Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt
bewölkt.
»Herrlich«, sagte Wuju, »aber es sieht so sonderbar aus. Selbst der Himmel scheint von hellerem Blau zu sein, mit gelben und grünen Farbtönen.«
»Es könnte regnen«, sagte Cousin Bat besorgt. »Schlecht für die Navigation, schlecht für das Fliegen, wenn es notwendig sein sollte. Das behindert uns.«
»Aber die Murnies bleiben dann auch, wo sie sind«, meinte Brazil. »Wenn es regnet, laufen wir weiter, solange wir können. Den Slongorniern zufolge ziehen sich die rosaroten Berge mit dem bißchen Grün halb durch das Hex. Wir folgen ihnen. Vielleicht gibt es dort auch Höhlen und Schlupfwinkel.«
»Dafür bin ich auch«, sagte die Fledermaus. »Wenn ich hier lebte, würde ich mich an Wasserläufen niederlassen, auf den Ebenen, aber an Stellen, die gut zu verteidigen sind. Wenn wir uns von solchen Stellen fernhalten, könnten wir es schaffen.«
»Kurz vor Sonnenuntergang erkunden Sie das Gelände von der Luft aus«, schlug Brazil vor. Er ging zum Rucksack, zog das Schwert heraus und schlüpfte in das langärmelige Hemd mit den Handschuhen. Aus dem anderen machten sie eine provisorische Scheide, die sie Wuju umhängten. Dann griff er nach einer kleinen, verbeulten Dose und schmierte sich mit dem Inhalt ein. »Kochfett der Slongornier«, sagte er. »Es enthält eine Art Farbstoff. Bat ist schwarz, und Sie sind braun, aber meine helle Haut würde mich aus der Nähe verraten.«
Sie warteten auf den Sonnenuntergang.
Die Baronie Azkfru, akkafisches Reich
Vardia kam langsam zu sich. Selbst mit Hilfe einer Lampe, die wie eine Höhensonne aussah, dauerte es fast eine halbe Stunde, bis sie sich bewegen konnte.
Cannot stöhnte leise neben ihr. Sie sah, daß es der Meerjungfrau ebenso schwer fiel, sich zu bewegen.
»Hurensohn, verdammter!« fluchte die Umiau in makelloser Konföderations-Sprache.
Vardia hätte geächzt, wenn sie dazu in der Lage gewesen wäre.
»Sie – sind – von – der – Konföderation«, sagte sie mühsam.
»Natürlich«, knurrte die Meerjungfrau. »Darum geht es ja. Ich bin Elkinos Skander.«
Vardia dehnte und reckte sich.
Die Umiau starrte sie eine Weile an.
»Sie meinen, Sie haben wirklich keine Ahnung davon, was hier gespielt wird?«
Vardia schüttelte den Kopf.
Skander war wie vor den Kopf geschlagen. Sie war nie auf den Gedanken gekommen, daß nicht jeder zumindest teilweise Bescheid wußte.
»Hören Sie«, sagte sie, »Sie sind Vardia, nicht? Sie sind mit den Leuten von Dalgonia gekommen?« Als Vardia nickte, fuhr sie fort: »Ich war ein paar Wochen früher da.«
»Dann sind es Ihre Spuren gewesen, denen wir folgten«, entfuhr es Vardia.
»Allerdings«, erwiderte Skander und erzählte ihr die ganze Geschichte – die Entdeckung, die Öffnung des Portals, sogar die Morde. Nur hatte die Schilderung sich hier geändert. »Ich kehrte ins Lager zurück, statt dort zu bleiben«, log Skander. »Bis ich ankam, hatte dieser Halunke Varnett sie schon umgebracht. Es gab keinen Ausweg, also flog ich zum Portal zurück. Ich hatte einen Wahnsinnigen auf meinen Fersen, deshalb blieb mir nichts anderes übrig. Als ich ankam, war das Portal noch nicht offen, und Varnett holte mich ein. Wir kämpften miteinander, und das Portal ging unter uns auf.« Er schilderte, wie sie getrennt, mehrere Tage lang verhört und dann einzeln durch das Portal geschickt worden seien, das auch Vardia betreten hatte. »Ich weiß nicht, was aus Varnett geworden ist«, schloß Skander. »Ich wachte als Umiau auf und wäre in den ersten Stunden beinahe ertrunken. Ich wurde entdeckt und eingesperrt, bis ich mich eingewöhnt hatte, und erfuhr von der einzigartigen Situation hier. Als ich vom Zentrum und den Kontakten zu euch hörte, beschlossen wir, uns zu einigen und die Probleme des Planeten ein für allemal zu lösen, und wem das gelingt, der wird auf jeden Fall diese Welt beherrschen, wenn nicht sogar alle Welten.«
»Aber von unserem Volk hat niemand Macht gewünscht«, wandte Vardia ein.
»Alle suchen Macht«, sagte Skander. »Nur wenige bekommen jemals Gelegenheit, sie zu ergreifen.«
»Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, daß meine Rasse die Welt beherrschen will«, meinte sie hartnäckig.
»Ihr Volk ist mir ein Rätsel, wie das meine euch«, sagte Skander achselzuckend. »Vielleicht wollten sie nur zum Wissensschatz beitragen. Vielleicht hätten sie sich ohne den einen Faktor überhaupt nicht beteiligt.«
»Welchen meinen Sie?«
»Varnett, versteht sich. Er ist dort draußen, er hat
Weitere Kostenlose Bücher