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Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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dicken Mann oft sah und dieser die Vorspiegelung unschuldiger Freundschaft aufrechterhielt.
    Vardia erinnerte ihn eines Tages daran, daß er versprochen habe, ihr die Brücke zu zeigen.
    »Gewiß«, sagte er. »Warum nicht gleich?«
    Sie machten sich auf den Weg vom Aufenthaltsraum im Heck nach vorn, auf dem großen Laufgang über der Fracht.
    »Ich möchte nicht neugierig sein«, sagte er zu ihr, »aber ist Ihr Auftrag von lebenswichtiger Bedeutung?«
    »Sie meinen, Krieg oder Frieden, etwa in diesen Begriffen?« erwiderte Vardia. »Nein, das kommt nur selten vor. Sie können ruhig wissen, daß ich nichts von den Botschaften weiß, die ich überbringe. Sie sind blockiert, und nur der Schlüssel bei unserer Botschaft auf Coriolanus kann freisetzen, was ich zu sagen habe. Dann wird die Information gelöscht, und ich werde heimgeschickt, mit oder ohne einer Antwort. Aber am Tonfall und Gesichtsausdruck der Leute, die mir die Botschaft übergeben, kann ich gewöhnlich erkennen, ob es etwas Ernstes ist, und das trifft diesmal gewiß nicht zu.«
    »Möglicherweise hängt es mit der Ladung zusammen«, meinte Brazil, als sie die Messe betraten, hindurchgingen und einen zweiten, kürzeren Laufgang überquerten. Die gewaltigen Motoren, die das Echt-All-Kraftfeld um sie aufrechterhielten, pulsierten unter ihnen. »Wissen Sie, wie schlecht es auf Coriolanus steht?«
    »Nicht allzu schlimm«, meinte sie achselzuckend. »Es herrscht noch keine umfassende Hungersnot. Das wird erst in einigen Monaten der Fall sein, wenn die Ernte nicht eingebracht werden kann, weil es das letzten Mal nicht geregnet hat und der Boden zu hart ist. Dann wird man diese Fracht brauchen. Warum fragen Sie?«
    »Ach, nur aus Neugier«, erwiderte er gepreßt.
    Sie betraten die Brücke, und Vardia sah sich alles an, eifrig wie ein Kind, wollte alles erklärt und vorgeführt haben.
    Den Computer bestaunte sie besonders.
    »Ich habe noch nie einen gesehen, bei dem man schreiben und lesen muß«, erklärte sie ihm mit der Ehrfurcht, die echten Altertümern gebührte.
    »Nun, man gewöhnt sich daran«, erwiderte er. »Er ist genauso modern und leistungsfähig wie ein anderer. Ich habe es ausprobiert und komme mit diesem besser zurecht. Obwohl ich wenig zu tun habe, muß ich im Notfall in Sekundenbruchteilen entscheiden. Es ist besser, in einer solchen Lage instinktiv anzuwenden, was man weiß.«
    Sie entdeckte seine Taschenbücher mit den bunten Umschlägen, und er fragte sie, ob sie lesen könne, aber sie sagte, nein, wozu auch? Bestimmte Berufe auf ihrer Welt verlangten natürlich die Fähigkeit zu lesen, aber nur sehr wenige.
    Er war jedenfalls froh darüber, daß sie nicht lesen konnte. Er hatte einen sehr beunruhigenden Augenblick durchgemacht, als sie an den Computer getreten war und er bemerkte, daß er vergessen hatte, die Anzeige abzuschalten.
    Der Computer hatte seine übliche halbstündliche Warnung ausgespuckt.
    ›UNERLAUBTE KURSÄNDERUNG‹, stand auf dem Schirm. ›DIESE MASSNAHME IST NICHT GERECHTFERTIGT. DER KURS WIRD AUFGEZEICHNET UND DER KONFÖDERATION NACH ERREICHEN DES ZIELES SOFORT MITGETEILT.‹ Und sie fragte sich, warum er keinen sprechenden Computer hatte.
    So flogen sie auf neuem Kurs weiter, ohne daß außer Brazil oder dem Computer jemand etwas von ihrem neuen Ziel ahnte.
    Ein Geniestreich, gratulierte er sich, nachdem Vardia gegangen war. Die Antworten der Kurierperson hatten sein Gewissen erleichtert, was Coriolanus anging. Sie würden ihr Korn bekommen – eben verspätet. Inzwischen würde Hain Wu Julee weiter mit Schwamm versorgen, bis der Tag kam, an dem sie die Schwamm-Welt selbst erreichten. Dort würde er zwei Passagiere verlieren – Wu Julee würde leben, und Hain würde der Kolonie als Drogenhändler vorgestellt werden.
    Brazil glaubte, daß kein Marinegericht der Galaxis ihn verurteilen würde; außerdem hatte er schon die größte Zahl von mündlichen und schriftlichen Verweisen aller Kapitäne.
    Ein lauter, hohl klingender Gongton schreckte ihn aus seiner Versunkenheit. Er dröhnte durch das Schiff. Brazil sprang auf und starrte auf den Computerschirm.
    ›NOTSIGNALFELD AUFGEFANGEN‹ Stand dort. ›ERWARTE ANWEISUNGEN‹ Er schaltete zuerst den Gong ab, dann drückte er auf die Taste der Bordsprechanlage. Seine drei Passagiere waren natürlich alle besorgt.
    »Keine Aufregung«, sagte er. »Es ist nur ein Notzeichenfeld. Ein Raumschiff oder eine kleine Kolonie ist in Schwierigkeiten und braucht Hilfe. Ich muß den Ruf

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