Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt
Ihren Anforderungen nicht genügen«, sagte Obie. »Im Cockpit gibt es kein Lebenserhaltungssystem. Sie haben jedoch die Möglichkeit, an Bord eines der beiden Raumschiffe zu gelangen, die derzeit auf dem Raumflughafen stehen. Ich werde Sie jetzt programmieren, Ihnen alle Einzelheiten über Neu-Pompeii geben, wie ich sie besitze, alle Informationen, die Sie brauchen. Ich werde Sie außerdem leicht verändern, Ihnen eine Sichtweite und -schärfe geben, die mechanische Linsen und Batterien überflüssig macht. Kleine Drüsen, die Sie bald besitzen werden, machen Ampullen mit Chemikalien überflüssig; die Finger Ihrer rechten Hand werden aus nahezu unsichtbaren natürlichen Injektoren das stärkste hypnotische Mittel injizieren können. Ihre linke Hand wird ein anderes Gift erzeugen; eine Berührung, und sie wird für eine Stunde lähmen; zwei Berührungen, und sie wird jeden bekannten Organismus töten. Ich werde außerdem unsichtbar Ihr Gehör steigern und unsichtbar Ihre Muskelkraft neu gestalten, damit Sie viel schneller und viel kräftiger sind – so verfügen Sie über eine beispiellose Beherrschung Ihres Körpers. Der Gebrauch aller dieser Verbesserungen wird völlig natürlich für Sie sein.«
»Aber warum?« fragte sie. »Warum tust du das für mich?«
»Nicht für Sie«, sagte der Computer mit einem traurigen Unterton. »Der Preis, der Ihnen auferlegt wird, ist eine Forderung, etwas, das Sie tun müssen, oder Sie können nicht fort von hier. Sie müssen die erste Hälfte Ihres Auftrages erfüllen. Sie müssen Nikki Zinder mitnehmen, oder Sie bleiben bei uns. Und euch beide begleitet ein zusätzliches Geschenk.«
Mavra nickte betäubt.
»Außerdem befindet sich in Ihrem Gehirn ein kostbares Geheimnis. Es gibt ein wirksames Mittel gegen den Schwamm. Es wird einen Süchtigen nicht heilen, aber den mutierten Schwamm im menschlichen Körper für dauernd zum Stillstand bringen. Es wird Nikki retten und Tausende von anderen ebenfalls. Sie müssen es zu höheren Stellen bringen.«
»Ich will es versuchen.«
»Vergessen Sie nicht«, sagte Obie, »die Einschaltung ist für dreizehn Uhr Standardzeit vorgesehen. Wenn Sie aus diesem Traum erwachen, wird es vier Uhr sein. Ich kann nicht zögern, wenn ich Aussicht auf Erfolg haben will. Sie müssen bis dahin mindestens ein Lichtjahr von hier entfernt sein, zusammen mit Nikki. Alles darunter bezieht Sie noch mit ins Feld ein. Das heißt, daß Sie nicht später als elf Uhr dreißig starten dürfen. Wenn Sie abgehoben haben, wenn Nikki an Bord ist, erhalten Sie den Code, den Sie brauchen, um die Schutzschaltungen zu umgehen. Wenn Nikki nicht an Bord ist, bekommen Sie ihn nicht. Verstehen Sie?«
»Ich verstehe«, antwortete sie grimmig.
»Nun gut, Mavra Tschang. Ich wünsche Ihnen viel Glück«, sagte Obie. »Sie haben Kräfte und Fähigkeiten, von denen andere nicht zu träumen wagen. Lassen Sie mich oder sich selbst nicht im Stich.«
Mavra Tschang erwachte.
Sie schaute sich in der Dunkelheit um und versuchte klar zu sehen. Plötzlich war alles scharf und deutlich zu erkennen, obwohl es offenkundig noch dunkel war. Sie drehte sich ein wenig auf den Rücken und spürte immer noch den Schweif.
Das und ihre unglaubliche Nachtsicht verrieten ihr, daß alles wahr war, was sie geträumt hatte. Sie war jetzt im Besitz anderer Tatsachen – sie kannte Anlage und Aufbau von Neu-Pompeii bis in die letzte Einzelheit.
Sie konzentrierte sich. Sie wußte nicht, wie sie tat, was sie tat, oder nach welchen Prinzipien das ablief, aber sie wußte, wie es zu geschehen hatte. In genau drei Minuten kam sie aus der Trance und schaute zu der kleinen Kamera hinauf. Sie war auf sie gerichtet, wie sie natürlich auf dem Bett lag. Es war eine Automatik, die ihren Bewegungen folgen mußte.
Sie rollte sich blitzschnell vom Bett und blieb einen Augenblick liegen. Auf den Stiefeln zu landen, war unbequem, aber es verging noch eine halbe Minute, bis sie wieder auf das Bett hinaufzublicken wagte.
Die Kamera war immer noch auf die Bettmitte gerichtet und warum auch nicht? Da lag die nackte Gestalt Mavra Tschangs, samt Schweif und allem, und schlief friedlich.
Mavra staunte, obwohl sie wußte, daß sie ein Hologramm vor sich hatte. Es war von ihrem eigenen Geist hervorgebracht worden und von ihrem Körper neu hinzugefügten Kräften, die sie nicht verstand. Sie hatte aber nicht die leiseste Ahnung, wie so etwas möglich war. Es spielt keine Rolle, dachte sie praktisch. Die Tatsache, daß die
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