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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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heraufblinkte.
    Schnell hatten sie sich auf einen halbtrockenen
Müller-Thurgau geeinigt, dazu eine große Flasche Mineralwasser. »Keine Angst,
ich halte mich beim Wein zurück, auch wenn’s mir heute schwerfällt, Herr Wolf«,
kam Karin Winter aufkommenden Bedenken zuvor. »Ich muss Sie ja schließlich
unversehrt nach Nußdorf zurückbringen.«
    »Vor allem wollen Sie Ihre fünf Sinne beisammenhalten,
geben Sie’s ruhig zu«, lächelte Wolf. »Wie ich Ihren Chefredakteur kenne, giert
der bereits nach Ihrem furiosen Artikel, stimmt’s?« Anstelle einer Antwort
grinste sie nur.
    »Den Schönwald hatte wohl keiner von uns auf der
Rechnung, was?«, begann sie, nachdem die Wirtstochter ihre Bestellung
aufgenommen hatte. Wolf hatte Verständnis für ihre Ungeduld. Es war die
Vollblutjournalistin ohnehin hart angekommen, dass er sich auf der Herfahrt
mehr oder weniger in Schweigen gehüllt hatte. »Etwas Geduld, meine Liebe, wir
kommen noch früh genug zum Reden«, hatte er gebeten, um gleich darauf Vögelein
anzurufen und ihm die Adresse des Burgunderhofs durchzugeben. Danach hatte er
sich mit dem Gesichtsausdruck eines Mannes zurückgelehnt, der mit sich und der
Welt in Einklang lebt. Widerwillig hatte sich Karin Winter ins Unvermeidliche
fügen müssen.
    »Ja, Schönwald hat uns alle überrascht«, stimmte Wolf
ihr schließlich zu. Er zog seine Jacke aus und hängte sie über eine Stuhllehne;
für einen Oktoberabend war es überraschend mild.
    »Was macht Sie eigentlich so sicher, dass er wirklich
der gesuchte Mörder ist?«
    »Immer schön der Reihe nach, meine Liebe …«
    Die Wirtstochter sorgte für eine kurze Unterbrechung.
Sie brachte die bestellten Getränke, dazu ein Schälchen mit kleinen
Salzbrezeln. Wolf schenkte ein, und sie prosteten sich zu.
    »Eines will mir nicht in den Kopf«, setzte Wolf
anschließend ihre Unterhaltung fort. »Wie konnten Fernsehen und Presse so
schnell vor Ort sein?«
    »Ganz einfach: Schönwald hat uns eingeladen! Per E-Mail
kündigte er eine spektakuläre Aktion auf dem Münsterplatz an, welche die
Öffentlichkeit eindringlich auf die Hintergründe der Mordserie aufmerksam
machen würde – oder so ähnlich. Der Mann hat nichts dem Zufall überlassen.«
    Wolf kramte seine Zigaretten hervor. »Stört es Sie,
wenn ich nebenher eine paffe?«, fragte er.
    »Wie könnte es, Sie sind der Gastgeber. Rauchen soll
ja den Geist beflügeln, wird behauptet, also hab ich, wenn das stimmt, in
gewisser Weise auch etwas davon. Aber Spaß beiseite: Der ganze Zinnober wurde
letztlich durch Tammys Tod ausgelöst, richtig?«
    »Von wegen! Das begann viel früher«, korrigierte Wolf,
bei dem der beißende Rauch kurzzeitig einen Hustenanfall ausgelöst hatte, mit
kratziger Stimme. »Ausgangspunkt war im Grunde, wie so oft, die grenzenlose
Raffgier einiger Zeitgenossen. Ich denke hier im Besonderen an die beiden
Lehrer, Hajek und Schubeck. Irgendwann letztes Jahr war Hajek auf die Idee
gekommen, mit Hilfe einiger frühreifer …«
    »… und ebenfalls geldgieriger …«
    »… meinetwegen frühreifer und geldgieriger
Schülerinnen einen Riesensack voll Knete zu machen. Ich spekuliere jetzt mal:
Mit seinem Lehrergehalt konnte er seine hohen Ansprüche längst nicht mehr
befriedigen; dazu der tägliche Umgang mit den zum Teil recht freizügigen
Mädchen, deren Bedürfnisse er schnell erkannte und für sich einzusetzen wusste – wer will sich da noch über den abstrusen Plan wundern, mit Sexpartys auf dem
See das dringend benötigte Zusatzeinkommen zu beschaffen?«
    »Dafür allerdings brauchte er Mitstreiter.«
    »Wofür sich sein stets klammer Kollege Schubeck anbot.
Der hat Familie und ist für jeden Euro, den er zusätzlich vereinnahmt, dankbar.
Viel schwieriger dürfte es für Hajek gewesen sein, an zahlungskräftige Kunden
zu kommen …« Etwas abwesend drückte Wolf die angerauchte Gitanes wieder aus und
ließ sie im Aschenbecher liegen, wo sie noch einige Zeit vor sich hinstank.
»Schmeckt heute überhaupt nicht«, erklärte er und verzog das Gesicht.
    »Pah, an Kunden zu kommen, dürfte ganz und gar nicht
schwierig gewesen sein«, meinte Karin und nippte an ihrem Weinglas. »Erinnern
Sie sich an meinen ersten Artikel über das ›Rosarote Ballett‹? Er ging auf
Gerüchte zurück, wonach sich ältere, gut betuchte Geschäftsleute in einer
Jagdhütte mit jungen Mädchen vergnügt haben sollten.«
    »Diese Hütte haben Sie ja im wahrsten Sinne des Wortes
hautnah erlebt«, lachte Wolf laut

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