Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
Vom Netzwerk:
Auf
dieser Etage befand sich nur eine Tür, was auf eine überaus geräumige
Penthousewohnung schließen ließ. Philip hätte gar zu gerne gewusst, wie Hajek
sich von seinem Lehrergehalt eine solche Immobilie leisten konnte – oder wohnte
er hier nur zur Miete? Egal, für ihn war jetzt nur wichtig, dass es keine
Nachbarn gab, von denen er Überraschungen zu befürchten hatte.
    Noch auf der Treppe setzte er die mitgebrachte
Stirnlampe auf, fischte vorsichtig das Etui mit dem HPC -Elektropick
aus seiner Jackentasche und wählte nach einem prüfenden Blick auf den
Schließzylinder einen Einsatz aus. Noch während er ihn in die Sperrpistole
einsetzte, verlöschte das Treppenhauslicht. Für den Bruchteil einer Sekunde
geriet er in Panik, fühlte sich ertappt, bis er realisierte, dass die
plötzliche Dunkelheit nicht auf menschliches Zutun, sondern auf das
vorprogrammierte Wirken des Lichtautomaten zurückzuführen war. Schnell knipste
er seine Stirnlampe an und holte noch einmal tief Luft, ehe er den Einsatz
vorsichtig in den Zylinder einführte. Jetzt zahlte es sich aus, dass er am
Nachmittag mit Doc zusammen das Gerät eingehend studiert und an einer Reihe
unterschiedlicher Sicherheitsschlösser getestet hatte.
    Seine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Erst
der vierte Einsatz passte. Philip war nicht wenig erleichtert, als er ein kaum
hörbares Klicken wahrnahm – das Gerät hatte endlich auch den letzten
Sicherungsstift angehoben. Siegessicher drehte er das Werkzeug nach rechts.
Doch da war plötzlich ein Widerstand. Verdammt, musste er noch einmal von vorne
beginnen? Mit dem Mut der Verzweiflung verstärkte er den Druck. Und
tatsächlich: Die Nase des Zylinders drückte die Sperre nach oben und schob den
Riegel zurück – das Schloss war offen, der Eingang frei.
    Vorsichtshalber trat Philip noch einmal ans Geländer,
um einen Blick hinunter ins Treppenhaus zu werfen. Alles paletti, seinem
Erkundungsgang stand nichts mehr im Wege.
    Eine
Viertelstunde später ließ sich Philip enttäuscht in einen der weichen
Ledersessel sinken, die den Mittelpunkt von Hajeks modern eingerichtetem
Wohnraum bildeten. Außer kaum wahrnehmbaren Musikfetzen und hin und wieder
einem schwachen Geräusch aus den unteren Wohnungen war nichts zu ihm
hochgedrungen. Auch Doc und Hape hatten sich nicht gemeldet. Voller Hoffnung
hatte er sich zunächst über Hajeks Wohnzimmer hergemacht und besonders der
Schrankwand erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. Peinlich genau hatte er darauf
geachtet, dass seine Stirnlampe keines der Fenster streifte. Doch so gründlich
er auch suchte: Weder fand er verräterische Papiere oder Fotos noch verdächtige
Gegenstände, die in irgendeinem Zusammenhang zu Trost und seinen feinen
Freunden oder gar zum Tod seiner Schwester hätten stehen können. Hajek schien
gewissermaßen clean zu sein.
    Philip war daraufhin ins Schlafzimmer gewechselt. Das
einzig Bemerkenswerte in diesem Raum war jedoch eine breite Palette
unterschiedlichster Präservative, die offen in einer silbernen Schale neben dem
französischen Bett lagen und in Farbe und Ausstattungsdetails kaum Wünsche
offenließen.
    Als letzten größeren Raum hatte er sich Hajeks
Arbeitszimmer vorgenommen. Auch dort verlief die Suche zunächst ergebnislos.
Bergeweise hatte er Kontoauszüge durchgeblättert und sich über Hajeks
zahlreiche Bankverbindungen gewundert, hatte Lehrpläne und Unterrichtsmappen
angelesen und Hajeks private Korrespondenz überflogen, bis er schließlich auf
ein Fach mit Kalendern und Notizbüchern gestoßen war. Doch selbst ein
Taschenkalender mit der aktuellen Jahreszahl enthielt außer einer Fülle von
Namen – überwiegend weiblichen – sowie zahlreichen Kürzeln und Nummern nichts,
was Philips Verdacht erregt hätte.
    Erneut ließ er die Augen durch den Raum schweifen.
Hatte er ein Möbelstück ausgelassen, ein potenzielles Versteck übersehen? Sein
Blick blieb an Hajeks PC hängen. Ohne große
Hoffnung ging er noch einmal zum Schreibtisch und schaltete den Rechner an. Wie
erwartet scheiterten seine Bemühungen kurz darauf an der Passwortabfrage.
Logisch: Wenn Hajek wirklich Dreck am Stecken hatte, dann war vor allem sein
Rechner gegen unerlaubte Zugriffe gesichert.
    Sollte der ganze Aufwand für die Katz gewesen sein? So
rasch es ging lief Philip durch die restlichen Räume, inspizierte flüchtig
Schubladennischen und sah unter Tische, durchsuchte zuletzt sogar Kleider- und
Wäschestapel – nichts! Mehr als einmal verfluchte

Weitere Kostenlose Bücher