Seefeuer
Sommer sich ausgedrückt hatte, dermaßen
Druck, dass er für morgen früh, neun Uhr, eine Pressekonferenz anberaumt hatte,
deren Vorbereitung ihn im Moment beanspruchte.
Zur Einleitung hob Wolf die neben ihm liegende Zeitung
hoch und hielt sie in die Runde. »Kann ich davon ausgehen, dass jeder von euch
die heutige Ausgabe des ›Seekurier‹ gelesen hat?« Zustimmendes Nicken.
»Gut. Nach meiner Einschätzung stehen wir damit dicht
vor dem Abschluss dieses verdammten Falles. Das zieht sich alles schon viel zu
lange hin, ich kann die Pressefritzen gut verstehen. So eine Mordserie ist
tausendmal interessanter als ein Bericht über das Überlinger Promenadenfest
oder eine Tagung der Nobelpreisträger auf der Mainau.«
Von Marsberg assistiert, ging er sodann auf die
Einzelheiten ihres Planes ein, beginnend mit der SMS ,
die beim »Seekurier« eingegangen war. »Parallel dazu«, schloss er seine
Ausführungen, »haben wir allerdings noch eine ganze Latte an Hausaufgaben zu
erledigen. Fangen wir bei den Drogen an, die wir bei Hajek gefunden haben:
Würdest du diese Spur weiterverfolgen, Rolf? Das heißt, sobald du Pohl
hierhergeschafft hast.«
»Geht klar«, nickte Marsberg und machte sich Notizen.
Dann wandte er sich an Hartmut Preuss: »Am besten, wir recherchieren getrennt:
Du schließt dich mit dem Labor und dem Rauschgift-Dezernat kurz, während ich
das BKA kontaktiere.«
»Da kannst du gleich abfragen, was die über den
Einbrecher haben«, schob Wolf nach. »Nach Philips Aussage hat der Mann in der
Wohnung gezielt nach dem Stoff gesucht. Würde mich nicht wundern, wenn es
zwischen diesem Kerl, den Drogenhändlern und Hajek eine direkte Verbindung
gäbe. Vielleicht lässt sich Hajek auf diesem Weg knacken.«
»Ich denke, den sollten wir ohnehin noch etwas
schmoren lassen«, warf Jo ein. »Könnte nicht schaden, vor dem Verhör die Nase
ein bisschen in seine Finanzen zu stecken. Möglicherweise kochen wir ihn dann
schneller weich.«
»Seh ich auch so«, stimmte Wolf zu. »Das übliche
Verfahren also, übernimmst du das?«
»Ich beschaff mir gleich die Genehmigung zur
Konteneinsicht.«
»Nimm Vögelein hinzu, wenn er aufkreuzt. Dann bitte
ich dich, mit einem unserer Computerspezialisten zu Hajeks Wohnung zu fahren
und dessen Festplatte sicherzustellen.
»Wonach suchen wir speziell?«
»Hajek hat die Teilnehmer an den Schiffspartys
erpresst. Wenn ich den Textentwurf, den Philip in seinem Papierkorb gefunden
hat, richtig interpretiere, dann hat er seine Forderungen per E-Mail
verschickt. Er hat den ehrenwerten Herren gedroht, eines der Partyvideos zu
veröffentlichen, falls sie bis heute um Mitternacht nicht eine Summe in
unbekannter Höhe bezahlen.«
»Oha! Ist das gesichert oder nur die Interpretation
dieses Zettels hier?«, fragte Marsberg mit hochgezogenen Augenbrauen, während
er das Blatt aus Hajeks Papierkorb studierte.
»Dafür gibt es sogar eine Zeugin.« Er erzählte die
Story von Karin Winters nächtlicher Lauschaktion im Mauracher Wald. Die Sache
mit den Schrotkörnern behielt er für sich.
»Wenn Jo entsprechendes Material auf Hajeks PC findet, ist das nur die halbe Miete«, gab Marsberg
zu bedenken. »Wir müssten zusätzlich bei einem der Empfänger fündig werden. Wie
wäre es, wenn wir einen Durchsuchungsbeschluss beantragen und parallel zu
seiner Vernehmung hier in der Direktion Pohls Bürocomputer durchforsten?
Schließlich verdächtigen wir ihn einer ganzen Latte von Straftaten, zumindest
der Beihilfe. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir von seinen
Aktivitäten keine Spuren fänden, nachdem er sich nachweislich und unter eigenem
Namen in die Bestellung des Caterings eingeschaltet hat. Finden wir bei ihm
eine Erpresser-E-Mail, wäre die Erpressung bestätigt, und möglicherweise hätten
wir sogar Pohl im Sack.«
»Sehr gut. Das übernehme ich!« Zum ersten Mal seit
Langem sah Wolf richtig zufrieden aus.
»Und sollte unsere Rechnung aufgehen«, setzte Jo noch
einen drauf, »dann liefert uns dieses Material womöglich die Namen der anderen
Partyteilnehmer.«
»Und damit jede Menge Zeugen«, schloss Hartmut Preuss.
»Großartig!« Wolf erhob sich. »Schlage vor, wir
treffen uns hier um elf zu einem Abgleich der Ermittlungen. Einverstanden?«
»Moment, Leo. Wie wäre es, wenn wir gemeinsam zu Pohl
fahren? Du weißt, die Mission ist heikel. Immerhin steht Pohl das Wasser bis
zum Hals, er kämpft gewissermaßen ums Überleben. In dieser Situation ist dem
jedes Mittel
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