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Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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bin der Letzte, weißt du.«
    Der Mann nickte ernsthaft.
    »Ich habe die zwei ausgestopften in Sparta beseitigt, indem ich den Tempel anzündete.«
    Der Zentaur lächelte anerkennend.
    »Wenn ich fort bin, wird nur noch die Legende verraten, daß es uns gegeben hat. Das ist das Beste.« Plötzlich flossen Tränen aus seinen großen, weisen Augen. »Wir haben versucht, ihnen soviel beizubringen. Wir hatten soviel zu bieten«, klagte er.
    »Ihr wart zu gut für diese schmutzige Welt«, erwiderte der Mann mitfühlend.
    »Wir sind aus eigenem Entschluß gekommen«, gab der Zentaur zurück. »Wir sind gescheitert, aber wir haben es versucht. Doch für dich muß es noch schwerer sein.«
    »Ich muß bleiben«, sagte der Mann ruhig. »Das weißt du.«
    »Dann bemitleide mich nicht«, sagte der Zentaur scharf. »Laß dich statt dessen von mir betrauern.«
     
     
    Nathan Brazil wurde wach.
    Die heiße Sonne brannte herab, und wäre er nicht von früheren Reisen gebräunt gewesen, er hätte einen schweren Sonnenbrand davongetragen.
    Was für ein verrückter Traum, dachte er. Entsprang er dem Gespräch von gestern nacht, oder war er, wie in letzter Zeit so vieles, eine wahre Erinnerung? Das erschreckte ihn ein wenig, nicht, weil der Traum unklar war, sondern, weil er viel erklären würde – und das in einer sehr unerfreulichen Richtung.
    Plötzlich entdeckte er, daß Wu Julee verschwunden war. Er setzte sich abrupt auf und schaute sich um. Sie war nirgends zu sehen. Er blickte zur Grenze. Dort zeigte sich verschneiter Wald, aber der Sturm hatte aufgehört, und der Himmel wurde so blau wie hier. Er ging hin, holte Schnee und rieb sich das Gesicht damit ein.
    Er blinzelte, drehte sich um und sah Wu Julee herangaloppieren. Er packte die Handtücher wieder in den Rucksack und zog ein Bündel schwarzen Stoffes heraus. Er faltete es auseinander. Er hatte es in einem anderen Hex machen lassen. Die Hose paßte, und seine Füße schoben sich in schuhartige Enden mit festen Außensohlen. Das Material dehnte sich und schien ihm wie eine zweite Haut zu passen, auch das Pulloverhemd, von denen er zwei hatte. Er wählte das ohne Ärmel und packte das mit den engsitzenden Handschuhen wieder ein.
    Es klappt, dachte er, und ist ganz bequem. Aber es liegt so eng an und ist so dünn, daß ich mir immer noch nackt vorkomme.
    Er wünschte sich nicht zum erstenmal eine Sonnenbrille, doch die ersten hatte er in Dillia gesehen, und selbst die kleinste dort war ihm viel zu groß.
    Wu Julee kam aufgeregt heran.
    »Nathan!« rief sie. »Ich war unterwegs, und Sie erraten nie, was hinter dem Berg dort ist! Eine gepflasterte Straße, mit Autos darauf!«
    »Autos? So nah an der Grenze? Was für Autos?«
    »Elektrische, glaube ich. Sie fahren nicht sehr schnell, und es sind auch nicht sehr viele, aber sie sind da. An der Grenze gibt es einen kleinen Parkplatz. Das Rasthaus in Dillia liegt hundert Meter dahinter.«
    »Und wie sehen die Leute hier aus?« fragte er neugierig. »Wir müssen fast durch ihr ganzes Hex.«
    »Sie sind ganz sonderbar – das müssen Sie selbst sehen. Gehen wir.«
    Er schnallte den Rucksack fest und stieg auf. Sie trabten schnell dahin, und die Schmerzen stellten sich bei ihm sofort wieder ein, obwohl er sich langsam an das Reiten zu gewöhnen schien.
    Nach fünf Minuten kamen sie über den Hügel. Auf einem kleinen, gepflasterten Platz an der Grenze stand ein halbes Dutzend Fahrzeuge, zumeist offen; nur eines hatte eine Art Leinwanddach. Sitze gab es nicht, und die Fahrer schienen, dem Dach nach zu schließen, sehr groß zu sein und mit einem Zweihebelsystem zu steuern. Sie blieb in der Nähe des Parkplatzes stehen.
    »Da!« sagte sie. »Jetzt sehen Sie, was ich meine.«
    Sie hat wirklich recht, entschied Brazil. Das letztemal hatte er so etwas nach einer einmonatigen, lange zurückliegenden Sauftour gesehen.
    Man stelle sich einen Elefantenschädel vor, samt schlappen Ohren, aber ohne Stoßzähne, mit nicht einem, sondern zwei Rüsseln, jeder etwa einen Meter lang und in vier kurze, gelenklose Finger auslaufend. Man montiere den Kopf auf einen Körper, der zu dünn aussah, um einen solchen Kopf zu tragen, armlos, mit zwei kurzen, gedrungenen Beinen und platten Füßen, die beim Gehen den Eindruck erweckten, als drehe sich das Wesen ein wenig hin und her. Man streiche das Ganze grellrot an und stelle sich vor, daß es einen grünen Segeltuchoverall trägt.
    Nathan Brazil und Wu Julee brauchten es sich nicht vorzustellen. Genau das

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