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Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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sobald wir fort sind, sagen Sie Asam, er soll mit allen direkt zur Ellerbanta-Verion-Avenue ziehen. Sangh wird euch auf den Fersen sein, aber ihr führt nur Rückzugsgefechte. Marquoz, Ihre Leute können das wohl am besten. Je schneller ihr marschiert, desto geringer ist die Bedrohung der Nachhut, weil der Feind damit rechnet, daß ihr euch hier stellt und kämpft und nicht davonlauft. Auf eine Verfolgungsjagd wird er logistisch nicht eingerichtet sein. Wenn Sie können, Zigeuner, gehen Sie anschließend zu Yua hinunter und sagen ihr dasselbe.«
    »Aber dann prallt sie direkt auf Khutirs Armee«, wandte der fremdartige Mann mit dem dunklen Teint ein. »Das wird ein Gemetzel. Khutir ist ihr zahlenmäßig und an Erfahrung weit überlegen.«
    »Aber er wird ganz schnell erfahren, daß die Hauptarmee von seiner Flanke her auf die Avenue vorstößt. Ich wette, er wird entlang der breiten Front alles auf Abwehr umstellen und sie zu halten versuchen, bis Sangh hinter eurer Armee auftauchen kann. Er muß mit seiner Armee beide Verbände aufhalten, vergeßt das nicht, und dadurch ist er ausschließlich in die Defensive gedrängt, zahlenmäßig und waffentechnisch überlegenen Truppen gegenüber.«
    »Während Sie inzwischen über seinen Kopf dahinfliegen«, meinte Marquoz leise lachend. »Nicht schlecht. Durchaus nicht schlecht.«
    »Und nicht so einfach, wie es sich anhört«, warnte Brazil. »Es kann immer noch sein, daß ihr uns aus den Händen der Gegner befreien müßt, aber das ist trotzdem unsere beste Möglichkeit. Wenn eine der beiden Armeen Khutirs Abwehrfront durchstoßen kann, schön und gut. Marschiert zur Avenue, sucht euch die beste Stellung aus und führt notfalls ein Nachhutgefecht.«
    »Wie… wie werden wir es erfahren, ob Sie es geschafft haben?« wollte Zigeuner wissen.
    Brazil lachte leise.
    »Nun, die Gedemondaner könnten es euch sagen, aber es wird einen einfacheren Weg geben, vor allem, wenn es dunkel ist.«
    »Hm?«
    »Wenn Mavra mir den Auftrag gibt, schalte ich ab«, erklärte er. »Dann erlöschen die Sterne.«
    Zigeuner schluckte nervös.

Bache, im Morgengrauen
    Mavra Tschang hatte sehr wenig Gelegenheit gehabt, sich zu den Vorgängen zu äußern, aber es blieb ihr auch kaum eine Wahl. Immerhin, alles war besser, als sein Leben in Kuhgestalt zu beschließen, soviel stand fest, und die Ereignisse hatten sie auf den Weg zum Schacht der Seelen gezwungen, ob sie hinwollte oder nicht.
    Sie wußte selbst nicht mehr genau, was sie für Brazil empfand, aber die Nachricht von Asams Verrat an der Sache war niederschmetternd für sie gewesen. Sie konnte sich so etwas nicht vorstellen, es nicht begreifen und kam sich beschmutzt vor, weil es in ihrem Namen erwogen worden war. Wieder eine Illusion zerstört, wieder etwas Schönes plötzlich faulig geworden, verrottet. Sie fragte sich manchmal, ob sie nicht irgendeinen Fluch mit sich herumtrug, etwas, das alle verdarb oder zugrunde richtete, denen sie sich verbunden fühlte.
    Die zweite Überraschung hatte der ersten geglichen; das Tier war zu ihr gebracht worden, und ein Gedemondaner hatte seine Hände auf ihren Kopf gelegt, ein zweiter die seinen auf den Pegasuskopf, ein dritter eine Hand auf die Köpfe seiner Genossen. Dann war sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf verfallen.
    Diesmal war es schwerer für sie, vor allem deshalb, weil das Gehirn des Pegasus komplexer, wacher zu sein schien als das der Kuh. Seine eigene anfängliche Angst und Betroffenheit überwand sie nicht durch unbarmherzigen geistigen Druck wie bei der Kuh, sondern durch sanft beruhigende Einflußnahme, durch das Angebot einer Art Partnerschaft. Nach anfänglichem Widerstand und dem Wiederauffluten der Angst, hervorgerufen durch Verwirrung, schien das mächtige geflügelte Pferd sich zu beruhigen und sich mit dem Gedanken abzufinden. Als es sie annahm, schien es einen Augenblick des Schwindels zu geben, des Doppeldenkens und Doppeltsehens, bevor sich alles einrenkte. Sie war das Wesen, das Wesen war sie, und trotzdem gab es keine Unterdrückung, kein Auslöschen.
    Auch Brazil erlebte das Neuartige, das ihn noch mehr erstaunte als Mavra. In gewissem Sinn trug sein Tier einen größeren Sieg davon, weil ihn mehr beschäftigte, was es für ihn tun konnte, als daß er auf lange Sicht der Pegasus hätte werden wollen.
    Eine weitere Überraschung stellte die Sehfähigkeit der geflügelten Pferde dar. Sie sahen in helleuchtenden Farben, viel schärfer und mit stärkerer Auflösung, als Mavra

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