sie hatten alle materiellen Wünsche besiegt, alle Krankheiten, sogar den Tod, aber nicht sich selbst. Sie genossen das Materielle, jeder eine Insel für sich. Alles, was sie wollten, brauchten sie sich nur zu wünschen. Und sie entdeckten, daß das nicht genug war. Etwas fehlte. Utopia war nicht Erfüllung, sondern Stagnation. Und das war der Fluch – zu wissen , daß das Höchste erreichbar war, aber nicht zu wissen, was es war oder wie man es erreichen konnte. Sie studierten das Problem und fanden keine Lösung. Schließlich kamen sie darauf, daß sie in ihrer Entwicklung irgend etwas verloren hatten – die wahre Erfüllung des Traumes. Die soziale Gleichung ging nicht auf, weil ihr ein wichtiges Glied fehlte. Eins plus zwei plus drei ist gleich sechs, aber wenn das plus zwei fehlt, wird nicht mehr daraus als vier. Sie kamen endlich zu dem Schluß, daß sie in einer Sackgasse steckten und in einer ewigen Orgie der Lust stagnieren würden, wenn nichts geschah. Die Lösung erschien einfach: von vorn beginnen, versuchen, den fehlenden Faktor zu finden oder wiederzuentdecken. Sie benutzten eine Vielzahl von Rassen und Bedingungen, um neu anzufangen, keine markovischer Art, mit der Überlegung, daß jede Wiederholung des markovischen Zyklus dasselbe Ende nehmen mußte.«
    »Und so haben sie diese Welt gebaut«, warf Varnett ein.
    »Ja. Ein riesiges markovisches Gehirn, das eine junge Sonne ohne Planeten umkreiste. Das Gehirn ist natürlich der Planet, alles bis auf die Kruste. Die Schwerkraft war kein Problem, ebensowenig die Atmosphäre. Sie schufen eine Außenhülle, etwa hundert Kilometer über der Oberfläche. Die Sechsecke sind alles Zellen, deren Elemente in jeder Richtung durch Kraftfelder festgehalten werden.«
    »Sie wurde also gebaut, um die Markovier in neue Formen zu verwandeln?« fragte Skander.
    »Sie hatte eigentlich eine doppelte Aufgabe. Die besten Fachleute der markovischen Rasse wurden eingesetzt. Sie machten Vorschläge für Biosphären und versuchten, einander an Schöpfungskraft zu übertreffen. Diejenigen, die brauchbar erschienen, wurden gebaut, und Freiwillige gingen durch das Zonen-Portal und wurden in den neu entstandenen Umwelten zu den neu konstruierten Wesen. Selbst für einen mittleren Versuch brauchte man mehrere Generationen, aber das machte den Markoviern nichts aus. Tausend Jahre bedeuteten ihnen nichts. Sie konnten bauen und Pionierarbeit leisten, aber sie blieben Markovier. Man brauchte viele Generationen, die in dem Biom geboren waren, um eine Kultur zu errichten und nachzuweisen, welche Wendung die Dinge nehmen würden. Ihre Zahl wurde relativ stabil gehalten, und die Kraftfelder waren viel starrer als heute. Sie mußten in ihrem Sechseck leben, ohne echten Kontakt zu anderen Hexagons. Sie mußten sich ihre eigene Welt bauen.«
    Sie fuhren nun mit täuschend steiler Neigung abwärts, hinab ins Innere des Planeten.
    »Aber warum hat die erste Generation nicht eine hohe Zivilisation entwickelt?« fragte Varnett. »Sie waren schließlich genau wie wir, nur äußerlich verwandelt.«
    »Sie überschätzen die Angehörigen einer hoch-technisierten Zivilisation. Wir nehmen vieles als gegeben hin.

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