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Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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erwischt.«
    Sie unterhielten sich noch geraume Zeit, und für Vardia klärte sich damit nicht viel. Sie stellte fest, daß die beiden als einzigen Schmuck Goldketten um ihre Hälse trugen, aber was daran befestigt war, konnte sie nicht erkennen, ohne besonders aufzufallen.
    Sie gingen nun schon einige Zeit dahin, und sie erkannte einige andere Dinge. Erstens schienen die Bewohner in Gemeinschaften zu leben. Sie kam hier und dort an Gruppen vorbei, zwischen drei oder vier bis zu mehreren Dutzend. Von Gebäuden war aber nichts zu sehen. Die Gruppierungen schienen wie Lagerkreise zu sein, nur ohne Feuer. Ab und zu sah sie in der Mitte der Gruppen ganz kurz rätselhafte Gebilde, aber nichts, was groß genug gewesen wäre, um hervorzuragen. Manche Gruppen schienen zu singen, andere zu tanzen, während wieder andere lebhafte Unterhaltungen von so komplizierter und esoterischer Art führten, daß ein einziges melodisches Plappern daraus wurde.
    Außerdem spürte sie, wie ihr plötzlich auffiel, weder Müdigkeit noch Hunger. Eine gute Sache, dachte sie, denn sie wußte nicht, was diese Leute aßen.
    Sie blieb an der Kreuzung des Hauptweges und einer Zugangsstraße zum See stehen und blockierte halb den Durchgang. Jemand kam hinter ihr heran und zwängte sich an ihr vorbei.
    »Verzeihung«, sagte sie automatisch und trat zur Seite.
    »Schon gut«, erwiderte der andere und ging weiter.
    Es dauerte fast eine volle Minute, bis sie begriff, daß sie gesprochen hatte und verstanden worden war.
    Sie eilte dem Wesen nach, das schon einen weiten Vorsprung hatte.
    »Warten Sie! Bitte!« rief sie ihm nach. »Ich brauche Ihre Hilfe!«
    Der andere blieb stehen und drehte sich um.
    »Was gibt es denn?« fragte das Wesen, als sie herankam.
    »Ich – ich finde mich nicht zurecht«, stieß sie hervor. »Ich bin gerade – gerade einer von euch geworden und weiß nicht, wo ich bin oder was ich tun soll.«
    Der andere begriff plötzlich.
    »Ein Neuzugang? Na, so etwas! Wir haben in meinem ganzen Leben keinen Neuzugang in Czill gehabt. Aber natürlich sind Sie durcheinander. Kommen Sie, Sie schlafen heute nacht mit uns, und wir erzählen Ihnen von unserem Ursprung und von Czill«, sagte er eifrig, wie ein Kind mit einem neuen Spielzeug. »Kommen Sie.«
    Sie folgte dem Wesen zum Hain hinunter. Es beeilte sich und versammelte seine Genossen, so schnell es konnte, erregt berichtend, daß sie einen Neuzugang in Riverbend hatten, wie das Lager offenbar hieß.
    Vardia nahm die ganze Aufmerksamkeit nervös hin, noch immer verlegen und unsicher.
    Sie umdrängten sie und stellten hundert Fragen gleichzeitig, bis schließlich eine besonders kräftige Stimme Ruhe forderte.
    »Immer langsam!« rief das Wesen gestikulierend. »Seht ihr denn nicht, daß das arme Ding zu Tode verängstigt ist? Wäret ihr das nicht auch, wenn ihr heute nacht schlafen und als, sagen wir, Pia erwachen würdet?« Es wandte sich Vardia zu und fragte sie ruhig: »Wie lange sind Sie schon in Czill?«
    »Ich – ich bin eben angekommen«, erwiderte sie. »Sie sind die ersten Personen, mit denen ich spreche. Ich war nicht einmal – nun, ich wußte nicht einmal genau, wie .«
    »Tja, Sie sind an den schlimmsten Haufen von Schwätzern geraten«, sagte das Wesen mit der lauten Stimme belustigt. »Ich bin Brouder und will gar nicht versuchen, alle anderen hier vorzustellen. Wir werden ohnehin eine immer größere Menge anziehen, wenn sich das herumspricht.«
    Es war interessant, dachte sie, daß ein derart unheimliches Pfeifen und Schnalzen sich in ihrem Gehirn augenblicklich in die Entsprechungen der Konföderations-Sprache übersetzte. Das Wesen hieß natürlich nicht Brouder – es war ein kurzer Pfiff, fünf Schnalzlaute, ein langer Pfiff und eine Reihe verklingender Schnalzlaute. Aber das war, was sich ihr als ›Brouder‹ darstellte, und es schien auch umgekehrt zu funktionieren.
    »Ich bin Vardia Diplo Zwölf-Einundsechzig«, sagte sie, »von Nueva Albion.«
    »Ein Kom-Welt-Bewohner!« rief jemand. »Kein Wunder, daß er hier gelandet ist!«
    »Achten Sie nicht darauf, Vardia«, sagte Brouder. »Sie wollen nur zeigen, wie gebildet sie sind.«
    »Was haben Sie gemacht, bevor Sie hierherkamen?« fragte jemand.
    »Mein Beruf?« sagte Vardia. »Ich war diplomatischer Kurier zwischen Nueva Albion und Coriolanus.«
    »Seht ihr?« schnob Brouder. »Gebildet!«
    »Ich wette trotzdem, daß der Eleve nicht lesen kann!« rief der andere aus der Menge.
    »Vergessen Sie das«, sagte Brouder

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