Secret Passions - Opfer der Leidenschaft: gay historical crime story (German Edition)
gelaufen war.
Dieses Arbeitszimmer war eindeutig das Reich einer Frau, denn die Einrichtung bestand aus hellen Möbeln und freundlichen Farben. Nur die violetten Vorhänge waren dann doch zu viel für Dereks Augen.
Franny besaß eine kleine Wohnung unter dem Dach. An Weihnachten lud sie ihn und Oliver jedes Jahr zum Essen ei n, daher wusste Derek, dass es in ihrem persönlichen Reich noch bunter und vor allem kitschiger war. Auch wenn man es der Frau in den Hosen nicht anmerkte – sie hatte ein Faible für Puppen und Tand. Einzige Ausnahme war eine Glasvitrine, in der sie ihre Messersammlung aufbewahrte. Fran hatte schon immer eine Schwäche für Messer gehabt. Sie und Oliver konnten zu Gangzeiten meisterhaft mit der Klinge hantieren.
»Was gibt es, Derek?«, fragte Oliver, wobei er sich eine blonde Locke aus der Stirn strich.
»Ich wollte fragen, ob ich einen Schluck von deinem hervorragenden Brandy abbekommen könnte?« Er schielte zu Fran und hoffte, Oliver würde den Wink mit dem Zaunpfahl verstehen. Franny wedelte, ohne von ihren Büchern aufzusehen, mit der Hand, um sie aus dem Raum zu scheuchen. »Jungs, wenn ihr was zu bereden habt, dann schleicht euch nach nebenan. Ich muss hier arbeiten.«
Derek lächelte. Niemand konnte dieser Frau etwas vormachen.
Sie beide gingen eine Tür weiter, wo Oliver sein Büro hatte. Es war ein gemütlicher, kleiner Raum in dunklem Holz getäfelt und entsprach schon eher Dereks Geschmack. Der Boden war mit einem weinroten Teppich ausgelegt, auf dem eine Ledergarnitur und Olivers wuchtiger Schreibtisch aus Mahagoni standen. Ein riesiges Bücherregal erstreckte sich über eine ganze Wand, was Derek ein wenig seltsam fand, wo Oliver außer Sensationsblättern nichts las. Aber es machte Eindruck, keine Frage. Dereks Apartment war nicht annähernd so luxuriös ausgestattet, doch er hielt sich ohnehin meist nur zum Schlafen zuhause auf.
Das erinnerte ihn wieder an Simon. Derek hatte es in den wenigen Tagen, an denen er bei ihm gewohnt hatte, gefallen, fast jeden Morgen mit ihm und seiner Schwester Sarah zu frühstücken. Er hatte immer jemanden in seiner Nähe gewusst. Nicht dass es ihm etwas ausmachte, allein zu sein, aber ein volle s Haus erinnerte ihn an die schönen Zeiten, die er in Leandros Gang erlebt hatte. Das Leben auf der Straße war hart gewesen. Derek hatte i m Dreck gelebt, im Dreck geschlafen und sogar Dreck gegessen, wenn er kurz vor dem Verhungern gestanden hatte – dennoch hatte ihm ihre eingeschworene Gemeinschaft Sicherheit und Geborgenheit vermittelt.
»Hast du schon Neuigkeiten zum Maskenmörder?«, fragte Oliver.
Derek schüttelte den Kopf. »Ich komme einfach nicht weiter. Er kennt sich eindeutig in den Straße n aus, taucht un vermittelt auf, tötet und verschwindet, ohne gesehen zu werden. Er versteht es, keine Spuren zu hinterlassen.« Seufzend fuhr sich Derek durchs Haar. »Sind hier in den letzten Tagen Neukunden aufg etaucht oder ist dir etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
Sie setzten sich in zwei Ledersessel und Oliver schenkte ihm Brandy ein. »So ein Tory war mal wieder hier und hat sich beschwert, warum wir ihn nicht aufnehmen wollen, ansonsten alles wie immer.« Oliver holte eine Zigarre aus einem Etui, die er sofort anzündete. Dann hielt er die Schatulle Derek vors Gesicht. »Auch eine?«
Derek schüttelte den Kopf. »Dieser Tory …«
»Alles ganz natürlich und erklärlich«, unterbrach Oliver ihn und stieß den Rauch aus, der sich zu einem Kringel formte. »Die Tories denken, die Whigs halten hier Geheimtreffen ab, während die Whigs dasselbe von den Tories denken. Die versuchen nur herauszufinden, welche politische Gesinnung der Club vertritt.«
Offiziell glaubten die Behörden, beim Sherman House handle es sich um einen exklusiven Herrenclub, zu dem nur auserwählte und sehr gut zahlende Mitglieder Zutritt hatten.
Derek grinste. »Wenn die wüssten …«
Auch Oliver lächelte. Er zog eine Taschenuhr aus seiner Weste und drückte hastig seine Zigarre in einem Aschenbecher aus Elfenbein aus. »Verdammt, ich muss los. Bis später!«, sagte er plötzlich und sprang auf. Schon war er zur Tür raus.
Schmunzelnd schüttelte Derek den Kopf. Oliver hatte wohl noch einen wicht igen Termin. Er war schon immer ein wenig zerstreut gewesen.
Derek trank in Ruhe seinen Drink aus und klopfte anschließend wieder vorsichtig bei Franny.
»Kannst reinkommen, Derek«, rief sie.
Derek setzte sich auf die Kante ihres Schreibtisches. »Woher
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