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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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atmend tranken sie aus ihren Wasserflaschen und überblickten
den zurückgelegten Weg, auf dem irgendwann einmal Doc auftauchen musste. Da die
regulären Sportstunden durch Hajeks Fehlen ersatzlos gestrichen worden waren,
hatten sie sich für den Nachmittag selbst eine Trainingseinheit für den
bevorstehenden Triathlon auferlegt. Dafür gab es kaum eine geeignetere Strecke
als den Prälatenweg, der die Birnau mit dem Kloster Salem verband und über
sieben Kilometer durch abwechslungsreiches Gelände mit teils gepfefferten
Steigungen ins Hinterland führte. Mit Steigungen aber stand Doc auf Kriegsfuß.
Er war von den dreien der mit Abstand Leistungsschwächste. Da seine Freunde
jedoch nicht nur auf den Einzelsieg spekulierten, sondern auch als Mannschaft
aufs Treppchen wollten, musste nach ihrer übereinstimmenden Meinung dringend
Docs Kondition verbessert werden.
    »Wir dürfen den Bogen nicht überspannen, sonst schmeißt
Doc den Kram noch hin«, bemerkte Philip zwischen zwei Schlucken.
    »Alles eine Frage der Psychologie. Heut Abend nehm ich
ihn mir mal zur Brust. Danach wird er ganz wild darauf sein, sich bis zum
Gehtnichtmehr zu verausgaben, verlass dich drauf.«
    Philip lachte auf. »Möchte wissen, wie du das
anstellen willst.« Er sah zu dem idyllisch gelegenen Spitznagelhof hinüber, der
linker Hand inmitten saftiger Wiesen auf einem Hügel thronte. Unten war von Doc
noch immer nichts zu sehen, dabei hatten sie erst zwei Drittel der Strecke
bewältigt.
    »Ist doch merkwürdig – die Sache mit Hajeks Wagen,
mein ich«, kam Hape nach kurzem Grübeln auf das alles beherrschende Thema der
letzten Tage zu sprechen.
    Philip überlegte kurz, ehe er nickte. »Trost ist
bereits der vierte Tote nach Tammy. Und der Wagen, mit dem er um die Ecke
gebracht wurde, gehört unserem lieben Hajek. Da fällt es mir verdammt schwer,
an einen Zufall zu glauben.«
    »Aber was hat der mit den alten Säcken zu tun? Selbst
wenn er der Täter wäre: Hältst du ihn für so blöd, dass er seine Karre am
Tatort stehen lässt und zu Fuß flüchtet?«
    »Nur im Affekt. Würde aber überhaupt nicht zu ihm
passen.«
    »Vielleicht will ihm jemand die Schuld in die Schuhe schieben?
Hajek hat nicht nur Freunde, wie wir wissen.«
    »Kann sein, kann aber auch nicht sein. Jedenfalls,
wenn wir Gewissheit wollen, müssen wir wohl selbst aktiv werden, fürchte ich.«
    Hape bedachte Philip mit einem misstrauischen
Seitenblick. »Was soll das heißen? Du führst doch etwas im Schilde? Nun rück
schon raus damit!«
    »Überleg doch mal: Was von den Ermittlungen der
Polizei zu halten ist, das wissen wir spätestens seit meiner Verhaftung. Die
hätten mich am liebsten eingelocht und den Fall ad acta gelegt. Ob ich will
oder nicht, ich muss mir jetzt selbst helfen, zumal den Bullen bei gewissen
Recherchen die Hände gebunden sind.«
    »Welche Recherchen? Du hast doch nichts Illegales
vor?«
    »Keine Angst, ich zieh euch da nicht mit rein. Das
schaff ich schon alleine.«
    » Was schaffst du alleine?
Willst du etwa Hajek aufstöbern?«
    »Im Gegenteil – ich bin froh, dass er weg ist. So kann
ich ungestört seine Wohnung durchsuchen. Wenn er tatsächlich etwas mit den
Morden zu tun hat, dann müssten sich in seiner Wohnung doch irgendwelche
Hinweise auf die Art seiner Beteiligung finden lassen.«
    »Du willst wessen Wohnung
durchsuchen?«, ertönte in diesem Augenblick hinter ihnen eine Stimme. Von
beiden unbemerkt hatte sich Doc den Berg heraufgequält und Philips letzten Satz
gerade noch mitbekommen.
    »Jetzt dreht er vollends durch.« Hape deutete mit dem
Daumen auf Philip, nachdem er sich von seiner ersten Überraschung erholt hatte.
»Er will bei Hajek einbrechen.« Wieder an Philip gewandt, fügte er hinzu: »Das
ist strafbar, Mann!«
    »Falsch! Nach Paragraf 243 Strafgesetzbuch ist ein
Einbruch allein noch kein strafbarer Tatbestand, sofern man nichts mitgehen
lässt oder beschädigt.«
    »Sieh an, der Herr hat sich bereits gründlich
vorbereitet. Na prima!« Hape verdrehte die Augen. »Spielst du jetzt den Rächer
der Enterbten, oder was? Du hast wohl noch nicht genug? Mensch, Philip, lass
die Finger von solchen Geschichten, du reitest dich nur noch tiefer rein.«
    »Und wie willst du in Hajeks Wohnung kommen?«,
überging Doc diesen Einwand.
    Verdutzt starrte Hape ihn an. »Wie … heißt das etwa,
du befürwortest diesen bescheuerten Plan? Mann, ich fass es nicht!«
    Doc wiegte bedächtig den Kopf. »So bescheuert find ich
das gar nicht –

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