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Sechselauten

Sechselauten

Titel: Sechselauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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Paar?«
    Lara schüttelte den Kopf. »Ich kann es mir nicht vorstellen. Er ist viel zu alt. Aber beschwören kann ich es natürlich nicht.«
    Als Lara eine der Schachteln zurück in den Schrank räumte, fiel etwas zu Boden. Der Kommissar bückte sich und hob es auf. Es war ein kleines Foto. Schwarzweiß, und der gezackte, helle Rand war durch die Jahre bräunlich angefärbt. »Das hat vermutlich irgendwo drangeklebt«, sagte Eschenbach. »Ein Kinderfoto. Bestimmt Charlotte und du.«
    »Dann gib’s her«, sagte Lara.
    Eschenbach drehte das Bild um. Auf der Rückseite stand die Jahreszahl 1960 .
    Lara riss ihm den Fetzen aus der Hand, sah sich das Bild kurz an und sagte: »Ja, Charlotte und ich. Unbedeutend … irgendein Foto von früher.«
    Der Kommissar war etwas irritiert angesichts Laras impulsiver Reaktion. Andererseits hatte sie ihre Schwester gerade erst verloren. Einfach konnte das alles für sie nicht sein. Als er ihr beim Einräumen helfen wollte, wies ihn Lara zurück.
    »Lass nur, ich schaffe das schon.«
    Sie kniete sich wieder auf den Boden und machte sich an die Arbeit.
    Eschenbach schmerzte das Kreuz. Weil es noch eine Weile dauern würde, setzte er sich auf den Hocker, der glücklicherweise ganz in der Nähe stand. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen das kalte Mauerwerk und schloss die Augen. Noch einmal sah er das Foto vor sich. Zwei Mädchen waren darauf, drei oder vier Jahre alt, vielleicht auch älter. Er hatte das Bild nicht lange betrachten können. Aber wenn die Aufnahme wirklich von 1960 war, dann konnte Lara unmöglich eines der Mädchen gewesen sein. Lara war erst 1964 geboren. Und das war eines der wenigen Dinge, dessen sich Eschenbach zu hundert Prozent sicher war.
    Nachdem Lara die Sachen ihres Vaters wieder in die Kisten geräumt hatte, fuhren sie zurück zum Hotel.
    Im Wagen herrschte dasselbe Schweigen wie schon auf der Hinfahrt. Das einzige Geräusch, das der Kommissar vernahm,war hin und wieder das Ticken des Blinkers, bevor der Mercedes abbog oder die Spur wechselte.
    »Zwei Milliarden Fußballfans …« Lara saß auf einem Stuhl in Eschenbachs Hotelzimmer, sah ihm beim Packen zu und malte mit den Händen eine Weltkugel in die Luft. »Die katholische Kirche bringt’s knapp auf die Hälfte. Weißt du eigentlich, wo die Leute am meisten Fußball spielen?«
    »Auf der Straße oder in den Stadien?« Der Kommissar war nur halb bei der Sache. Er suchte eine Socke, ging nochmals ins Bad und fand den Rasierer, den er (weil der Akku leer war) ins Kästchen unter dem Waschtisch gelegt hatte.
    »In China! Dann kommen die USA und Indien.«
    Seit Eschenbach ihr gesagt hatte, dass er auf keinen Fall länger bleiben und in vier Stunden nach Zürich zurückfliegen werde, redete Lara ununterbrochen.
    »Wie lange brauche ich eigentlich zum Flughafen?«
    »Heathrow oder City?«
    Eschenbach suchte sein schwarzes Notizbuch und sah nach: »Der Flug geht um Viertel vor sechs.«
    »Dann ist es City«, sagte Lara. »Eine halbe Stunde. Wir fahren dich.«
    Eschenbach bestand auf einem Taxi.
    »Die FIFA hat den Fußball zu einer Weltbewegung gemacht. Sie vereinigt 207 Mitgliedsländer; das ist mehr, als die UNO hat.«
    Im Taxi klapperte, rumpelte und schepperte es. Offenbar hatten sie das älteste Modell erwischt.
    »Und die rund zwei Milliarden Euro Umsatz, die der Verein in den vergangenen vier Jahren gemacht hat, sind erst ein Anfang. In zehn Jahren lässt sich der Betrag verdoppeln. Mindestens. Vielleicht sogar verdreifachen, wenn wir es einigermaßen gescheit anstellen.«
    Während sich Lara in Fahrt redete, sich im Friedhof der Zahlen verlor und danach eine Markteroberungsstrategie nach der andern zum Besten gab, realisierte Eschenbach, dass sie längst Teil dieses Imperiums geworden war. Für Lara war es nicht der Fußball, der zählte. Ihr Spiel trug andere Namen. Merchandising, Vertriebsrechte, Sponsoring- und Hospitality-Verträge. Am Ende zählte nicht die Anzahl der Tore.
    Eschenbach sah auf die Uhr.
    »Warum hast du mir eigentlich Kronenberger auf den Hals gehetzt?«
    »Ach, ich war völlig verstört, der Überfall, Charlottes Tod. Wenn ich so darüber nachdenke, es war eigentlich seine Idee. Er wollte mich schonen, nehme ich an.«
    Eschenbach schaute aus dem Fenster. »Erzähl mir noch etwas über diesen Kronenberger. Er hat eine Kanzlei in Zürich, habe ich gesehen. Wie kommt so einer ins oberste Gremium der FIFA ?«
    »Kronenberger war schon immer der Mann fürs Schwierige. Gerade dreißig

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