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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Halter des gesuchten Lotus Esprit für Euch.
Der Wagen ist auf einen gewissen Gregor Hajek zugelassen, wohnhaft in
Überlingen …« Es folgte die genaue Adresse.
    »Verstanden. Ende.«
    »Gregor Hajek. Sieh an!« Wolf war plötzlich hellwach.
    »Das Leben steckt eben voller Überraschungen«, grinste
Marsberg.
    Wolf warf einen schnellen Blick zu Marsberg hinüber,
ehe er den Motor anließ. »Denkst du, was ich denke?«
    »Was fragst du noch? Fahr los! Ich habe alle Zeit der
Welt, meine Frau ist noch immer zur Kur.«
    Das Tor an der Einfahrt zum Bodensee-Internat war
bereits geschlossen. Wohl oder übel stellten sie den Wagen auf dem Parkplatz ab
und gingen zu Fuß bis zum Hauptgebäude. Bereits am Nachmittag hatte das Wetter
umgeschlagen, ein feines Nieseln hatte eingesetzt, das sich bis zum Abend in
einen veritablen Dauerregen verwandelt hatte. Tropfend wie zwei nasse Hunde
passierten Wolf und Marsberg schließlich die beiden steinernen Löwen und
retteten sich in die Halle, wo sie sogleich eine ansehnliche Pfütze
hinterließen. Ohne Zögern schlug Wolf den Weg zum Schulbüro ein. Marsberg
konnte kaum folgen.
    Anklopfen erübrigte sich, die Tür stand offen. Bei
ihrem Eintritt blickte eine junge Frau von ihrem Bildschirm auf.
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Befindet sich der Schulleiter noch im Haus?«, fragte
Wolf.
    »Würden Sie mir sagen, wer Sie sind?«
    Wolf entschuldigte sich und stellte sich und Marsberg
vor.
    »Sie müssen ein weiteres Mal mit mir vorliebnehmen«,
ertönte es da hinter ihm. Wolf drehte sich um und reichte dem stellvertretenden
Schulleiter die Hand. »Guten Tag, Herr von Carlfeld. Es tut uns leid, wenn wir
so spät noch stören, aber wir müssten dringend mit Herrn Hajek reden.«
    Von Carlfeld zog eine Augenbraue hoch. »Herr Hajek hat
das Haus bereits verlassen. Hat das nicht Zeit bis morgen?«
    »Muss es wohl. Aber da wir nun schon hier sind, würden
wir ganz gerne noch einmal mit Philip Reich sprechen, wenn möglich auch mit
seinen beiden Stubenkameraden.«
    »Sie meinen die beiden Mitschüler, die mit ihm das
Zimmer teilen.«
    »Genau die. Geht das?«
    »Tut mir leid, aber auch Philip ist nicht im Haus.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wo er sich aufhalten könnte?«
    »Nun ja …«, druckste der stellvertretende Schulleiter
herum, »wenn Sie mich so fragen: Philip hat bereits beim Abendessen gefehlt.
Das ist ungewöhnlich, die Schüler müssen sich in so einem Fall entschuldigen,
und Philip hat sich da immer peinlich genau an das Schulreglement gehalten.«
Man sah von Carlfeld an, dass ihm diese Eröffnung unangenehm war, wohl auch
deshalb, weil er die Absicht der beiden Polizisten nicht richtig einschätzen
konnte.
    »Wir würden uns durch einen Blick in Philips Zimmer
gerne selbst davon überzeugen.«
    Von Carlfeld schluckte, ehe er antwortete: »Ich weiß
zwar nicht, worauf sich Ihr Misstrauen gründet, aber bitte sehr.«
    Das Zimmer war tatsächlich leer. Wolf warf einen
verstohlenen Blick auf seine Uhr: kurz vor acht.
    »Die drei jungen Herren sind wohl auf Achse. Ich nehme
an, das ist normal?«
    Von Carlfeld setzte ein schiefes Lächeln auf und
bemerkte etwas von oben herab: »Wir sind hier nicht beim Militär, Herr
Hauptkommissar. Vermutlich sind die Schüler aus privaten Anlässen unterwegs oder
sie halten sich in einem der Gemeinschaftsräume auf. Sperrstunde, wie Sie es
vermutlich nennen würden, ist bei uns erst um zweiundzwanzig Uhr.«
    Marsberg hatte sich derweil im Zimmer umgesehen,
misstrauisch beäugt von Herrn von Carlfeld. Unvermittelt stieß er einen leisen
Pfiff aus.
    »Leo. Schaust du mal?«
    Er hielt Wolf ein kleines Notizbuch hin, das auf einem
Bord neben dem Monitor lag.
    »Dürfen Sie das denn, meine Herren?«, fragte von
Carlfeld stirnrunzelnd.
    »Wir dürfen nicht nur, wir müssen sogar. Wenn ich Sie
erinnern darf: Wir ermitteln wegen Mord«, entgegnete Wolf ungerührt. »Natürlich
können wir auch gerne mit einem Durchsuchungsbeschluss und großem Aufgebot
wiederkommen, wenn Ihnen das lieber ist.«
    »Nein, nein, so war das nicht gemeint. Tun Sie, was Sie
tun müssen.« Von Carlfelds Freundlichkeit schmolz dahin wie der Schnee in der
Sonne.
    Mit einem Blick hatte Wolf erkannt, weshalb Marsberg
durch die Zähne gepfiffen hatte. Auf der aufgeschlagenen Seite standen drei
Namen: Weselowski, Trost, Pohl. Der erste war durchgestrichen, vor dem dritten
stand ein Fragezeichen.
    Wolf hob das Notizbuch hoch. »Das müssen wir leider
mitnehmen«, sagte Wolf mit Blick auf

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