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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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Sohn liebt das Risiko. Aber darüber hinaus weiß ich nichts vom Tauchen und kann mir deswegen auch keine Gedanken darüber machen.«
    »Ihr Sohn ist beim Tauchen verunglückt.«
    »Das dachte ich mir.«
    »Wieso?«
    »Na, weil Sie vom Tauchen angefangen haben.«
    Strobl grinste.
    »Er liegt im Koma im Klinikum Kempten«, blaffte Kluftinger. Es schien ihm, als wollte der Alte ein Spiel mit ihnen spielen. »Vielleicht wacht er nicht mehr auf …«
    »Das will ich nicht hoffen.«
    »Hätten Sie ihn am Tauchen gehindert, wenn Sie gewusst hätten, was passieren kann?«
    Friedel Marx und Eugen Strobl blickten sich an und nickten. Ihnen war klar, was Kluftinger vorhatte: Er wollte den Alten aus der Reserve locken, indem er ihm unterschwellig Vorwürfe machte und er darauf eingehen würde.
    »Mein Sohn lebt sein eigenes Leben. Auch ich habe früher das Risiko nicht gescheut.«
    »Möglicherweise ist Ihr Sohn auch gar nicht verunglückt.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Es könnte sein, dass jemand bei dem vermeintlichen Unfall nachgeholfen hat.«
    »Das glauben Sie doch selbst nicht.«
    »Ich glaube nicht, ich weiß.«
    »Unsinn.«
    »Nein, im Ernst, Herr Röck. Es gibt Hinweise darauf.«
    Jetzt erhob sich der Alte zu aller Überraschung aus seinem Stuhl und schlurfte auf die Couch zu, auf der auch Kluftinger saß.
    »Was soll denn das jetzt? Wollten Sie mir sagen, wie es meinem Sohn geht, oder wollten Sie irgendwelche abstrusen Theorien aufstellen?«
    »Ich will gar keine Theorien aufstellen. Ich sage nur, dass es nach unseren Erkenntnissen kein Unfall war.«
    Röck wurde ungehalten: »So? Und was wollen Sie damit andeuten? Dass mein Sohn in irgendwelche Machenschaften verwickelt ist? Ich würde mich hüten, solche Andeutungen zu machen. Und vor allem, wenn sie auf bloßen Vermutungen basieren. Mein Sohn liebt eben die Gefahr, das habe ich bereits gesagt. Und der Alatsee ist nun mal ein teuflisches Gewässer.«
    »Das schon, aber der See haut keinem stumpfe Gegenstände über den Schädel.«
    »Aber wenn man ungeschickt hineinspringt kann so einiges passieren, er wäre da nicht der Erste.«
    »Was macht Ihr Sohn denn beruflich?«, wechselte Kluftinger unvermittelt das Thema.
    »Er hat studiert, jetzt orientiert er sich gerade neu. Wieso fragen Sie?«
    »Nun, weil er bei einer wissenschaftlichen Exkursion dabei war.«
    »Und?«
    »Unter dem Namen Jochen Bühler.«
    Kluftingers Gegenüber schwieg. Erst nach einer Weile sagte er: »Sie scheinen mehr über meinen Sohn zu wissen als ich.« Beinahe tat dem Kommissar der alte Mann leid. Vielleicht war er etwas zu hart rangegangen. Aber er hatte ihn regelrecht herausgefordert.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür und die Haushälterin kam herein: »Herr Röck, es wird Zeit für Ihre Spritze.«
    Wieder ein Satz, der auch in Derrick hätte fallen können, dachte der Kommissar. Er überlegte, ob er sich erheben oder schon zum Ausgang gehen sollte, bevor er noch eine Frage stellen würde, mit der er den alten Mann überrumpeln wollte. Er entschied sich dafür, sitzen zu bleiben.
    »Wir gehen gleich. Oder brauchen Sie diese Spritze sofort? Ich hätte nämlich noch eine Frage.« Kluftinger bemühte sich, dem Satz einen möglichst beiläufigen Klang zu verleihen.
    »Nein, nein, so sehr eilt es nicht. Nur eine Insulinspritze. Der Zucker, Sie verstehen.«
    Kluftinger nickte. Die anderen waren bereits aufgestanden, als der Kommissar noch einmal ansetzte: »Diese eine Frage, die mich noch beschäftigt, ist folgende: Ich habe Ihnen gerade alles Mögliche über Ihren Sohn erzählt. Eine Sache jedoch nicht.«
    Seine Kollegen starrten ihn ein paar Sekunden an, dann ließen sie sich mit offenen Mündern auf die Couch sinken. Gut, dachte er, sie hatten verstanden. Ganz im Gegensatz zu Johann Röck, der ihn fragend ansah und den Kopf schüttelte.
    »Ich habe Ihnen nichts vom Alatsee gesagt.«
    Kluftinger beobachtete die Reaktion des Mannes ganz genau: Er konnte förmlich dabei zusehen, wie ihm die Farbe aus dem Gesicht wich. Seine Falten schienen noch tiefer als vorher. Nur das Ticken der großen Wanduhr erfüllte nun den Raum. Dann verengten sich Röcks Augen und er räusperte sich: »Natürlich haben Sie mir das gesagt, woher sollte ich es sonst wissen?«
    »Genau das ist die Frage.«
    Röck blickte nun zum ersten Mal Kluftingers Kollegen an. Unsicher wanderte sein Blick von einem zum anderen.
    »Ich hab’s auf dem Foto erkannt, das Sie mir gezeigt haben.«
    »Unmöglich«, antwortete

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