Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt
Halunken.«
Das Übersetzungsgerät übertrug ein leises Lachen. Ortega fragte sich, wie das leise Lachen einer Riesenspinne in Wirklichkeit klingen mochte.
»Okay«, sagte die Spinne, »Sie waren also Pilot, und es gab Sicherheitssysteme. Und?«
»Nun, sie brachen bei einem Versagen auseinander«, erwiderte Ortega. »In neun Teile, damit alle untergebracht waren und die automatischen Fallschirmmechanismen das Gewicht tragen konnten. Neun, Gol!«
»Genau wie bei unserem Besuch, wie? Na, das würde passen. Sind Sie sicher, daß es nicht mehr sind?«
»Sie wissen, daß mein Spionagenetz das beste auf der Schacht-Welt ist«, erwiderte Ortega stolz. »Wollen Sie hören, mit wem Ihre vierte Frau gerade zusammen ist?«
»Schon gut, schon gut«, sagte Gol Miter lachend. »Also neun. Zufall?«
»Möglich, aber ich habe meine Zweifel. Wenn es so ist, muß es sich um den Typ 41 handeln. Ich habe grobe Beschreibungen von drei Bruchstücken. Zwei sind unwichtig, aber eines hat eine runde Bugform, wie eine Patrone. Wenn es sich wirklich um ein Schiff vom Typ 41 handelt, ist das die Brücke. Da muß also der Pilot sitzen – oder gesessen haben.«
»Wo ist es gelandet?«
Ortega warf einen Blick auf die Karte.
»Offenbar zwanzig Kilometer innerhalb von Teliagin. Das hilft uns also gar nichts. Wenn die Wilden dort sie erwischen, fressen sie sie auf.«
»Das dürfen wir nicht zulassen. Ihre Botschaft ist nicht besetzt, nicht wahr?«
»Nein. Sie kommen nur gelegentlich, um etwas Handel zu treiben. Es ist ein Nicht-Tech-Hex, also ist alles ein bißchen beschränkt. Zumeist Pastoralnomaden. Hirten. Sie essen die Schafe – roh und in großen Bissen, gewöhnlich, wenn sie noch leben.«
»Na ja, ich sehe nach, ob jemand zu Hause ist«, sagte Gol Miter. »Aber wenn nun nicht? Wir müssen mindestens einen von diesen Leuten in die Hände bekommen, Serge. Nur so können wir erfahren, was hier eigentlich vorgeht.«
Ortega gab ihm recht und blickte wieder auf die Karte. Er sah sich die umliegenden Rechtecke an. Lata! Das könnte genau richtig sein, dachte er. Aber es war trotzdem ein weiter Weg. Die Lata konnten natürlich fliegen, und Kromms Atmosphäre reichte aus, aber wie lange würde das dauern? Zwei Tage? Und wie lange, bis sie gefunden waren? Der Durchschnittstteliager würde die Lata lieber fressen als ihnen helfen, so daß nicht in Frage kam, sie um Hinweise zu bitten.
Nun, entweder das oder gar nichts.
Er machte der Spinne klar, daß er eine Rettungsaktion einleiten werde, schaltete ab und drückte wieder auf die Taste seiner Bürosprechanlage.
»Jeddy? Schon etwas von Czill gehört?«
»Nein, Sir«, sagte die Sekretärin. »Der Botschafter wird nicht vor 17.00 Uhr erwartet. Vergessen Sie nicht, daß nicht alle in ihrem Büro leben.«
Der Schlangenmann machte ein finsteres Gesicht. Von allen Botschaftern hier saß er allein hier in der Zone Süd fest. Er konnte sie nie verlassen, nie zurück nach Ulik gehen. Das war der Preis, den er bezahlte. Von Rechts wegen hätte er schon vor zwei Jahrhunderten an Altersschwäche sterben müssen. Das war nicht geschehen, aber es lag an einer saftigen Erpressung der Magren, einem Sechseck, wo eine gewisse ›Magie‹ möglich war und die Bewohner die Kraft des Schach-Welt-Computers ein wenig anzuzapfen vermochten, um bestimmten Gesetzen zu trotzen. Sie hatten ihm einen jugendlichen Körper gegeben, und so blieb er, aber das kostete seinen Preis. Die Magie wirkte nicht außerhalb des Sechsecks, in dem sie ausgeübt wurde. Die Spielregeln änderten sich auf der Schacht-Welt 1560 mal – die Anzahl der Sechsecke und Rassen, die es gab. In manchen erlaubte der Schachtcomputer volle technologische Entwicklung, in anderen war die Technologie beschränkt – etwa auf Dampf. In einigen, wie in Teliagin, funktionierte gar nichts. Die Kräfte, die Möglichkeiten, sogar die Zusammensetzung der Atmosphäre veränderten sich von Sechseck zu Sechseck und wurden vom Schachtcomputer aufrechterhalten, der den ganzen Kern des Planeten ausmachte.
In der Süd-Zone funktionierte fast alles. Der hier ausgeübte Jugendzauber hielt. Aber sollte er, der Schlangenmann, je fortgehen, sei es auch nur, um die Sonne, den Himmel und die Sterne zu sehen, würde der Zauber nichtig sein und er augenblicklich schneller Alterung unterworfen sein.
Ortega ließ sich mit der Botschaft von Lata verbinden. Als sich eine hohe, angenehme Frauenstimme meldete, sagte er: »Sie kennen die Lage, Hoduri?« Er führte die
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