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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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weiteren Fehlschlag konnten Sie sich nun
nicht mehr leisten.
    »Höflich wollte sich als Lockvogel zur Verfügung
stellen …«, begann Wolf.
    »Hab ich fast vermutet, nach dem Artikel im
›Seekurier‹«, wurde er von Pohl unterbrochen. »Und? Geben Sie’s ruhig zu: Der
Mörder ist Ihnen mal wieder durch die Lappen gegangen, hab ich recht?«
    »Wäre er nicht, wenn Höflich sich an unsere
Anweisungen gehalten hätte.«
    »Ja, ja, der Konjunktiv! Hätte, wäre, könnte«, fuhr
Pohl hämisch dazwischen.
    »Er sollte die Nacht auf seinem Boot verbringen –
zumindest war das die Version für die Öffentlichkeit, wenn Sie verstehen …«
    »Wieso sollt ich das nicht verstehen? Ich hab’s zwar
am Kopf, aber noch lange nicht am Hirn!«, knurrte Pohl.
    »Auf dem Boot hat einer unserer Leute seine Rolle
übernommen, Höflich selbst sollte sich bis zur Entwarnung zu Hause
einschließen. Unser Angebot, ihm einen Aufpasser zur Seite zu stellen, lehnte
er ab. Entgegen seiner Zusage hat er in der Nacht heimlich das Haus verlassen,
und bei seiner Rückkehr … tja, da ist es dann passiert …«
    Pohl starrte mit weit aufgerissenen Augen auf Wolf.
»Ist was passiert? Soll das etwa heißen, Höflich …
Höflich ist …?« Pohl versagte die Stimme. Auch der Arzt stellte vorübergehend
seine Bemühungen ein, und die Schwester neben ihm hob erschrocken die Hand vor
den Mund.
    »Höflich wurde mit einer Harpune getötet. Im Garten,
bei der Rückkehr von seinem Ausflug.«
    Drei Augenpaare starrten entsetzt auf Wolf,
sekundenlang fiel kein Wort. Zu überraschend, zu fürchterlich war diese
Nachricht. Schade, bedauerte Wolf – wäre wirklich zu schön gewesen, wenn sie
mit Pohl noch einmal einen Lockvogel gehabt hätten. Diesmal hätten sie es
garantiert richtig gemacht, auch wenn die verbleibende Zeit bis zu dem
geplanten Auftritt auf dem Turm, das musste er zugeben, für eine ordentliche
Vorbereitung verdammt knapp gewesen wäre. Doch darüber brauchte er sich jetzt
wohl keinen Kopf mehr zu machen: Pohl würde sich, nachdem er von Höflichs Tod
erfahren hatte, eher in die Hosen machen, als auf den Turm zu steigen.
    Tatsächlich saß der Anwalt mit gesenktem Kopf auf dem
Krankenbett, sein Körper bebte, als würde er von einem Weinkrampf geschüttelt,
offenbar war die Nachricht zu viel für sein angegriffenes Nervenkostüm gewesen.
Wolf dachte schon daran, sich zu verabschieden – da hob Pohl den Kopf. Sein
Gesicht war eine einzige Grimasse, er begann zu prusten, sein Mund verzog sich,
wurde breit und immer breiter, bis er schließlich die Zähne entblößte und, die
Augen zu Schlitzen zusammengekniffen, ein dunkles Lachen ausstieß, einem
wölfischen Knurren gleich. Besorgt fasste der Arzt nach Pohls Puls. Grob stieß
dieser ihn zurück.
    »Höflich und seine Weiber!«, prustete er los. Erst als
er die irritierten Blicke der Umstehenden auf sich gerichtet fühlte, wurde er
wieder halbwegs ernst. »Er kann’s einfach nicht lassen!«
    »Was meinen Sie?«
    »Na, was wohl? Er hat’s die Nacht nicht ausgehalten
ohne Weib, der geile Bock. Wenn’s ihn überkommt, ist er eben nicht mehr zu
halten, sozusagen.« Er richtete den Blick fest auf Wolf: »Sie irren sich, wenn
Sie annehmen, dass ich kneife. Ich werde um zehn auf dem Turm stehen und
blasen. Soll der große Unbekannte nur kommen, ich bin vorbereitet. Und ich halte mich an Absprachen!« Vieldeutig fügte er noch
hinzu: »Außerdem werde ich dort nicht allein sein.«
    Wolf musste schlucken. Von wegen Hasenfuß – sie hatten
sich allesamt in dem Anwalt getäuscht. Äußerlich unbewegt zuckte Wolf mit den
Schultern und wandte sich zur Tür. Dort angekommen, drehte er sich noch einmal
um, ein feines Lächeln umspielte seine Lippen: »Sollte bei Ihrem Auftritt
trotzdem etwas schiefgehen: Wir sind ja auch noch da, selbst wenn Sie uns nicht
sehen. Ach ja, und bestellen Sie Kalaschnikow einen schönen Gruß!«
    ***
    Eineinhalb
Stunden später konnte Wolf erstmals aufatmen. Es sah so aus, als hätten sie
alle Vorbereitungen gerade noch rechtzeitig abschließen können. Die Anspannung
war gewichen, das Hämmern in seinen Schläfen hatte nachgelassen. Dafür meldete
sich sein Magen. Kein Wunder, er hatte heute noch keinen Bissen zu sich
genommen. Wenn der ganze Zinnober hier vorüber war, musste er mal wieder
richtig einkaufen gehen, die gähnende Leere in seinem Kühlschrank war nicht
länger hinzunehmen. Nicht einmal die Zigarette schmeckte – ein schlechtes
Zeichen!
    Nach dem

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