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Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 05 - Dämmerung auf der Sechseck-Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack L. Chalker
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vorstellen können.«
    Marquoz starrte ihn an.
    »Das hört sich nicht an nach dem Mann, den ich kannte und der in Kneipen auf den Kom-Randwelten für Pfennige Flöte spielte. Das klingt gar nicht nach Ihnen.« Er sah Brazil argwöhnisch an. »Sind Sie wirklich Zigeuner?«
    Der andere seufzte, lehnte sich zurück und schien mit sich selbst zu debattieren. Schließlich sagte er so leise, daß man ihn kaum verstehen konnte: »Wenn ich nicht Zigeuner bin, wer oder was bin ich dann?«
    Mavra sah ihn plötzlich voller Entsetzen an.
    »Sie sind nicht Zigeuner!« stieß sie hervor. »Sie sind wirklich Brazil.« Sie schüttelte angewidert den Kopf. »Die ganzen Gespräche über mich, über Brazil… Wie müssen Sie über mich gelacht haben. Sie Dreckskerl!« Sie fuhr herum und trabte zum Zelt hinaus.
    Die anderen schwiegen geraume Zeit, vor allem deshalb, weil sie nicht wußten, was sie sagen sollten. Schließlich brach Marquoz das Schweigen.
    »Sie sind Brazil, nicht wahr? Deshalb sind Sie mir so aus dem Weg gegangen.«
    Er nickte.
    »Ja, warum nicht? Die Katze ist schon aus dem Sack. Was spielt es noch für eine Rolle?«
    »Eine sehr große, wenn Mavras Reaktion etwas zu bedeuten hat«, stellte Asam fest.
    Er seufzte.
    »Mavra hat ein Problem. Sie fühlt sich benachteiligt, verlassen, in einem frühen Alter ausgesetzt, ungeliebt. Diese Sehnsucht nach Liebe zu einem Vater, nehme ich an, hat sich in bitteren Haß gegen mich verwandelt. Warum nicht? Ich kam für sie einer Vaterfigur am nächsten. So, wie sie aufwuchs, ganz allein, bildete diese Bitterkeit eine Schale um sie, die selten aufspringt. Wenn man den Mangel von etwas spürt, dann redet man sich ein, man sei besser dran, es nicht zu haben. Man entwickelt heftigen Stolz auf sein Alleinsein, seine Einsamkeit. Man verwandelt eine Behinderung in einen Vorteil, in den eigenen Augen, versteht sich. Das hat sie getan. Und sie ist jedesmal verletzt worden, wenn sie die Schale hat aufspringen lassen, und sei es nur ein Spalt gewesen.«
    »Wenn sie Liebe braucht, die kann ich ihr geben«, erklärte Asam aufrichtig.
    »Das könnte nicht genügen«, sagte er warnend. »Sie ist so verletzt worden, als sie sich wirklich an jemanden angeschlossen hatte, daß sie sich vor einer Wiederholung fürchtet. Sie könnte verdrehter geworden sein, als Ihnen lieb ist, Asam. Aber ich lasse sie ihre eigene Wahl treffen. Im Inneren des Schachtes kann ich vieles tun. Wenn sie hierbleiben will, bei Ihnen, kann sie das. Ihre Entscheidung.«
    Marquoz bewegte verlegen die Schultern. Er hielt es für besser, auf naheliegendere Themen zu kommen.
    »Gut, Brazil. Vielleicht erklären Sie uns, was, zum Teufel, Sie hier anstelle von Zigeuner machen – und was wir hier überhaupt vorhaben. Wie wollen Sie auf diese Weise in den Schacht kommen, verdammt noch mal?«
    Brazil zog die Schultern hoch.
    »Geben Sie mir nicht an allem die Schuld«, erwiderte er abwehrend. »Vergessen Sie nicht, ich wollte ursprünglich überhaupt nicht herkommen. Es war der verdammte Computer, dem das alles eingefallen ist. Ich bin gegen meinen heftigsten Widerstand aufgespürt und zu Obie geschleift worden. Es war der Computer, der euch alle dazu überredet hat, so vorzugehen, und der Computer, der den ganzen Verlauf festgelegt hat. Ich gebe zu, daß das eine verdammt verrückte Maschine ist – das liegt wohl an Mavras Einfluß. Aber ein Computer ist und bleibt sie, und als alle Fakten eingegeben waren, die man fand, entschied Obie, daß ich den Schacht reparieren müßte , und legte sich auf diesen Plan fest, gegründet auf alle Daten, die eingegeben worden waren.«
    »Sie eingeschlossen«, betonte Marquoz.
    Er nickte mürrisch.
    »Ja, auch das. Hat ihm aber verdammt wenig genützt. Hat ihn vielleicht demoliert – und mich auch. Obie war jedenfalls einmal an den Schacht angeschlossen und weiß, wie er funktioniert – wie er programmiert ist, jedenfalls, was mehr ist, als ich von mir behaupten kann. Er beschloß, die ganze Bevölkerung von Olympus durch die große Parabolantenne zu jagen, damit sie seinen Vorstellungen entsprach, und noch ein paar andere dazu, uns eingeschlossen. Wir sind behandelt worden – auf irgendeine Weise hat Obie beispielsweise Sie und Mavra und Yua so umgebaut, daß Sie, als Sie durch den Schacht gingen, als ganz bestimmte Wesen herauskamen. Ebenso den Rest der ›Nautilus‹-Besatzung, von denen die meisten vorher durchgeschleust wurden, um die Vorbereitungen zu treffen. Wir mußten die Schiffe

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