Seehaie
Haftrichter
einschalten. Außerdem haben Sie eine saftige Dienstaufsichtsbeschwerde am Hals,
das garantiere ich.«
Zuckerbrot und Peitsche! Wolf und Marsberg sahen sich
an. Dann teilte Wolf Hayder das Ergebnis ihres stummen Zwiegesprächs mit: »Nun
müssen wir uns kurz unter vier Augen beraten. Bitte
gedulden Sie sich einen Moment.«
In Wolfs Büro kratzte sich Marsberg nachdenklich am
Ohr. »Dumm gelaufen«, sagte er. »Wer konnte auch ahnen, dass wir es in diesem
Stadium mit Hayder zu tun haben? Der hat uns gekonnt ausmanövriert. Wenn du
mich fragst, sollten wir den Vogel besser fliegen lassen, was meinst du?«
In Wolfs Gesicht schlich sich ein Grinsen. »Nein,
Rolf, so schnell werfen wir die Flinte nicht ins Korn. Noch haben wir ein
heißes Eisen im Feuer: Starek. Ich gehe jetzt zurück und signalisiere Hayder,
dass er mit seinem Mandanten abziehen kann. Du gehst in Raum zwo und lässt, für
Starek hörbar, durchblicken, dass wir Maywaldt laufen lassen müssen, mehr noch:
dass Maywaldt das Unschuldslamm mimt und ihm wohl nicht beizukommen ist.
Vielleicht lockert das Stareks Zunge, und wir kriegen doch noch eine Handhabe
gegen Maywaldt.«
Als
Wolf in den Vernehmungsraum zurückkehrte, standen Maywaldt und Hayder am
Fenster und unterhielten sich angeregt. Am liebsten hätte Wolf dem Müllfritzen
die Fresse poliert und anschließend seinem Rechtsverdreher ins verlängerte
Rückgrat getreten – gerne auch in der umgekehrten Reihenfolge. Wolf war sich
ganz sicher, dass Maywaldt Dreck am Stecken hatte. In dieser Beziehung traute
der Hauptkommissar Stareks Aussagen mehr als Hayders Gesülze.
Es war bitter, aber in diesem Augenblick, so schien
es, hatten sie keine andere Wahl, als den MERAG -Boss
ziehen zu lassen.
Die Unterhaltung der beiden erstarb bei Wolfs
Eintritt. Beinahe körperlich spürte er ihre erwartungsvollen Blicke. Dennoch
musste er versuchen, Zeit zu schinden – Zeit, die Starek brauchte, um sie
vielleicht doch noch mit Munition gegen Maywaldt zu versorgen.
Und so vage ihm diese Möglichkeit zunächst auch
erschienen war – seine Rechnung ging auf, wenn auch ganz anders, als er es sich
vorgestellt hatte. Er wollte eben zu einer Antwort ansetzen, als im Nebenraum
Unruhe entstand. Gleich darauf wurde die Verbindungstür aufgerissen, Starek
erschien, das Hemd vorne aufgerissen, direkt dahinter Kalfass, der offenbar
vergeblich versucht hatte, ihn am Betreten des Nebenraumes zu hindern. Ein
kurzer Orientierungsblick, schon stürmte Starek auf Maywaldt zu und drängte den
völlig Überraschten in eine Ecke. Dabei legte er ihm den rechten Arm um den
Hals und drückte heftig zu, sodass dem Müllkönig beinahe die Augen aus dem Kopf
quollen. Wolf, Marsberg und Kalfass hatten sich schnell von ihrer Überraschung
erholt und machten Anstalten, Starek von seinem Opfer wegzureißen.
»Zurück«, rief Starek schneidend. »Hinter den Tisch,
alle, oder ich schneide dem Schwein die Kehle durch.«
Jetzt erst sahen sie, dass Stareks Rechte etwas
umklammerte. Es war ein etwa zehn Zentimeter langer, unscheinbarer grauer
Gegenstand, der vorne spitz zulief und scharf wie ein Rasiermesser sein musste,
denn am Hals des Müllkönigs zeigte sich bereits ein feiner, blutender Schnitt.
»Macht, was er sagt«, rief Wolf und trat langsam
einige Schritte zurück. Zögernd folgten ihm die anderen. »Und nimm die
verdammte Pistole runter«, bellte er in Richtung Kalfass.
Starek schien sich etwas zu entspannen. »Ich rate
jedem, sich nicht täuschen zu lassen. Die Klinge hier ist keineswegs so
unscheinbar, wie sie aussieht. Wenn ihr ruhig bleibt und Abstand haltet,
passiert nichts. Ansonsten fließt Blut, das garantiere ich. Ich habe ohnehin
nicht mehr viel zu verlieren.« Noch immer lag die Klinge auf Maywaldts
ungeschütztem Hals, während Stareks Linke ihm wie mit einem Schraubstock die
Arme an den Leib presste. »Ich hab keine Lust, für dieses Schwein hier den
Sündenbock zu spielen. Diesmal soll man nicht nur die Kleinen hängen, diesmal
müssen auch die Großen dran glauben.«
»Herr Starek, verschlimmern Sie Ihre Lage nicht noch
zusätzlich. Lassen Sie den Mann frei. Ich verspreche Ihnen …«
»Pah, Herr Kommissar, dieses Versprechen können Sie nicht einlösen. Den kriegen Sie nie hinter Gitter, dafür ist der viel zu gerissen. Glauben Sie mir,
ohne meine Hilfe sind Sie verratzt! Haben Sie hier einen Internetzugang?«
»Wie bitte? Ich verstehe nicht …«
»Hab ich gestottert oder sind Sie des Deutschen
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