Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt
abgefragt. Sechs von den doppelten Halb-Hexagons sind durch einen sehr tiefen Spalt bis hinauf zur Zonenbarriere geteilt, rund um den ganzen Planeten. Wenn man durch jeden Spalt von Zone zu Zone einen Strich zöge, würde man den Planeten in genau gleiche Sechstel teilen.«
»Verdammt!« rief Brazil. »Er hat die ganze Lösung! Mich überrascht gar nichts mehr!«
In diesem Augenblick kam ein anderer Czillaner herein und sagte: »Captain Brazil?«
Brazil drehte sich um.
Das Wesen glotzte ihn an. »Das glaube ich einfach nicht!« sagte es. »Sie sind wirklich Brazil?«
»Ja.«
»Oh. Ich – ich hätte nicht erwartet, daß Sie sich so verändert haben.«
»Und wer sind Sie?«
»Ich bin Vardia, Captain.«
»Aber Vardia ist doch von den Insekten entführt worden!« rief Cousin Bat verblüfft.
»Ich weiß«, sagte sie. »Das hat mich ja so erschreckt.«
Eine Straße in der Nation
»Quarantäne, ha!« murrte Skander, wieder auf Hains Rücken geschnallt. Ihre Stimme wurde durch die Maske so gedämpft, daß niemand ein Wort verstehen konnte.
»Hören Sie auf zu murren, Skander«, sagte Der Rel. »Sie vergeuden Luft, und außer mir versteht Sie ohnehin keiner. Aber Sie haben völlig recht – wir sind hingehalten worden.«
»Wer kann dahinterstecken?« fragte Vardia. »Wer wußte, daß wir hier waren? Vielleicht haben unsere Leute euch aufgespürt«, meinte sie hoffnungsvoll.
»Regen Sie sich nicht auf, Czillanerin«, sagte Der Rel. »Wir sind zwar aufgehalten worden, aber nur vorübergehend, und befreit hat Sie niemand. Nein, da steckt Rätselhafteres dahinter. Es sieht ganz nach dem aus, der im Büro des Barons in Zone das Abhörgerät eingebaut hatte.«
Vardia erfuhr zum erstenmal von diesem Vorfall. Sie dachte an all die Merkwürdigkeiten, an Ortega, den Schlangenmann. Über siebenhundert Möglichkeiten, und Brazil begegnet ausgerechnet der einzigen Person, die ihn kennt. Sie wurde wütend, als sie begriff, daß irgend jemand sie benutzte wie Figuren in einem Spiel.
»In anderen Hotels werden wir besseren Service und kürzeren Aufenthalt haben«, sagte Der Rel und unterbrach Vardias Gedankengänge. »Ich glaube, wir werden in zwei Tagen diesen Ort verlassen haben, wo wir so unbeliebt waren. In Slelcron wird es nicht schneller gehen, aber leichter. Niemand hat Kontakt mit den Bewohnern dort. Wir werden ignoriert, aber auch nicht behindert. Was Ekh'l betrifft – nun, da habe ich keine Informationen, aber ich bin sicher, daß wir es schaffen.«
»Wieder Prophezeiungen vom Erahner?« fragte Vardia.
»Logik«, gab Der Rel zurück. »Wir sind für die Zwecke eines anderen Beteiligten aufgehalten worden. Warum? Zu welchem Ende? Damit man vor uns am Äquator sein kann? Das bezweifle ich. Es wäre einfacher, uns zu töten, als uns so aufzuhalten. Nein, sie werden zu uns an den Äquator kommen müssen. Sie wollen da sein, wenn wir erscheinen, weil sie wissen, wer und wo wir sind, aber nicht, was Dr. Skander weiß – wie man zum Schacht gelangt. Sie wollen mit uns hinein – sie könnten sogar Verbündete sein. Und es gibt ganz gewiß eine zweite Expedition. Der Erahner hat erklärt, daß wir nicht hineingelangen, bis alle kürzlichen Neuzugänge versammelt sind. Das ist gut – solange wir das Kommando führen.«
»Das werden wir«, sagte Hain plötzlich.
In Umiau, nahe der Grenze zu Ivrom
Sie boten einen auf der Schacht-Welt ungewohnten Anblick: ein breites Floß aus Baumstämmen, gezogen von zehn Umiau mit Gurten. Auf dem Floß befanden sich eine Zentaurin aus Dillia, ein riesiger Antilopenhirsch, eine zwei Meter hohe Fledermaus und eine Czillanerin, dazu ein Ballen Heu, bereits geschrumpft, und ein Kasten mit Sand.
»Warum können uns die Umiau nicht ganz hinbringen?« fragte Vardia.
»Ich kann mich immer noch nicht daran gewöhnen, daß Sie sozusagen an zwei Orten zugleich sind«, erwiderte Brazil. »Um Ihre Frage zu beantworten, es ist zu gefährlich. Wir fahren so weit wir können, aber es gibt dann starke Strömungen, Strudel und dergleichen. Mit den Bewohnern kommen sie auch nicht gut aus. Die Umiau kämen zurecht, aber die scheußlichen Fische mit den zwanzig Zahnreihen würden uns und das Floß zerlegen, bevor wir uns richtig vorgestellt hätten. Nein, wir riskieren es mit hundertsechzig Kilometern Ivrom.«
»Was ist Ivrom, Nathan?« fragte Wuju. Sie hatte den Dolmetscher bekommen und ihre Bedenken zum großen Teil überwunden. Er behandelte sie sanft und sagte nur die richtigen Worte, und sie
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