Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
Vom Netzwerk:
einmal, doch Karin Winter
winkte ab: »Geschenkt. Haben Sie Trosts Mörder gefasst?«
    »Sie machen wohl Witze?« Wolf erzählte ihr kurz den
Stand der Ermittlungen.
    »Ich bin gleich wieder weg. Was ich Ihnen sagen
wollte: Heute Nachmittag hab ich ein bisschen diesen Rechtsanwalt beschattet,
Sie wissen schon, Pohl. Wollte einfach wissen, was der Mensch so treibt. Am
späten Nachmittag fuhr er mit der Fähre nach Konstanz. Dreimal dürfen Sie
raten, wen er dabei hatte.«
    »Erwarten Sie, dass ich hellsehe?«
    »Trost!«
    »Der Trost, den es heute Abend erwischt hat?«
    »Derselbe.«
    Wolf zuckte mit den Schultern. »Ich kann noch keinen
strafbaren Tatbestand erkennen.«
    »Passen Sie auf: Kennen Sie in Konstanz-Oberlohn
diesen Puff, direkt an der B32 in Richtung Radolfzell?«
    »Ich muss mich doch sehr wundern, Frau Winter«, sagte
Wolf mit gespielter Entrüstung.
    »Gleich daneben liegt ‘ne ziemlich üble Spelunke …«,
fuhr die Reporterin ungerührt fort.
    »Das Delphi. Kenn ich.«
    »Da sind sie rein.«
    »Wie ich Sie kenne, wissen Sie auch, weshalb, hab ich
recht?«
    »Ich hasse Halbheiten, also hab ich mich hingesetzt,
ein Bier bestellt und die Ohren gespitzt. Die beiden sind nach hinten gegangen,
Richtung WC . Dort müssen sie etwas ruppig
empfangen worden sein, hörte sich jedenfalls nach einer handfesten Prügelei an.
Anschließend war es minutenlang ruhig. Kurze Zeit später marschierten die
beiden im Stechschritt an mir vorbei zum Ausgang.«
    »Mit wem sich die beiden getroffen haben – wissen Sie
das auch?«
    »Ich hörte den Namen Kalaschnikow. Sagt Ihnen das
was?«
    »Kalaschnikow … sieh mal einer an!«
    »Sie kennen ihn?«
    »Und ob. Alter Kunde von uns, ist aber schon länger
nicht mehr aufgefallen.«
    »Was mögen Pohl und Trost wohl von ihm gewollt haben?«
    »Ein andermal, Frau Winter. Ich muss dringend zu einer
Vernehmung, bin eh schon spät dran. Fürs Erste vielen Dank für Ihre Hinweise.
Ich überlege mir, Sie demnächst für einen Orden vorzuschlagen! Mal sehen, ob
wir was Passendes für Sie finden.«
    »Mir würde es schon reichen, wenn Sie unseren Deal
nicht vergessen. Sie erinnern sich: Nach Abschluss des Falles …«
    »Weder den Deal noch unser Essen«, unterbrach er sie
ungeduldig und öffnete ihr die Tür.
    »Ihr Wort in Gottes Gehörgang«, seufzte Karin im
Hinausgehen.
    ***
    Wolf
betrat den Vernehmungsraum als Letzter. Marsberg, der in der Zwischenzeit das
Tonbandgerät aufnahmebereit gemacht hatte, nickte ihm flüchtig zu. Mit einem
Wink bedeutete Wolf dem uniformierten Kollegen neben der Tür, dass er nicht
mehr gebraucht würde. Dann waren sie mit Philip Reich allein.
    Der Schüler hatte sich am Tischende auf einen Stuhl
gefläzt und starrte mit verschränkten Armen zur Decke hinauf. Vergeblich
versuchte er, sich den Anschein großer Gelassenheit zu geben. Doch unter der
Maske brodelte es. Wolf war ganz sicher: Schon die erste provokante Frage würde
ihn aus der Bahn werfen. Doch damit mussten sie leben. Der Fall hatte eine
Dimension erreicht, wo es sich von selbst verbot, Verdächtige, und seien sie
noch so jung und unerfahren, mit Glacéhandschuhen anzufassen.
    Marsberg hatte neben Philip Platz genommen und seine
Unterlagen geordnet. Wolf setzte sich ihm gegenüber. Noch bevor er Philip die
erste Frage stellen konnte, klopfte es energisch an der Tür. Verärgert stand
Marsberg auf und sah nach. Draußen stand ein uniformierter Kollege von der
Bereitschaft und bat ihn mit einem Handzeichen heraus.
    Als Marsberg in den Vernehmungsraum zurückkehrte,
nickte er Wolf flüchtig zu. »Ein Fahrzeug wurde als gestohlen gemeldet«,
bemerkte er leichthin.
    Wolf hatte verstanden. Kam ein bisschen spät, die
Meldung, doch besser spät als nie. »Ich setze voraus, Sie wissen, warum man Sie
hierhergebracht hat, Philip«, leitete er die Vernehmung ein.
    »Klären Sie mich auf, ich hab keinen Schimmer! Wenn
Sie’s genau wissen wollen: Ich halte das für Freiheitsberaubung. Das dürfte
noch ein Nachspiel für Sie haben!«
    Wolf ignorierte die Drohung. »Sie wurden heute wegen
überhöhter Geschwindigkeit angehalten, und zwar in der Nähe eines Tatortes.
Möchten Sie dazu etwas sagen?«
    »Wieso Tatort? Was meinen Sie damit? Ich war mit dem
Wagen unterwegs, bin spazieren gefahren. Vielleicht ein bisschen zu schnell,
gut, aber deswegen einen solchen Aufstand zu machen, das … das grenzt an
Repression.«
    »Was sagt Ihnen der Name Herwig Trost?«, klinkte sich
nun Marsberg ein.
    »Wer soll

Weitere Kostenlose Bücher