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Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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Hex einführen, eingepflanzt und an Neuralwege zwischen Gehirn und Stimmapparat des Wesens angeschlossen werden. In Ihrem alten Körper hatten Sie eines. Wir haben nun nichts, wo wir das Gerät bei Ihnen anbringen können, aber wenn wir ein kleines künstliches Zwerchfell einsetzen und die elektrischen Impulse von Ihrem Gehirn über Kabel dorthin übertragen, könnten wir einen Sprechkasten montieren. Es wäre nicht ideal, aber man könnte Sie verstehen. Ich sage den Labors Bescheid. Die Operation ist einfach, und wir könnten sie morgen oder übermorgen durchführen.«
    »JE FRÜHER, DESTO BESSER«, schrieb Brazil und wollte sich entfernen, aber der Arzt hielt ihn zurück.
    »Solange wir allein sind, möchte ich etwas besprechen, das Sie vielleicht nicht wissen. Unsere Untersuchungen zeigen, daß Sie körperlich etwa viereinhalb Jahre alt sind. Den Unterlagen zufolge liegt die durchschnittliche Lebenszeit der Murithel-Antilope zwischen acht und zwölf Jahren, so daß Sie damit rechnen müssen, viel schneller zu altern. Sie haben noch vier bis acht Jahre zu leben, nicht länger. Aber das ist um ebenso viele Jahre länger, wie Sie ohne die Übertragung gelebt hätten.«
    Das Tier legte den Kopf auf die Seite, als wolle es mit den Achseln zucken. Brazil ging zurück zum Sandkasten.
    »VIELEN DANK«, schrieb er. »NICHT VON BEDEUTUNG.« Er ging.
    Der Arzt starrte ihm verwirrt nach. Er wußte, daß nach Meinung aller Brazil die älteste lebende Person sei, die es gab, und er hatte zweifellos unfaßbare, übermenschliche Lebenskraft bewiesen. Vielleicht will er sterben, dachte der Czillaner. Oder vielleicht meint er, er könnte es selbst jetzt nicht.
     
     
    Die Operation wurde mit örtlicher Betäubung durchgeführt. Das einzige Problem für den Chirurgen bestand darin, die richtigen Nervensignale in einem Tiergehirn, das für die Sprache so ungeeignet war, herauszuschälen. Man fand sie mit Hilfe der Computer in knapp einer Stunde. Dann blieb nur noch die Sorge des Bohrens im Geweih, aber dieses erwies sich als schmerzunempfindlich. Man verwendete ein kleines Transistorradio der Umiau, das viel aushielt und wasserdicht war. Man stellte Anschlüsse im Sockel des Geweihs her, und das winzige Radiogerät, nur an die sechzig Quadratzentimeter groß, wurde dort angeschraubt. Ein kosmetischer Eingriff und Plastik sorgten dafür, daß bis auf das Lautsprechergitter alles nahezu unsichtbar blieb.
    »Sagen Sie jetzt etwas«, erklärte der Chirurg. »Tun Sie ganz so, als könnten Sie sprechen.«
    »Wie ist das?« fragte Brazil. »Können Sie mich hören und verstehen?«
    »Ausgezeichnet«, sagte der Chirurg begeistert. »Ein Markstein. Es gibt sogar Spuren von Betonung und Modulation.«
    Brazil war hocherfreut, obwohl die Stimme hinter dem Gedanken ein wenig herhinkte, woran er sich erst noch gewöhnen mußte. Seine neue Stimme klang in seinen Ohren überaus seltsam und besaß nicht die innere Resonanz, die von Stimmbändern erzeugt wird.
    Sie genügte. »Sie werden starke Kopfschmerzen haben, wenn die Narkose nachläßt«, sagte der Chirurg. »Im Geweih gibt es zwar keine Schmerzzentren, aber wir mußten in den Schädel eindringen, um die Anschlüsse herzustellen.«
    »Das stört mich nicht«, erwiderte Brazil. »Den Schmerz kann ich verdrängen.«
    Er ging hinaus, wo Wuju und die Fledermaus sorgenvoll warteten.
    »Wie gefällt euch meine neue Stimme?« fragte er.
    »Dünn, schwach und blechern, sehr mechanisch klingend«, sagte Bat.
    »Sie klingt gar nicht nach dir, Nathan«, meinte Wuju. »Sie hört sich an wie ein winziges Taschenradio, wie der Computer sich anhört. Trotzdem ist etwas von dir daran – die Art, wie du Pausen machst, wie du etwas ausdrückst.«
    »Jetzt kann ich an die Arbeit gehen«, sagte Brazils seltsame neue Stimme. »Ich muß mit dem Czill-Leiter des Skander-Projekts reden, mit einer maßgeblichen Person der Umiau, und ich brauche einen Atlas. Inzwischen besorgst du dir einen Dolmetscher, Wuju. Das ist bei dir wirklich ein leichter Eingriff. Ich will nicht plötzlich irgendwo dastehen, wo du mit keinem reden kannst.«
    »Ich komme mit«, sagte die Fledermaus. »Ich kenne mich jetzt schon ganz gut hier aus. Die Stimme ist wirklich sonderbar, wissen Sie. Nicht nur, daß etwas so Wichtiges aus einem so großen Wesen kommt. Sie scheint keinen bestimmten Ursprung zu haben. Ich muß mich erst daran gewöhnen.«
    »Das einzige von Wichtigkeit ist, daß Sie mich ein großes Wesen nennen«, sagte Brazil trocken.

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