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Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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die vorbeimarschierenden Truppen glaubten die Drohung beinahe körperlich zu spüren. Die Soldaten waren froh, fortzukommen. Man hatte beschlossen, sich in einem breiten Flußtal in Bache nach dem Marsch neu zu formieren. So nah am Ziel und vor den gegnerischen Truppen mußte alles vollkommen sein.
    Es war später Nachmittag, aber die Kommandozelte standen bereits. Brazil verließ seine kleine Ecke des Feldes und ging zu dem Hauptzelt, in dem Asam und Mavra untergebracht waren; Marquoz verließ sein Zelt, um sich zu ihnen zu gesellen. Es sollte die letzte Stabsbesprechung der Gruppe sein, obwohl nur Brazil, der sie einberufen hatte, das wußte.
    Sie saßen wortkarg und sprachen vor allem über die unheimliche Art der Dahir und ihre eigene Müdigkeit. Brazil schien sogar ein wenig heimwehkrank zu sein.
    »Wissen Sie«, sagte er, »da draußen unter den Sternen gehen jetzt Billionen Leute ihren alltäglichen Verrichtungen nach. Sogar auf den Kom-Welten. Eigentlich seltsam, das Ganze. Ich habe mich auf der Sechseck-Welt nie zu Hause gefühlt; das ist zu sehr ein Land der Phantasie, geschieden von der Wirklichkeit, vom ganzen Rest der Schöpfung, abseits und insular.«
    »Ich finde das erfrischend«, gab Marquoz zurück. »Mir gefällt die Vielfalt hier. Verschiedene Wesen, verschiedene Gesellschaftssysteme und Lebensweisen. Ein Mikrokosmos, ja, aber in seiner Art einzigartig. Sie scheinen davon auszugehen, daß Absonderung schon für sich etwas Schlechtes ist.«
    »Richtig«, sagte Asam. »Dieser kleine Krieg ist schließlich der erste seit tausend Jahren, der dritte in der ganzen Geschichte, und einer von den beiden anderen ist ebenfalls von Außenseitern ausgelöst worden. Es ist doch gar nicht übel hier.«
    »Aber Sie sind alle nicht draußen gewesen«, widersprach Brazil. »Sie sind nur auf der Sechseck-Welt gewesen. Sagen Sie, Asam, haben Sie nie zu diesem grandiosen Sternenfeld hinaufgeblickt und sich gewünscht, Sie könnten hinfliegen und sich das alles ansehen? Von Stern zu Stern, von Welt zu Welt fliegen?«
    Asam machte ein nachdenkliches Gesicht. Nach einer Weile sagte er: »Na ja, ich war zu sehr Realist, um viel zu träumen, fürchte ich. Ich muß ja von dieser Welt noch das meiste kennenlernen und habe trotzdem schon mehr davon gesehen als jeder andere, den es hier gibt. Was ist da draußen? Viel Leere und viele Welten wie die hier, jede mit einer Rasse darauf. Groß und leer. Wo man hinkommt, wird gekämpft. Nein, ich glaube, ich bleibe lieber hier.«
    Brazil sah Mavra an.
    »Sie sind hier und dort gewesen«, stellte er fest. »Als Sie das letztemal hier waren, haben Sie fast alles getan, um fortzukommen. Haben Sie es sich anders überlegt?«
    Sie dachte nach.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie ehrlich. »Ich weiß es wirklich nicht. Asam hat mir eine andere Art von Leben gezeigt, das hier möglich ist. Und ich habe eine Erscheinungsform, die hier Sinn ergibt, die mich freimacht, so daß ich nicht mehr das verkrüppelte Tier bin, das ich damals war.« Sie schwieg einen Augenblick und wirkte gleichzeitig nachdenklich und traurig. »Aber es spielt ja auch gar keine Rolle, nicht? Ich meine, es wird lange, lange dauern, bis es im Universum wieder Raumfahrt gibt, nicht? Wenn man keinen Spaß daran hat, Stöckchen aneinanderzureihen und in Höhlen zu kauern, wird das hier bald alles sein, was noch da ist.«
    Er starrte sie an.
    »Vielleicht«, sagte er vorsichtig. »Vielleicht auch nicht. Alles ist relativ, wenn man mit dem Schacht der Seelen zu tun hat. Und was Sie sagen, gilt ohnehin nur für dieses Universum.«
    »Es ist das einzige, das wir haben«, gab sie sofort zurück.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein. Es ist nur ein Universum, nicht das Universum. Die Energie, um das hier in Gang zu bringen, stammte von einem anderen. Es muß eine Ergänzung geben. Die Physik verlangt es. Zum Beispiel besteht in der Mitte jedes Schwarzen Lochs eine Singularität. Was geschieht dort? Kommt sie jemals heraus? Energie und Materie hören nicht auf zu existieren – sie können weder geschaffen noch zerstört werden. Das ist Gesetz. Nur eine Veränderung ist möglich. Das ganze Zeug muß irgendwo sein – es kommt im anderen Universum heraus. In einem Weißen Loch. So muß das gehen. Weil der Schacht nach Zauberei aussieht, dürfen Sie nicht den Fehler begehen, anzunehmen, es sei wirklich Zauberei. Das ist nicht der Fall. Es handelt sich einfach um eine Technologie auf einer höheren Stufe, als Sie sich das jetzt

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