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Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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Sie beschloß, das Risiko einzugehen.
    Sie bog ihr neues Giftsystem und sah die bewußte Muskelkontraktion, die notwendig war, damit ein winziger Tropfen Gift die Nagelspitzen erreichte. Befriedigt schlich sie in den Raum, wo die zwei Aufseherinnen auf ihren Betten lagen und fest schliefen. Eine schnarchte laut.
    Mavra handelte schnell, fast ohne nachzudenken, jagte zuerst in die still Schlafende Gift aus den Fingern ihrer rechten Hand, bevor sie sich umdrehte und in den Arm der Schnarchenden stach. Es war unfaßbar, aber beide wurden nicht wach.
    Sie beugte sich über eine der Frauen und flüsterte: »Du wirst tief und fest schlafen, schöne Dinge träumen, und nichts, weder Person noch Geräusch, soll dich wecken.«
    Bei der anderen machte sie es genauso.
    Das würde reichen, bis das Gift seine Wirkung verlor.
    Dann ging sie zur Waffenkammer. Die Tür wäre nur mit einer Tonne Sprengstoff aufzubrechen gewesen, war aber vom Inneren her binnen Sekunden zu öffnen.
    Mavra zog ihre gestohlene Pistole und feuerte auf das Schloß einen anhaltenden Feuerstoß, der die harte Oberfläche wellig machte. Darauf war sie konstruiert; die stärksten Energiewaffen verstärkten die Türpanzerung noch, indem eine weichere Außenschicht den Sperrmechanismus verschloß. Wunderbar, wenn man Schmuck und Kunstwerke verwahrte; schrecklich, wenn sich jemand im Inneren befand. Bevor die beiden herauskonnten oder jemand einzudringen vermochte, würde Trelig seinen eigenen Tresor sprengen müssen.
    Zufrieden ging Mavra durch den Korridor und tastete den Code für Nikki Zinders Zimmer ein.
    Die Tür ging auf. Nikki lag auf dem Bett.
    Mavra konnte kaum reagieren, bevor ein Betäubungsstoß sie erstarren ließ.

Die Unterseite – 10.40 Uhr
    Treligs Kommunikator summte. Er griff unter die Falten seines weißen Gewands und löste ihn von einem kleinen Spanngürtel, hielt ihn an den Mund und drückte auf eine Taste.
    »Ja?« fauchte er gereizt.
    »Ziv, Sir«, meldete sich eine Stimme. »Wir haben die Vertreter, wie verlangt, geweckt. Eine ist nicht in ihrem Zimmer.«
    »Welche?« fragte er stirnrunzelnd.
    »Die mit dem Namen Mavra Tschang«, erwiderte Ziv. »Es ist einfach unfaßbar, Sir. Auf ihrem Bett befindet sich eine Hologramm-Projektion von ihr, so wirklichkeitsgetreu, daß sogar wir getäuscht wurden – von der Kamera ganz zu schweigen. Und es gab keine erkennbare Erzeugungsquelle.«
    Trelig überlegte kurz.
    »Ihr müßt sie unbedingt finden«, sagte er. »Betäubt sie, wenn ihr könnt, aber wenn es um eine krasse Bedrohung von Leben oder Eigentum geht, habt ihr meine Erlaubnis, sie zu töten.« Er klemmte den Kommunikator wieder an und schaute sich nach der Hauptsteueranlage um. Gil Zinder, der in einem Klappstuhl saß, bemerkte Treligs sorgenvolle Miene und lächelte schwach. Das ärgerte den Rat noch mehr – Zinder sollte gerade heute nicht so selbstsicher sein können.
    »Was wissen Sie davon?« fuhr Trelig den kleinen Mann zornig an. »Heraus damit! Ich weiß, daß Sie dahinterstecken!«
    Gil Zinder hatte nicht die geringste Ahnung, wovon der andere sprach, aber die Aussicht, daß etwas Unangenehmes im Gange war, erfüllte ihn mit Befriedigung.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Treling. Wie kann ich hinter irgend etwas stecken, wenn ich hier festgehalten werde und nicht einmal an die Steuerung darf?«
    Trelig funkelte ihn an, dann nahm er sich zusammen.
    »Ich weiß es nicht, Zinder, aber Sie und Ihre Göre werden es teuer bezahlen, wenn hier irgend etwas danebengeht«, zischte er, Zinder seufzte.
    »Ich habe alles getan, was Sie verlangen. Ich habe Ihre Anlage gebaut und überprüft. Ihre Kreatur Yulin hat allein die Steuerung, und ich sehe meine Tochter nur unter Bewachung. Sie wissen sehr gut, daß ich nicht weiß, was Sie meinen.«
    Trelig schnippte plötzlich mit den Fingern.
    »Natürlich«, murmelte er vor sich hin. »Sie hat es auf das Mädchen abgesehen.«
    Er riß seinen Kommunikator heraus.
    »Kameras zugeschaltet«, meldete sich Obies Stimme. »Asteroiden-Ziel in siebzig Minuten in Position.«

Die Oberseite – 11.00 Uhr
    Nikki Zinder starrte die regungslose Gestalt verwundert an.
    »Sie ist niedlich«, sagte sie sachlich. »Und sie hat einen Schweif.«
    Der Aufseher nickte, während er Mavra die Pistole abnahm und zurückwich. Es war einer der weiblich aussehenden Männer. Er glich den Frauen in den oberen Stockwerken, abgesehen von zwei Punkten: den Genitalien und der Größe, die bei ihm über einsneunzig betrug,

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