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Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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Durchschnitt entsprach. Und das wiederholte sich alle sechs Wochen, außer während der Schwangerschaft – die Hormone, die durch die Schwangerschaft ausgeschüttet wurden, machten eine Person gefügig und ein wenig verträumt, zum Ende hin immer mehr.
    Sie kam sich noch entwürdigter vor, nicht allein um der Dinge willen, die sie erlebt hatte, sondern ihrer eigenen unbeherrschbaren Leidenschaft wegen. Sie hatte als Olympierin auch schon sexuelle Beziehungen gehabt, aber nichts von dieser Art. Nicht annähernd. Das war an und für sich selbst eine Droge, ein so lustvoll starkes und umfassendes Gefühl, daß die Erinnerung als lusterregender Schmerz blieb und ihr Denken der nächsten ›Zeit‹ freudig entgegensah, während ihre Vernunft sie fürchtete und verabscheute.
    Und das war die Falle, begriff sie jetzt. Das war gemeint gewesen mit der Behauptung, warum es keine Revolution gegeben hatte und keine geben würde, und weshalb die Männer in ihrer Stellung so gesichert waren. Die Frauen mochten ruhig rebellieren – die Männer brauchten nur zu warten, bis die ›Zeit‹ die Rebellen zwang, zurückzukriechen und zu flehen, so inbrünstig, daß sie vermutlich ihre beste Freundin getötet hätten, sollte diese versuchen, sie aufzuhalten. Diese Gesellschaft stand unter einer grausamen biologischen Diktatur, einer absoluten. Das weibliche Fortpflanzungssystem war dem Anschein nach mit seinen Eiern sehr geizig, und selbst bei diesem System kam eine Schwangerschaft alle zwei oder drei Jahre nur einmal vor. Die Bedingungen mußten bei Mann und Frau absolut vollkommen sein, wenn Junge aus ihrer Verbindung hervorgehen sollten.
    Praktisch das einzig Positive daran war, daß alle Frauen sie jetzt ›Schwester‹ nannten und sie von allen im Klan viel besser behandelt wurde, sogar von den ganz wenigen Männern, denen sie begegnete. Sie war jetzt eine von ihnen.
    Alle diese Dinge veranlaßten sie erneut, über die Bemerkungen und Warnungen der alten Matriarchin nachzudenken. Mit Obies Plänen stimmte entschieden etwas nicht, und sie saß in der Falle, endgültig in der Falle. Selbst eine Flucht kam nun nicht mehr in Frage, weil die ›Zeit‹ von selbst kein Ende nahm und sich fortsetzte, bis Erlösung kam, und dafür gab es nur den einen Weg.
    In dieser Nacht schlief sie, völlig niedergeschlagen, endlich ein, dämmerte unruhig dahin und träumte. Sie war sich bewußt, daß sie träumte, und trotzdem erschien ihr alles so wirklich. Sie war wieder Olympierin und umflutet von einem fremdartigen, schimmernden, purpurnen Leuchten. Sie spürte, daß etwas in ihrer Nähe war, sie umgab, allumfassend.
    »Obie?« rief ihr Traum-Ich.
    »Ich bin hier, Yua«, ertönte die vertraute Tenorstimme des Supercomputers.
    »Aber du bist tot«, wandte sie ein. »Ich träume das alles nur.«
    »Hm, ja, ich muß tot oder wenigstens schwer beschädigt sein«, gab der Computer zu. »Sonst würden wir diese kleine Unterhaltung nicht führen. Meine Befürchtungen haben sich offenbar bestätigt – das Zusammengehen mit Brazil hat mich schwer beschädigt oder zerstört, und deshalb muß die Aufgabe auf die mühsame Art und Weise bewältigt werden. Sehr bedauerlich. Wenn er nicht so stur gewesen wäre, hätte ich ihn auf die Sechseck-Welt zu einer Avenue hinunterbeamen können, und wir hätten diese Probleme nicht.« Er machte eine Pause. »Na, wem rede ich das ein? Bei dem Riß im Raum-Zeit-Kontinuum war ich ohnehin zu kaputt, um das zu schaffen. Es spielt keine Rolle. Worauf es ankommt, ist, daß Sie, wenn wir uns so unterhalten, in Awbri sein müssen und Ihre erste Zeit hinter sich haben.«
    Sie zuckte überrascht zusammen.
    »Das weißt du? Aber – was sage ich? Das ist ein Traum. Wunscherfüllung, mehr nicht. Ich spreche nicht wirklich mit dir.«
    »Sie haben in vielem recht, aber im letzten Punkt nicht«, gab der Computer zurück. »Ja, das ist ein Traum. Sie schlafen jetzt irgendwo unten in einem Baum in Awbri. Und ich bin auch nicht wirklich hier oder in der Nähe. Selbst wenn ich hingelangen könnte, bezweifle ich, daß ich die Kraft hätte, den nullifizierten Raum und diesen ungeheuren Kurzschluß markovischer Energie zu überwinden. Aber wir führen dieses Gespräch – wir haben es schon geführt, um genau zu sein. Als Sie das letztemal durch mich hindurchgegangen sind, ist das alles von mir tief in Ihr Unbewußtes eingepflanzt worden, um im richtigen Augenblick heraufzukommen. Das konnte erst geschehen, nachdem Sie das erstemal in Brunst

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