Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
Vom Netzwerk:
bei uns in Überlingen abgeht?«
    Die Verunsicherung stand Kalaschnikow ins Gesicht
geschrieben. »Aus der Zeitung, Herr Kommissar, nur aus der Zeitung.«
    »Tja, die Welt ist schlecht«, entgegnete Wolf
leichthin. Er sah sich ausgiebig im Raum um, ehe er sich mit einer schnellen
Bewegung wieder Kalaschnikow zuwandte. »Was wollte Rechtsanwalt Pohl von dir?«
    Kalaschnikow seufzte und steckte sich umständlich
einen Zigarillo an, ehe er auf das speckige Sofa niedersank. »Nu bin ick aber
enttäuscht, Herr Kommissar«, dröhnte seine Stimme aus der wabernden Rauchwolke.
»Sie lassen mir beobachten?«
    »Wenn Pohl zu deinen momentanen Geschäftspartnern
zählt, hätte ich eigentlich Veranlassung dazu. Also, um was ging es?«
    »Nun ja …« Kalaschnikow dämmerte offenbar, dass er um
eine plausible Erklärung nicht herumkam. »Der Advokat wollte lediglich ‘ne
Auskunft, wa?«
    »Was für eine Auskunft? Lass dir nicht jedes Wort aus
der Nase ziehen, unsere Zeit ist kostbar. Also?«
    »Ick sach mal: Personenschutz, wa?«
    »Personenschutz? Also darauf habt ihr euch jetzt
verlegt?«
    »Ein ehrbares Handwerk, Herr Kommissar! Und janz lejal
anjemeldet!«
    »Verstehe. Pohl fühlt sich bedroht, und du sollst
verhindern, dass ihn das gleiche Schicksal wie seine Freunde ereilt. Ist es
so?«
    »Ick sehe, Se wissen Bescheid. Aber wie jesagt: Die
Sache steckt noch in die Kinderschuhe.«
    »Hat Pohl sich konkret über die Bedrohung geäußert?«
    »Sie sehen mich ratlos, Herr Kommissar. Dit war ja nur
‘ne Anfrage vom Herrn Doktor. Weder weeß ick, wer oder wat ihn bedroht, noch
ham wa über ‘nen präzisen Schutzplan jesprochen. Pohl will erst dann mit
Einzelheiten rausrücken, wenn er uns braucht. Allerdings hab ick dit vadammte
Jefühl, det er sich nich mehr viel Zeit lassen darf mit seiner Entscheidung.«
    Zwei
Minuten später hatten Wolf und Jo das ungastliche Haus wieder verlassen.
Während Jo gierig die frische Luft in die Lungen zog, kramte Wolf seine Zigaretten
heraus und steckte sich eine an. »Ich brauch das jetzt, sonst kann ich nicht
denken«, behauptete er.
    »Dann denken Sie mal laut, Chef. Ich kann mir nämlich
überhaupt keinen Reim auf die Veranstaltung eben machen. Habe immer nur Bahnhof
verstanden.«
    »Nun, Kalaschnikow und ich sind alte Bekannte«, begann
Wolf und spuckte einen Tabakkrümel aus. »Bei dem Verfahren, auf das er
anspielte, ging es um fingierte Fahrzeugdiebstähle, ein etwas fragwürdiger
Indizienprozess. Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob Kalaschnikow nicht
tatsächlich selbst der Geleimte war. Jedenfalls wurde er zu zwei Jahren mit
Bewährung verurteilt. Das Ganze liegt eineinhalb Jahre zurück, seitdem ist es
ruhig um ihn. Hat sich angeblich aufs Altenteil zurückgezogen, sein Sohn Piet soll
die Geschäfte weiterführen, munkelt man. Bis jetzt ist er allerdings noch nicht
aufgefallen.«
    »Und was hat es mit diesem ominösem Personenschutz auf
sich?«
    »Offensichtlich der Geschäftszweig, dem sich der
Kalaschnikow-Clan neuerdings verschrieben hat. Könnte natürlich bloß ein
Aushängeschild sein, um den wirklichen Geschäften einen seriösen Anstrich zu
geben.«
    »Meinen Sie, Kalaschnikow bringt das? Ich meine, als
Aufpasser?«
    »Pohl scheint davon überzeugt zu sein. Er hat
verständlicherweise Muffensausen, und da er sich nach Lage der Dinge schlecht
an uns wenden kann, muss er woanders Beistand suchen. Ich rechne ihn zu den
Anwälten, die zweifelhafte Leute vertreten und gelegentlich auch zweifelhafte
Aufträge zu vergeben haben. Bestimmt kennt er Kalaschnikow schon länger.
Allerdings schließe ich jede Wette ab, dass es bei Pohls Besuch vor wenigen
Minuten nicht nur um eine Anfrage ging. Mit Sicherheit hat Pohl dem alten
Gauner einen präzisen Auftrag erteilt.«
    »Wie … vor wenigen Minuten … soll das heißen, dass
Pohl vor uns bei Kalaschnikow war? Wie kommen Sie darauf?«, fragte Jo
überrascht.
    »Der Wagen auf dem Parkplatz hat Pohl gehört, nehme
ich an. Schwerer Mercedes, schwarz, mit Überlinger Kennzeichen. Nicht gerade
verbreitet in dieser Umgebung. Als wir ankamen, parkte er hier vor der Kneipe.
Jetzt ist er weg. Entweder waren wir zu langsam – oder jemand hat Kalaschnikow
gewarnt. Ja, so muss es gewesen sein! Vermutlich der Wirt. Nun gut, Pohl kann
selbst entscheiden, wem er sein Leben anvertraut. So oder so: Er geht uns nicht
durch die Lappen!«
    ***
    Philip
und Hape waren auf einer Anhöhe abgestiegen und hatten ihre Räder an einen Baum
gelehnt. Schwer

Weitere Kostenlose Bücher