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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Eine Katastrophe, sag ich Ihnen. Diese verdammte
Maschine war nicht nur Herrn Trosts Lieblingskind – sie muss unter allen
siebenundzwanzig Umständen im Dreischichtbetrieb laufen, wenn wir den
Messeauftrag unseres größten Kunden fristgerecht ausliefern wollen.« Schneider
fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht, er schien völlig von der Rolle.
    »Herr Trost war nicht im Hause, als das passierte?«
    »Das ist es ja! In solchen Fällen haben wir nur zwei
Möglichkeiten: Entweder ein anderes Unternehmen springt ein, aber das können
Sie vergessen, nicht bei meinem Chef, mit dem will im Umkreis von hundert
Kilometern kein anderer Drucker zu tun haben. Oder aber ein Spezialist muss
her, der den Gegenzylinder in der Maschine wieder herrichtet. Doch diese Leute
sind teuer, so was kann nur der Chef entscheiden.«
    »Und auf den haben Sie hier gewartet, richtig?«
    »Ich habe ihn angerufen, und er ist sofort
losgefahren. Als er ankam … da ist es passiert.«
    »Bitte schildern Sie uns, wie das abgelaufen ist.
Versuchen Sie sich genau zu erinnern.«
    »Als ich seinen Wagen hörte, bin ich hier ans Fenster
getreten. Na endlich, dachte ich. Der Chef fuhr wie immer auf seinen Parkplatz,
dann stieg er aus und ging zum Heck seines Fahrzeugs, um den Kofferraum zu
öffnen. In diesem Moment wurde der Wagen auf dem gegenüberliegenden Stellplatz
angelassen. Das war irgendwie merkwürdig, ich konnte niemanden sehen, und an
dem Fahrzeug brannte kein Licht. Herr Trost blickte sich noch kurz um, dann
nahm er seine schwarze Collegemappe aus dem Kofferraum und schloss die Klappe.
Von da an ging alles rasend schnell. Der fremde Wagen fuhr plötzlich zurück …
er hielt auch nicht an, als er längst aus der Parklücke gestoßen war … im
Gegenteil, er beschleunigte sogar, der Motor heulte laut auf. Ich dachte noch,
das darf doch nicht wahr sein, der Kerl muss doch sehen, dass er gleich auf den
Porsche knallt – da war’s auch schon passiert. Gleichzeitig mit dem Aufprall
hörte ich einen Schrei, er kam von Trost, das war … ich kann es nicht
beschreiben.« Schneider schlug die Hände vors Gesicht.
    Wolf konnte sich lebhaft vorstellen, was passiert war:
Trost war mit der Gewalt von fast zweihundert Pferdestärken buchstäblich an das
Heck seines Wagens geklebt worden.
    »Ich riss das Fenster auf und brüllte zu diesem
verdammten Idioten hinunter. Der muss das Bremspedal mit dem Gaspedal
verwechselt haben, dachte ich noch. Ich war wie von Sinnen …«
    »Dann stieg der Fahrer aus?«
    »Die Tür des Fahrzeugs wurde aufgerissen, ein Kerl
sprang heraus und rannte weg – rannte einfach weg, ohne sich um Herrn Trost zu
kümmern.«
    »Können Sie den Mann beschreiben?«
    »Ja, wie denn? Ich konnte doch nur eine schemenhafte
Gestalt erkennen, vielleicht zwei, drei Sekunden lang, schon war der Kerl in
der Dunkelheit verschwunden. Dann hörte ich, wie unter mir die Tür zur
Druckerei aufgerissen wurde und mehrere Leute hinausrannten, da hab ich den
Notruf gewählt.«
    Wolf tauschte einen Blick mit Marsberg. Wenn
Schneiders Darstellung stimmte – und es gab keinen Grund, daran zu zweifeln –,
dann war die Tat vorsätzlich begangen worden. Der Täter hatte auf Trost
gewartet und ihn im günstigsten Moment regelrecht hingerichtet.
    Schneider schüttelte den Kopf und sagte leise, wie zu
sich selbst: »Wie kann einer nur so dämlich sein? Beim Rückwärtsausparken einen
Mann totfahren und dann ohne die Karre den Tatort verlassen?«
    Sie baten Schneider, seine Aussage am nächsten Tag auf
dem Revier zu Protokoll zu geben, verabschiedeten sich und verließen das
Gebäude.
    »Alkohol?«, fragte Marsberg.
    »Rolf, wir wissen beide, dass es sich nicht um ein
Fahrerfluchtdelikt handelt. Trost wurde umgebracht, das ist für mich so klar
wie Kloßbrühe, und ich gehe jede Wette ein, dass das Tatfahrzeug gestohlen
wurde.«
    »Du hast ja recht, das würde voll ins Schema passen.«
Marsberg nickte. »Vielleicht haben wir Glück im Unglück, und dieser vierte …
was sage ich, dieser fünfte Mord bringt uns endlich voran?«
    In der Menge hinter dem rot-weiß gestreiften
Absperrband fiel Wolf ein Mann auf. Als dieser merkte, dass Wolf ihn ansah,
nahm er wie zufällig die Hand vors Gesicht, verdrückte sich auffällig hastig
nach hinten und war verschwunden. Eine Sinnestäuschung? Ach was, sagte sich
Wolf und schloss mit ein paar schnellen Schritten zu Marsberg auf.
    Sie saßen kaum im Wagen, als sich über Funk die
Zentrale meldete. »Wir haben den

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