Seefeuer
entscheidend zur Aufklärung von Tamaras Tod bei.
Zack, das war’s – friss oder stirb!
Wieso hatte der Kerl sich ausgerechnet an sie gewandt?
Der »Seekurier«-Artikel von heute früh könnte den Ausschlag gegeben haben.
Offenbar lag dem Anrufer mehr daran, sein Wissen an die große Glocke zu hängen,
als eventuelle Beweismittel der Polizei anzuvertrauen. Weil er jemand eins
auswischen, ihm Druck machen wollte? Oder scheute er aus irgendeinem Grund das
Risiko einer direkten Kontaktaufnahme mit der Polizei?
Die Hintergründe ließen sich im Augenblick nicht
klären. Vielleicht würde sie bei ihrem Besuch im Internat mehr herausfinden.
Sie sah auf die Uhr. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit.
Kurz entschlossen nahm sie den Hörer ab und wählte
Wolfs Nummer.
***
»Chef,
heute ist Samstag, falls es Ihnen entgangen sein sollte«, zeterte Kalfass, als
ihn Wolfs Anruf erreichte.
»Na und? Für mich auch. Aber bitte, wenn du Dienst
nach Vorschrift machen willst …«
Knurrend lenkte Kalfass ein und versprach, sich sofort
auf den Weg zu machen. Eine halbe Stunde später betrat er Wolfs Büro und setzte
sich auf den freien Stuhl neben Jo.
Wolf ignorierte geflissentlich die steile Falte
zwischen Kalfass’ Augen. Jo war bereits seit zwei Stunden im Haus, und Ludger
würde sich keinen Zacken aus der Krone brechen, ebenfalls ein wenig mehr
Engagement zu zeigen.
»An einer der Brandstellen wurde ein Kanister mit DNA -verwertbaren Spuren gefunden«, eröffnete er die
Besprechung. »Wie lange weißt du schon davon?«
»Seit gestern Abend, Chef. Da rief die Spurensicherung
an. Ich wollt’s Ihnen gleich Montag früh sagen, ehrlich.«
Wolf brummte etwas Unverständliches.
»Das ist nicht der Grund, weshalb ich euch hergebeten
habe«, sagte er, eine Spur versöhnlicher. »Es gibt neue Entwicklungen die tote
Schülerin betreffend, da müssen wir schnell reagieren. Ich schlage vor, wir
teilen uns auf.« Wie immer glich Wolfs Vorschlag eher einem strikten Befehl.
»Jo fährt noch einmal zum Bodensee-Internat. Ich habe einen Tipp von Karin
Winter bekommen, dass der Bruder der Toten aus deren Sachen einen Kalender mit
wichtigen Notizen an sich genommen haben soll.«
»Wie kam sie an diese Information?«, fragte Kalfass
misstrauisch.
»Ein anonymer Anruf. Nicht gerade das Gelbe vom Ei,
ich weiß, trotzdem müssen wir der Sache nachgehen. Besorg dir einen
Durchsuchungsbeschluss, Jo, und nimm das Zimmer von Tamara Reich gründlich
unter die Lupe, einschließlich der beiden weiteren Insassen.« Nur beiläufig
nahm er wahr, wie Jo über seine Wortwahl grinste. In seinen Augen waren
Internate noch immer so etwas wie verkappte Bewahranstalten. »Es war ein
Fehler, dass wir das nicht schon heute früh getan haben«, fügte er hinzu.
»Und was bleibt für mich?«, fragte Kalfass, der
vermutlich fürchtete, wieder einmal mit Hilfstätigkeiten abgespeist zu werden.
Dafür war ihm sein Samstagnachmittag wohl entschieden zu schade.
»Du fährst zu dem Tauchclub, draußen bei Goldbach.
Vielleicht vermissen die ja eine Ausrüstung, oder jemand hat etwas beobachtet,
das uns weiterhelfen könnte. Eine tote Taucherin kann ja schlecht vom Himmel
fallen, oder?«
»Und was machen Sie?«, fragte Jo.
»Ich fahr noch einmal zu dem Brandort in Nußdorf.
Möchte gar zu gerne wissen, wieso der Kanister erst jetzt gefunden wurde.«
»Mit der DNA -Analyse
fangen wir leider nichts an, wenn der Täter nicht bereits in der Zentraldatei
des BKA erfasst ist.«
»Weiß ich. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Außerdem will ich in Ruhe mal in die Z i A -Datenbank reinschauen. Vielleicht stoße ich dort auf
Zusammenhänge, die wir bisher übersehen haben.«
Das Z i A war die »Zentrale integrierte Auswertung«. Diese neue
Servicestelle des LKA hatte endlich eine
schmerzliche Lücke in der Kriminalitätsbekämpfung geschlossen. Hier wurden alle
schwerwiegenden Delikte tagesaktuell und grenzübergreifend in das sogenannte
»Landeslagebild« aufgenommen, das frühzeitig Tatzusammenhänge und Querverbindungen
aufzeigen und damit die Arbeit der Ermittler erleichtern sollte. Vielleicht
stieß Wolf dort auf einen ihm bisher nicht bekannten Parallelfall.
»Und wann fühlen wir dem Bruder wegen des Kalenders
auf den Zahn?«, wollte Jo wissen.
»Erst mal überprüfst du, ob du den Kalender in Tamaras
Zimmer findest. Wenn nicht, dann nimmst du dir den Bruder vor.« Er erhob sich
zum Zeichen, dass die Besprechung beendet war. »Abmarsch, Leute! Um
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