Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
Vom Netzwerk:
vorausgesetzt, Philip fängt es richtig an. Vor allem muss er
erst mal in Hajeks Wohnung kommen.«
    »Das ist das Problem«, räumte Philip ein. »Mit einer
Plastikkarte wie in Zünglis altem Gemäuer in Romanshorn wird es wohl kaum
funktionieren.«
    »Vergiss es! Das klappt nur im Fernsehen. Nein, was du
brauchst, ist professionelles Spezialwerkzeug. Da das Haus höchstens zwei Jahre
alt ist, verfügen die Türen auf jeden Fall über moderne Sicherheitsschlösser,
wahrscheinlich eine Schließanlage. Wenn du es schaffst, irgendwie ins
Treppenhaus zu gelangen, solltest du Hajeks Wohnungstür mit einem HPC -Elektropick knacken können. Das ist eine
akkubetriebene Sperrpistole. Arbeitet nach dem Perkussionsprinzip, ist also
ideal für alle mehrstiftigen Zuhaltungszylinder. Wenn du willst, kann ich dir
so ein Ding beschaffen.«
    Philip und Hape kamen aus dem Staunen nicht heraus. »Woher
weißt du das alles?«
    »Halb so wild«, grinste Doc. »Schließlich muss ein
Onkel, der seit Jahren einen Schlüsseldienst betreibt, ja auch mal für etwas
gut sein, oder? Aber fragt nicht weiter, es ist besser, ihr wisst nicht zu
viel.« Er dachte kurz nach. »Wenn ich es recht bedenke, existiert vom
Hersteller des Gerätes sogar eine DVD . Solltest
du dir unbedingt reinziehen, Philip. Etwas Vorkenntnis über die Anwendung des
Werkzeugs könnte nicht schaden. Ich kümmere mich darum, sobald wir zurück
sind.«
    ***
    Philip
pochte das Herz bis zum Hals, als er auf Hajeks Haus zuschritt. Vom Münsterturm
hatte es eben sieben geschlagen. Jetzt, Ende Oktober, war es draußen bereits
dunkel, zumal sich der Mond hinter eine dichte Wolkendecke verzogen hatte.
Nicht ohne Grund hatten sie sich für diese Stunde entschieden: Im Falle eines
Falles würden es die herrschenden Lichtverhältnisse einem Hausbewohner
erschweren, sich Philips Gesicht allzu genau einzuprägen – falls er überhaupt
jemand begegnete. Zusätzlich wollte er sich, um ganz sicherzugehen, mittels
einer Brille und einer tief ins Gesicht gezogenen Baseballmütze auch äußerlich
unkenntlich machen.
    Nach vielem Hin und Her hatte sich endlich auch Hape
bereit erklärt, die Aktion zu unterstützen. Zusammen mit Doc saß er in diesem
Augenblick in einem Wagen unweit von Hajeks Haus, um die Umgebung zu beobachten
und sich nähernde Personen sofort zu melden. Darüber hinaus sollten sie in
einem eventuellen Notfall als schnelle Eingreiftruppe fungieren.
    Am Hauseingang warf Philip einen kurzen Blick auf das
Klingeltableau. Es enthielt sieben Schildchen, auf dem obersten stand »Hajek«.
Also bewohnte er das Penthouse! Das passte zu diesem Windhund. Und es machte
die Sache ein ganzes Stück leichter, da sich auf dieser Etage offenbar keine
weitere Wohneinheit befand. Wahllos drückte Philip auf einen Knopf. » K.H.  Röhrle«, stand da. Genauso gut hätten die
Leute auch Müller, Schulze oder Prschtschbilsky heißen können, Hauptsache,
irgendjemand ließ ihn ins Haus.
    Ein leicht verzerrtes »Ja, bitte?« quäkte aus der
Sprechanlage.
    Jetzt geht’s um die Wurst, dachte Philip. »Ich habe
hier einen Eilbrief für Herrn Hajek. Dürfte ich die Sendung vielleicht bei
Ihnen abgeben? Herr Hajek scheint nicht da zu sein.«
    Anstelle einer Antwort schnarrte der Türöffner. Das
Geräusch fegte, wie bei einem Schauspieler, der endlich die Bühne betritt, mit
einem Schlag Philips Hemmungen und Ängste beiseite. Ab jetzt hatte er nur noch
sein Ziel vor Augen, und das hieß: möglichst unauffällig in Hajeks Wohnung
gelangen. Den Aufzug ließ er links liegen, gewohnheitsmäßig steuerte er die
Treppe an. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, erreichte er den ersten Stock.
Unter einer der beiden Wohnungstüren stand ein jüngerer Mann in lässigem
Freizeitlook, flankiert von zwei kleineren Kindern, die sich an seiner Hose
festhielten und dem Boten neugierige Blicke entgegenwarfen.
    »Herr Röhrle?«, fragte Philip.
    Der Mann nickte und nahm die Sendung anstandslos
entgegen.
    »Danke. Sehr freundlich von Ihnen. Einen schönen Abend
noch.« Philip begann, die Treppe hinabzusteigen. Nach wenigen Stufen drehte er
sich um und tat, als wolle er seinen Worten etwas hinzufügen, doch wie erwartet
hatte sich der Mann bereits zurückgezogen und die Tür geschlossen. Horchend
verharrte Philip noch einen kurzen Moment auf der Stelle. Als sich nichts
rührte, stieg er schnell nach oben, sorgfältig darauf bedacht, jedes Geräusch
zu vermeiden.
    Oben angelangt, sah er seine Vermutung bestätigt:

Weitere Kostenlose Bücher